Erstmal verschoben

Haidhausen · Denkmalschutz steht Bau des MS-Zentrums im Weg

Maximilian Dorner (li.), Bernhard Hemmer (Mitte) und Thomas Misgeld (re.) haben auf der BA-Sitzung mit vereinten Kräften für das geplante MS-Zentrum geworben.	Foto: js

Maximilian Dorner (li.), Bernhard Hemmer (Mitte) und Thomas Misgeld (re.) haben auf der BA-Sitzung mit vereinten Kräften für das geplante MS-Zentrum geworben. Foto: js

Haidhausen · Die Technische Universität München (TUM) hat ihre Bauvorbescheidsanfrage zur Errichtung eines Forschungszentrums für Multiple Sklerose (MS) auf dem Gelände des Klinikums Rechts der Isar vorerst zurückgezogen.

Der Grund: Bedenken des Denkmalschutzes nach einem Antrag des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5). Der künftige Leiter des geplanten MS-Zentrums, Bernhard Hemmer, hat den Stadtteilpolitikern das Projekt in der vergangenen Woche vorgestellt und versichert, die Entwürfe zu überarbeiten.

Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an MS, einer chronischen Entzündung des Nervensystems, die bislang unheilbar ist und zu schweren Behinderungen führen kann. Schätzungen zufolge seien derzeit allein in Bayern rund 50.000 Menschen betroffen, sagte Hemmer auf der jüngsten Sitzung des BAs. Am Klinikum München würden derzeit jährlich rund 1.000 MS-Patienten behandelt. Allerdings seien die entsprechenden Einrichtungen über die ganze Stadt verteilt: »Sie sind in Großhadern, am Biederstein und im Klinikum Rechts der Isar.«

In der Trogerstraße, gegenüber dem neu erbauten Krebsforschungszentrum Translatum, plant die TUM nun ein MS-Zentrum, in dem die Krankheit weiter erforscht und Patienten in einer Ambulanz behandelt werden sollen. Am Klinikum in Haidhausen solle eine Einrichtung entstehen, wie es sie in Europa bislang noch nicht gebe, kündigte Hemmer an. Ziel sei dabei aber auch, MS in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken: »Mutiple Sklerose ist eine häufige Krankheit, aber sie wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.«

Bei den Mitgliedern des BAs stieß das Vorhaben über alle Fraktionen hinweg auf Zustimmung. »Niemand hat etwas dagegen, dass MS-Patienten hier behandelt werden«, betonte Adeheid Dietz-Will (SPD), die Vorsitzende des Stadtteilparlaments. Die Notwendigkeit des Forschungszentrums stehe außer Frage, sagte Lydia Dietrich (Grüne). »Wir im BA sind alle dafür«, bekräftigte auch Nikolaus Haeusgen (CSU). Auf Nachfrage von Susanne Zauner (Grüne) räumte Hemmer jedoch ein, dass in der neuen Forschungseinrichtung auch Tierversuche durchgeführt würden. Zur Verbesserung der Behandlung von MS sei dies unabdingbar: »Wir hätten kein einziges Medikament gegen die Krankheit, wenn es diese Möglichkeit nicht gäbe.« Kein Forscher arbeite gerne mit Tierversuchen: »Aber wir brauchen sie, so bitter es auch ist.«

Im neuen MS Forschungszentrum werde mit Mäusen und Zebrafischen gearbeitet, erklärte der Neurobiologe Thomas Misgeld, der ebenfalls in der Einrichtung tätig sein wird und Hemmer bei seinem Termin im BA begleitete. Als Versuchstiere würden möglichst einfache Organismen herangezogen, und das Nervensystem der Fische sei zur Erforschung von MS geeignet.

Vom Abriss der denkmalgeschützten Gebäude in der Trogerstraße 12 bis 16, die ursprünglich dem geplanten Neubau weichen sollten, ist die TUM inzwischen jedoch abgerückt. Der Denkmalschutz sei ein valides Thema und man werde nun neue Wege gehen, sagte Hemmer. Ausschlaggebend für die Änderung der Pläne und die Rücknahme der Bauvoranfrage bei der Stadt sei der Antrag des BAs vom vergangenen Februar gewesen, der eine Prüfung durch die Denkmalschutzbehörde gefordert hatte, sagte Eva Schuster, Sprecherin des Klinikums Rechts der Isar. Nun werde man klären, ob es möglich sei, das MS-Zentrum neben den denkmalgeschützten Gebäuden zu errichten, oder nach alternativen Standorten auf dem Klinikgelände suchen.

Vorgesehen sei jedoch, die Einrichtung bis spätestens 2021 in Betrieb zu nehmen, sagte Hemmer. Bislang gebe es nämlich im Krankenhaus für MS-Erkrankte noch keinen ausreichenden barreierefreien Zugang zu den Behandlungsorten. »Wir wollen, dass die Patienten menschenwürdig über den Vordereingang zu uns kommen können«, so Hemmer.

Deutlichere Worte fand Maximilian Dorner. Der Anwohner aus der Metzstraße, der mehrere Bücher über MS geschrieben hat und selbst von der Krankheit betroffen ist, war gemeinsam mit Hemmer und Misgeld zum BA gekommen, um das Bauvorhaben zu unterstützen. »Ich finde, Barrierefreiheit sollte gegenüber dem Denkmalschutz Vorrang haben«, sagte er. Die TUM hingegen traut sich offenbar nicht, eine solch selbstbewusste Forderung zu formulieren. Julia Stark

Artikel vom 20.03.2017
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