Grünfläche statt Wohnungen

Anwohner gegen geplante Bebauung mit 80 Wohnungen an der Fauststraße

Trudering · Die Münchner Umweltreferentin Stephanie Jacobs will Grünräume im Stadtgebiet erhalten, weitere schaffen und Flächen entsiegeln. Deshalb beinhaltet ihr im November 2016 dem Stadtrat vorgelegter Maßnahmenkatalog auch den Ankauf von Grundstücken durch die Stadt.

Jacobs Einsatz für Grünräume erfreut viele Münchner, aktuell ganz besonders Bewohnern der Truderinger Grenzkolonie. Denn hier sollen in einem Grundstück an der Fauststraße 90 in mehreren drei- bis viergeschossigen Gebäuden 80 Wohnungen entstehen. Das Grundstück wurde über Jahrzehnte als Freizeiteinrichtung mit Turnhalle und zuletzt als provisorische Unterkunft für Asylbewerber genutzt. »Das Pikante daran ist, dass das Grundstück im Landschafts- und Wasserschutzgebiet liegt und bauliche Veränderungen von der Stadt bisher strikt abgelehnt wurden. Erst nach dem Verkauf des Grundstücks 2013 vom Inhaber Isar-Gymnasium an die Firma Optima stellten fünf Stadträte einen Antrag auf Beplanung. Rätselhaft wie diese Kehrtwendung sind Angaben in den Sitzungsvorlagen des Baureferats. So etwa die Ausmaße zur Versiegelung, die gemäß amtlichem Planungsziel geringer sein soll als bisher. Doch aktuell sind 1700 m² Fläche versiegelt und künftig sollen es 2200 m² zuzüglich der Fläche für die Tiefgarage sein. Das Baureferat geht allerdings von über 5000 m² bestehender versiegelter Fläche aus«, teilt die zusammengeschlossene Interessengruppevon Anwohner und Nachbarn des Grundstücks an der Fauststraße 90 in der Truderinger Grenzkolonie mit. »Die zuständigen Bezirksausschüsse (BA) Trudering-Riem und Ramersdorf-Perlach scheinen sich für die Renaturierungsabsichten der Umweltreferentin und für Planungsdetails weniger zu interessieren. Auch das begründete strikte Nein des BUND Naturschutz zur geplanten Bebauung, unter anderem mit Hinweis auf den gesetzlich vorgeschriebenen aber fehlenden Umweltbericht, kommt in BA-Stellungnahmen nicht vor. Beide Gremien stimmten der vom Referat für Stadtplanung und Raumordnung erstellten Bauplanung nahezu vorbehaltlos zu. Lediglich die Wegstrecke für die neuen Bewohner zur Buslinie 194 soll durch Verlegung der Endhaltestelle von der Nauestraße an den Schanderlweg verkürzt werden.

Die Anwohner sind entsetzt über die BA-Entscheidungen zu Gunsten einer massiven Bebauung und einer Verlegung der Busendhaltestelle. Es gibt in der Grenzkolonie mit Gartenstadtcharakter nichts Vergleichbares. Ein Bauvorhaben in diesem Ausmaß würde deshalb neue und völlig überdimensionierte Maßstäbe am Rande der Bannwaldlinie setzen. Zudem befürchten sie eine weitere Verschärfung der Verkehrssituation in den ohnehin mit 5,40 Metern Breite – nicht 8 Meter, wie im Planungsbeschluss der Stadt genannt – recht engen und nicht ausbaufähigen Straßen des Wohngebiets. Schon jetzt sind die Straßen häufig halbseitig zugeparkt, somit nur einseitig befahrbar und in einem teilweise erbärmlichen Zustand. Bei 80 Wohnungen wird mit mindestens 120 zusätzlichen PKW und Verkehrschaos, auch durch die Verlängerung der Buslinie zu rechnen sein. Wie Hohn klingt es den Gegnern des Bauvorhabens in den Ohren, wenn die Planer meinen, die verkehrliche Erschließung in dem Wohngebiet sei gewährleistet«, so die Interessengruppe weiter.

Unverständlich erscheint den Anwohnern die Planung

dieses Wohnquartiers auch unter dem Aspekt der Anbindung an die Infrastruktur. Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte sowie Sozial- und Sporteinrichtungen sind weit entfernt. Der BUND Naturschutz befürchtet, dass Bauprojekte wie diese zur Errichtung von Wohnungen über Kurz oder Lang den Ausbau der umgebenden Infrastruktur nach sich ziehen. Er hält eine solche Folge in diesem Gebiet für unverantwortlich. Noch hoffen die Anwohner auf Einsicht und Weitsicht der Planer und der Politiker in den Bezirksausschüssen und im Stadtrat und fordern die Wiederbelebung der Freizeiteinrichtung. Gerade die Nutzung der Turnhalle könnte der Öffentlichkeit und Vereinen zu Gute kommen und dem Mangel an Sportstätten entgegenwirken. Sollte diese geplante Grünraumvernichtungen mit der Wohnungsknappheit begründet wären, so sind nach Ansicht der Anwohner weiteren Flächen-Umwidmungen und Herausnahmen aus dem Landschafts- und Wasserschutzgebiet durch die Stadt Tür und Tor geöffnet. Auf Antrag der Anwohner findet nun am Mittwoch, 26. Juli, ab 19 Uhr im Kulturzentrum Trudering (Wasserburger Landstraße 32), die BA-Erörterung statt. Anwohner aus Trudering und anderen Stadtteilen können hierbei den dringend notwendigen Grün-Erhalt in München mit unterstützen.

Artikel vom 20.07.2017
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