Die Karriere der Moskauer Nächte

Seidlvilla: Jubiläumskonzert für Komponist Solowjow-Sedoi

Solowjow-Sedoi: Ein »nichtssagendes Liedchen« wurde sein größter Erfolg.	Foto: VA

Solowjow-Sedoi: Ein »nichtssagendes Liedchen« wurde sein größter Erfolg. Foto: VA

Schwabing · Der Verein MIR e.V., Zentrum russischer Kultur in München, veranstaltet am Freitag, 23. Juni, in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, anlässlich des 110. Geburtstages des Komponisten Wassilij Solowjow-Sedoi ein Jubiläumskonzert, bei dem seine berühmtesten Lieder präsentiert werden.

Eintrittskarten zu 15 Euro, ermäßigt 10 Euro, kann man unter Tel. 0 89 / 3 51 69 87 bestellen. Karten gibt es auch an der Abendkasse. Die Lieder von Solowjow-Sedoi (1907 – 1979) sind in ihrer Art ein geschichtliches Zeitdokument für das Russland des 20. Jahrhunderts. Obwohl die meisten von ihnen während des Zweiten Weltkrieges und in den ersten Nachkriegsjahrzehnten geschrieben wurden, währt ihr Einfluss auf die russische Liedkultur bis zum heutigen Tag. Viele seiner Lieder sind zu wahren Volksliedern geworden. Das Lied »Moskauer Nächte« zum Text von Michail Matusowskij, das weltweit zu einer Visitenkarte Russlands wurde, wurde zu Anfang weder vom Komponisten selbst noch von seinen Kollegen besonders hoch eingeschätzt. Der Musikrat schickte ihm seinerzeit einen unangenehmen Brief: »Sie haben da ein saftloses, nichtssagendes Liedchen geschrieben…«

Erst gab’s Gold, dann einen Guinness-Eintrag Als die »Moskauer Nächte« 1957 auf einem internationalen Gesangswettbewerb eine Goldmedaille gewannen, war das auch für den Verfasser eine Überraschung. Er konnte nicht ahnen, dass es schließlich sein bekanntestes Lied werden würde und dass es im Guinness-Buch der Rekorde als weltweit am häufigsten vorgetragenes Lied verzeichnet würde. Obwohl Solowjow-Sedoi mit dem Lied »Moskauer Nächte« weltberühmt wurde, gehörte seine Liebe immer seiner Geburtsstadt St. Petersburg. 1979 starb er in derselben Stadt, die aber damals den Namen Leningrad trug. »Ich liebe meine Stadt; mein Thema ist Leningrad, meine Zuneigung, mein Stolz gilt Leningrad«, sagte er einst. Solowjow-Sedoi bekleidete auch hohe Posten im Komponistenverband. Eifrig unterstützte er dabei junge Komponisten und Kollegen. Bei öffentlichen Auftritten war seine Sprache schroff und scharf. Einen Umzug in die Hauptstadt Moskau lehnte er ab: »In Moskau lande ich bestimmt wegen meiner scharfen Zunge bald im Gefängnis!« Seine Melodien sind jetzt in der Seidlvilla zu hören. Das hatte der Komponist zu Lebzeiten sicher auch nicht erwartet.

Artikel vom 19.06.2017
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