Die Sehnsucht der Städter

Krautgartenverein Ramersdorf gegründet – Einzugsgebiet reicht bis Giesing

Der Vorstand des neu gegründeten Vereins vor dem künftigen Krautgarten. Von links nach rechts: Maria Busygina, Silke Tegeler, Jürgen Tegeler und Lydia Wallerer.	Foto: js

Der Vorstand des neu gegründeten Vereins vor dem künftigen Krautgarten. Von links nach rechts: Maria Busygina, Silke Tegeler, Jürgen Tegeler und Lydia Wallerer. Foto: js

München-Ramersdorf-Perlach · In Ramersdorf entsteht in den kommenden Wochen ein neuer Krautgarten: Auf dem Feld zwischen dem Strehleranger und Am Graben werden ab Anfang Mai rund 40 Bürger aus Ramersdorf, Perlach und Giesing Obst, Salat und Gemüse zum Eigenverzehr anbauen.

In der Gaststätte am Neuperlacher Eisstadion traf man sich, um einen Krautgartenverein und erste Arbeitsgruppen zu gründen.

»Der Pachtvertrag ist unterschrieben«, freut sich Jürgen Tegeler. Der Perlacher ist seit wenigen Tagen offizieller Vorstand des Krautgartenvereins Ramersdorf. Die Krautgartenvereine ermöglichen es den Stadtbewohnern, auf gepachteten oder städtischen Grundstücken von Frühjahr bis Herbst Lebensmittel wie Bohnen, Tomaten und Karotten oder Zierpflanzen wie Blumen nach den Richtlinien biologischer Landwirtschaft in Eigenregie anzubauen und zu ernten. Der Beitrag dafür liegt, je nach Größe des Gartens, bei 75 oder 130 Euro im Jahr.

Bis der neu gegründete Krautgartenverein Ramersdorf auf der 3.200 Quadratmeter großen Fläche zwischen dem Fußweg neben dem Spielplatz Am Graben, den vom SVN München betriebenen Tennisplätzen und dem Bolzplatz Parzellen an Hobbygärtner vergeben kann, ist jedoch noch einiges zu erledigen. Um die Pflanzen mit Wasser zu versorgen, muss zum Beispiel ein Brunnen geschlagen werden. Eine spezielle Genehmigung sei dafür zwar nicht nötig, sagte die Landschaftsgärtnerin Angelika Ruhland, die im Auftrag der Stadt die Münchner Krautgärten betreut, auf der Gründungssitzung. Jedoch müsse das Vorhaben beim städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt gemeldet werden. »Wenn man in vier Wochen keine Antwort erhält, darf man den Brunnen bauen«, erläutert Ruhland. Problematisch sei jedoch, dass es für den Standort keine aktuellen Daten zum Grundwasserspiegel gebe, erklärt die Perlacherin Lydia Wallerer, ebenfalls Mitglied im Vorstand des Vereins und zuständig für die neu gebildete Arbeitsgruppe Wasser. »Die Angaben, die wir haben, sind 20 Jahre alt«, klagt sie. Der Brunnenbauer könne nur bis zu einer Tiefe von 8,20 Meter graben. Wenn das Grundwasser inzwischen tiefer liege, werde die Situation schwierig.

Grundsätzlich ist Wallerer jedoch optimistisch: »Ich habe noch nie einen Krautgarten bewirtschaftet und bin schon sehr gespannt darauf.« Von ihrer Wohnung in der Nähe des Pfanzeltplatzes brauche sie gut zehn Minuten mit dem Fahrrad zu dem kleinen Feld. Mit dabei sind auch Bürger aus dem weiteren Umfeld – etwa aus der Hans-Mielich-Straße in Giesing. Interessant sei das Projekt nicht zuletzt für junge Familien, erklärt Viktor Reim aus Neuperlach. »Hier gibt es fast so etwas wie eine neue Bewegung«, berichtet der 32-Jährige. Gemeinsam mit seiner Frau Maria Busygina, die in dem neuen Krautgartenverein das Amt des Kassiers übernommen hat, habe er sich früher schon einmal für einen Schrebergarten angemeldet, erzählt er. Jedoch sei hier der Andrang enorm. »Bis wir einen Schrebergarten bekommen, sind wir vermutlich im Rentenalter«, meint Reim.

Gerade in Großstädten sei die Sehnsucht nach einem eigenen Garten groß, sagt Balint Szell. Der junge Mann aus Neuperlach hat biologische Landwirtschaft studiert. Er wird sich im Krautgartenverein Ramersdorf um die Bestellung der Pflanzen kümmern. Beteiligen werden sich an der Feldarbeit auch die kleinen Besucher des Kindergartens am Strehleranger. Die Einrichtung ließ sich für eine Parzelle vormerken und werde mit den Kindern eigenes Gemüse anbauen und ernten, verriet eine Ramersdorfer Mutter.

Anwohner, die sich beteiligen möchten, müssen sich gedulden: Bereits zum Zeitpunkt der Gründung waren beim Krautgartenverein Ramersdorf keine Parzellen mehr frei. Allerdings können sich die Bürger für kommendes Jahr vormerken lassen. Denn die 30 und 60 Quadratmeter großen Felder werden jeweils im November geräumt und im Frühjahr wieder neu vergeben. Die Kontaktdaten werden ab Samstag, 5. Mai, auf einer Infotafel neben dem Feld veröffentlicht. Julia Stark

Artikel vom 13.04.2017
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