Mobilität aus der Steckdose

Landkreis München · E-Mobilität: Ausbau der Infrastruktur kämpft mit verschiedenen Standards

So viele Karten, so viele Systeme: Die Infrastruktur allein reicht nicht. Auch beim Bezahlen muss eine einfachere Lösung her.	Foto: kw

So viele Karten, so viele Systeme: Die Infrastruktur allein reicht nicht. Auch beim Bezahlen muss eine einfachere Lösung her. Foto: kw

Landkreis München · Die Kommunen meinen es ja gut. Die Zahl der Ladesäulen für Elektroautos steigt. Aber sie steigt nicht schnell genug, findet man auf Kreisebene, weshalb jetzt ein Konzept erarbeitet werden soll, wie die Infrastruktur verbessert werden soll.

Beispiel Garching. Da gibt es in der Tiefgarage des Rathauses eine solche Ladesäule, die darüber hinaus so klug platziert ist, dass zwei E-Autos gleichzeitig ihre Akkus aufladen können. Und zwar zügig. Schnellladung ist dort nicht das Problem. Während die Verbraucher sich vielerorts aufgrund von drei Kriterien (lange Ladezeit, geringe Reichweite, hohe Anschaffungskosten) noch nicht für den Kauf eines Elektroautos entschieden haben, punktet die Anlage in Garching zumindest mit moderner Technik. Problematisch wird es an vielen Ladesäulen, wenn es ganz konkret ans Aufladen geht. Man braucht oft eine Ladekarte, die von der Ladesäule akzeptiert wird, und eine Smartphone App, die die Ladesäule freischaltet. Ohne Smartphone kein Strom. Es gibt Elektroauto-Fahrer, die schon verzweifelt an diesen Ladesäulen gestanden haben und es ist nichts gegangen. Das sorgt für Frust und weckt Zweifel und Skepsis bei potenziellen Nutzern. Die Bezahlsysteme sind höchst unterschiedlich. Da muss häufig ein QR-Code eingescannt werden und dann erst fließt Strom, wenn auch sonst alles stimmt. Alle, die sich mit Elektromobilität befassen, kritisieren dieses Durcheinander bei den Bezahlsystemen. Die Existenz dieser Ladesäulen, in der Politik das große Thema, ist allein also völlig unzureichend. Der Kreis München ist hier sogar gut bestückt: Zwei Ladesäulen in Garching, drei in Unterschleißheim, eine in Oberschleißheim, das sollte erst einmal reichen, zumal sie alle mehrere Anschlüsse besitzen. »Kostenlos« steht bei vielen dran, was für die überschaubare Anzahl an Benutzern angenehm, aber ganz sicher nicht zukunftsfähig ist, weil vom Draufzahlen noch nie einer gelebt hat. So hängt die genannte Säule im Parkhaus in Garching am Verbund »München Umland«, genau wie an der Robert-Schumann-Straße in Unterschleißheim.

In Hochbrück wiederum braucht man eine Karte des Verbunds »ChargeNow«. Aber wie kommt man nun an eine dieser Karten? Beispiel Oberschleißheim: Da können an der Sonnenstraße gleich richtig viele ran: Dreimal wird hier der normale Haushaltsstecker angeboten, wie ihn eins der am meisten verkauften Elektroautos überhaupt braucht: Der Renault Twizy kommt serienmäßig damit. Einmal gibt es in der Sonnenstraße den Anschluss »Typ 2« und dann noch zwei weitere Normen. Aber: Aufladen kann dort nur ein Nutzer gleichzeitig und das auch »nur« für 60 Minuten, das aber kostenfrei. Die Ladesäule gehört zum Verbund »ALDI Süd« – logisch, denn auf dem Gelände des Discounters steht die Säule auch. Das Anschlussthema ist das nächste Problem: Welcher Steckertyp ist es denn? Hier scheint sich aber ein Ende des bisherigen Chaos abzuzeichnen: Der Standard »Typ2« hat sich weitgehend durchgesetzt, gestattet Schnellladung und die im Kreis München installierten Säulen sind auch durchgängig entsprechend abgesichert.

»Bis zur nächsten Generation«, unkte aber bei einer Messe am vergangenen Wochenende erst ein Fachmann, der die Ladesäulen für den Hausgebrauch installiert. Es bleibt also noch viel zu tun, bis sich Elektromobilität wirklich durchsetzen kann. Und so lange keine klaren Rahmenbedingungen und Standards verbindlich geschaffen werden, bleiben auch Initiativen wie im Landkreis München nur eine gut gemeinte Absichtserklärung. kw

Artikel vom 24.05.2017
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