Klinikum Bogenhausen als Vorreiter

Weltweit erste Behandlung eines großen Blutgerinnsels direkt am Aortenbogen

Imam T. (vorne) mit dem interdisziplinären Team des Klinikums Bogenhausen, welches den Eingriff durchgeführt hat.	Foto: Städtisches Klinikum München GmbH

Imam T. (vorne) mit dem interdisziplinären Team des Klinikums Bogenhausen, welches den Eingriff durchgeführt hat. Foto: Städtisches Klinikum München GmbH

Bogenhausen · Blutgerinnsel in der Hauptschlagader können unter anderem ursächlich für Hirninfarkte sein. Die Behandlung gestaltet sich gerade bei mehrfach erkrankten und geschwächten Patienten schwierig.

Im Klinikum Bogenhausen kam weltweit zum ersten Mal eine neuartige kathetergestützte Absaugung direkt am Aortenbogen zum Einsatz, um die Hauptschlagader schonend von einem großen Blutgerinnsel zu befreien.

Als der 70-jährige Imam T. in die Klinik für Kardiologie kam, war der Patient in einem sehr schlechten Gesundheitszustand. Es bestanden mehrfache Vorerkrankungen – eine Therapie gilt bei solchen Patienten als besonders herausfordernd. Aber erst in der Computertomographie (CT) und nach dem Herzultraschall sollte sich herausstellen, wie schwierig die Behandlung werden würde.

Standardtherapie barg zu viele Risiken

Bei Imam T. konnte in der Hauptschlagader (Aortenbogen) ein großes Blutgerinnsel (Thrombus) nachgewiesen werden, das bereits in Milz und Niere gestreut hatte. Eine Standardtherapie hätte zu viele Risiken gehabt. Markus Deichstetter, der Oberarzt der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Klinikum Bogenhausen, erklärt, warum: »Eine Operation war aufgrund der Mehrfacherkrankungen und der Lokalisation des Gerinnsels nicht möglich. Unter Blutverdünnung entwickelte der Patient zudem eine starke Magenblutung. Auch die Versorgung mit einer Gefäßstütze schied aufgrund der Größe des Thrombus und des hohen Schlaganfallrisikos aus.«

Die Ärzte entschieden sich deshalb für die weltweit erste Therapie mit einem neuartigen Absaugsystem am Aortenbogen. Bei dem Absaugvorgang wird mittels Gefäßzugangs über die Beinarterie ein Katheter mit größerem Durchmesser bis kurz vor das Blutgerinnsel vorgebracht. Durch Anschluss des Katheters an eine Pumpe außerhalb des Körpers, kann das Thrombusmaterial abgesaugt und durch einen Filter vom Blut getrennt werden. Anschließend wird das gereinigte Blut dem Körper wieder über die Vene zugeführt.

Über die neue Behandlungsmethode entschieden Kardiologen, Gefäßchirurgen, Herzchirurgen und Anästhesisten als Team gemeinsam. Der Patient und seine Familie wurden eng in den Entscheidungsprozess mit eingebunden.

Heute, ein Jahr später, geht es dem Patienten nach Angaben des Klinikums »sehr gut«. Er kommt regelmäßig zu Kontrollterminen in das Klinikum Bogenhausen. Die Behandlungsmethode hat mittlerweile europaweit Beachtung gefunden.

Artikel vom 04.08.2017
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...