»Ein großer Gewinn«

Stadt München übernimmt das Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor

Museumsleiterin Sabine Rinberger (kleines Bild) hat sich dafür eingesetzt, dass das Valentin-Karlstadt-Musäum ein städtischer Betrieb wird.	Fotos: Valentin-Karlstadt-Musäum

Museumsleiterin Sabine Rinberger (kleines Bild) hat sich dafür eingesetzt, dass das Valentin-Karlstadt-Musäum ein städtischer Betrieb wird. Fotos: Valentin-Karlstadt-Musäum

München/Altstadt · Seit mehr als einem halben Jahrhundert huldigt man im Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor dem Münchner Urgestein Karl Valentin. Was selbst Stammgästen unbekannt sein dürfte: Das Haus mit seinen eigenwilligen Exponaten, Installationen und originalen Fotografien zählt nicht zu den öffentlichen Münchner Museen, sondern wurde von Anbeginn privat betrieben.

Das soll sich nun ändern: Der Kulturausschuss der Landeshauptstadt hat die Umwandlung des Museums in einen städtischen Betrieb beschlossen. Von Musikinstrumenten bis hin zu von Karl Valentin selbst gedrechselten Gegenständen findet man im Valentin-Karlstadt-Musäum allerlei Zeugnisse aus dem Leben des großen Münchner Komikers und von Liesl Karlstadt. Was fehlt, ist indes die Literatur Karl Valentins.

»Wer eine wissenschaftliche Arbeit über ihn schreiben will, muss nach Köln fahren«, sagt Sabine Rinberger, die das Museum seit 13 Jahren leitet. Den Nachlass Karl Valentins erwarb der Kölner Theaterwissenschaftler Carl Niessen, er befindet sich am Theaterwissenschaftlichen Institut der Stadt. Die Landeshauptstadt München hatte das Angebot für den Kauf der Werke von Valentins Witwe und Tochter Anfang der 1950er Jahre ausgeschlagen – trotz des günstigen Preises von nur 7.000 Mark.

»Diese Begebenheit zeigt, was für eine zwiespältige Haltung die Stadt zu Karl Valentin hat«, mahnt Rinberger. Was heute in München von dem besonderen Komiker in dem ihm gewidmeten Museum zu sehen ist, stammt von dem Kunstmaler und Sammler Hannes König. Dieser habe noch persönlich für Valentin gearbeitet, berichtet Rinberger. In privater Initiative eröffnete er 1959 im Isartor das Valentin-Musäum. Die Stadt München überließ ihm dort zwar mietfrei die Räume. Den Betrieb des Museums unterstützte sie jedoch nicht.

Nach seinem Tod 1989 vermachte König seine Sammlung dem Stadtmuseum mit der Auflage, sie weiterhin museal auszustellen. Doch auch diese Erbschaft motivierte die Münchner Kulturpolitik nicht dazu, die Trägerschaft für das Museum zu übernehmen. Den Betrieb führte Königs Lebensgefährtin Gudrun Köhl weiter – ebenfalls privat.

Als Köhl sich 2004 zurückzog, wurde Sabine Rinberger zur neuen Leiterin. »Den ersten städtischen Zuschuss haben wir 2015 bekommen«, sagt sie. Doch auch ohne Gelder der öffentlichen Hand hat sich das Valentin-Musäum zur fest etablierten Institution und Attraktion entwickelt. Abgesehen von großen Flaggschiffen wie dem Lenbachhaus und dem Deutschen Museum spiele ihr Haus mit etwa 50.000 bis 60.000 Besuchern pro Jahr in der Münchner Museumslandschaft ganz oben mit, betont Rinberger.

Langfristig sei ein privater Betrieb jedoch riskant. Wenn das Haus kommerziell genutzt werde, sei zu befürchten, dass das Museum in seiner derzeitigen Form nicht erhalten werden könne. »Dann wird der Ort vielleicht zum Event-Tempel, und die Ausstellung ist nur noch Dekoration«, meint Rinberger. Um dies zu vermeiden, habe sie eine Übernahme durch die Stadt München forciert. Es sei zwar »einiges an Kommunikationsarbeit« nötig gewesen, um den Stadtrat zu überzeugen.

Nun hat der Kulturausschuss jedoch zugestimmt. Es sei ein »großer Gewinn«, das beliebte Valentin-Karlstadt-Musäum als städtisches Museum zu erhalten, schwärmte unlängst Klaus Peter Rupp, kulturpolitischer Sprecher der Rathaus-SPD. Die Museumsleitung könne nun durch städtische Mitarbeiter unterstützt werden. Vorgesehen seien zur Finanzierung des Hauses rund 280.000 Euro im Jahr.

Die Besucher hingegen werden von der neuen Eigentümerin vermutlich nichts bemerken. Genau dies sei das Ziel des Vorstoßes gewesen, erläutert die Museumsleiterin: »Wir wollten sicherstellen, dass alles bleibt, wie es ist.«

Julia Stark

Artikel vom 20.07.2017
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