Hoher Besuch beim Ortsverein

Alt-Oberbürgermeister Christian Ude sprach im Alten Wirt

Bundestagsabgeordneter Florian Post, Stadträtin Julis schönfeld-Knor und Alt-OB Christian Ude.	Foto: SPD Moosach

Bundestagsabgeordneter Florian Post, Stadträtin Julis schönfeld-Knor und Alt-OB Christian Ude. Foto: SPD Moosach

Moosach · Mit Altoberbürgermeister Christian Ude konnte die Moosacher SPD einen spannenden Referenten für ihre Versammlung im Mai gewinnen. Dieser besondere Gast und sein Thema, die aktuellen Entwicklungen in der Türkei, lockten nicht nur die Mitglieder sondern viele andere Interessierte in den bis zum letzten Platz gefüllten Saal in den Alten Wirt.

Warum er zu genau diesem Thema sprach

Ude gab eingangs die Antwort selbst: Er ist seit vielen Jahrzehnten von der Türkei fasziniert, unterhält vielerlei Bindungen in das Land um den Bosporus und ist Ehrenbürger der Stadt Pülümür. »Ich habe den Eindruck, dass sich die Politik dieser Tage nicht ausreichend mit der Entwicklung dort befasst. Deshalb ist es mir ein Anliegen geworden, meine Haltung zu äußern«, so der frühere Rathauschef.

Zuerst räumte Ude mit ein paar Zahlen auf: In Deutschland lebten etwa drei Millionen Türken – bei einer Bevölkerung von rund 80 Millionen. Das sei nichts gegen die fünf Millionen Deutsche, die allein im Jahr 2015 Urlaube in der Türkei buchten.

Die aktuelle Situation im Land mag vielen Unbehagen bereiten. Christian Ude warb daher für den Blick auf das große Ganze: So habe die Türkei seit ihrer modernen Gründung stets die Trennung von Staat und Religion hochgehalten. Die markanten Symbole des Islam wurden schon 1923 aus dem öffentlichen Leben verbannt. Das geltende türkische Recht wurde inspiriert von den Rechtsordnungen zentraleuropäischer Länder. Und auch den Umgang mit dem jüngsten Putschversuch hält er für unlauter. Als die kemalistischen Eliten den Coup unternahmen, gab es einen Aufschrei – heute klammheimliches Wohlwollen für jene, die der Republik den Garaus machen wollen.

Das bedeute für ihn nicht, man müsse Sympathie mit der gegenwärtigen Regierung und ihrem Präsidenten haben. Aber vom hohen Ross, von den pauschalen Urteilen müsse man wegkommen. Denn für Ude sind es die Menschen in der Türkei, die in diesen Tagen Aufmerksamkeit verdienen. Opposition findet – unter zweifellos schwierigen Bedingungen – statt. Und seien es die Hinterhofproduktionen in den Garagensendern Istanbuls. Sie werden, so Ude, in der Türkei wahrgenommen, jedoch nicht hierzulande.

Der Altoberbürgermeister besprach ein schwieriges und kontroverses Thema. »Ich hoffe, der Aufruf zu einer differenzierten Betrachtung ist angekommen«, sagte er zum Abschluss. Erdogan wird eine Episode sein, wenn auch eine eindrucksvolle. Abschreiben dürfe man das Land, das doch so viele Bindungen zu Europa und Deutschland habe, aber nicht.

Artikel vom 22.05.2017
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