Die Wahrheit ist halt selten freundlich

Josef Hader sagt, was er fühlt – Dafür gibt es jetzt den Dieter-Hildebrandt-Preis

Das Publikum liebt seinen Hader, der sich gerne auch mal rar macht, um dann wieder voller Inspirationen die Menschen mit Wahrheiten zu konfrontieren.	Foto: ©www.lukasbeck.com

Das Publikum liebt seinen Hader, der sich gerne auch mal rar macht, um dann wieder voller Inspirationen die Menschen mit Wahrheiten zu konfrontieren. Foto: ©www.lukasbeck.com

München · Der Kabarettist, Schauspieler und Regisseur Josef Hader wird mit dem diesjährigen und zum zweiten Mal verliehenen Dieter-Hildebrandt-Preis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet.

Dies beschloss der Kulturausschuss der Landeshauptstadt München in seiner Sitzung auf Empfehlung der Jury.

Der mit 10.000 Euro dotierte Dieter-Hildebrandt-Preis wird seit 2016 jährlich für anspruchsvolles politisches beziehungsweise dezidiert gesellschaftskritisches Kabarett vergeben. Der Preis ist Nachfolger des Kabarettpreises der Landeshauptstadt, der ab 1995 jährlich, von 1999 bis 2013 zweijährlich vergeben wurde.

Als preiswürdig erachtet die Jury Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für ihre Einzel- oder Ensembleleistung, reine Wortprogramme oder Musikkabarett. Der Preis wurde 2016 zur Erinnerung an den im November 2013 verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt zum ersten Mal verliehen und ging an den Kabarettisten Claus von Wagner.

Die Jury begründete ihre Enscheidung mit diesen Worten: »Satire heißt, den Menschen ernst zu nehmen. Denn nur, wenn in greller Überbelichtung auch ein wahrer Kern getroffen wird, entfaltet sie ihre ganze Kraft. Der große Menschenkenner Josef Hader beschert uns seit drei Jahrzehnten Weisheiten für die Ewigkeit, etwa: ›Das Leben verliert dadurch, dass man es kennenlernt.‹«

»Gott ist gerecht. Er kümmert sich auch um andere nicht.«

Schon 1991 habe er bei einem gemeinsamen Auftritt mit Dieter Hildebrandt festgestellt: »Gott ist gerecht. Er kümmert sich auch um andere nicht.« Die Jury attestiert dem gebürtigen Oberösterreicher einen gesunden Grundpessimismus. Hader setze hinsichtlich der schauspielerischen Präsenz Maßstäbe für die Kleinkunst: »Niemand serviert auch Unfreundlichkeiten so unangestrengt.«

Egomanisch unterwegs, wie Hader sein Kabarettistendasein nennt, ist er aber nur zeitweise. Immer stärker tritt der Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur in den Vordergrund. Seit »Indien« ist Hader eine Kinokultfigur, der »Brenner« war lange seine Paraderolle. Im vergangenen Jahr aber gelang Hader als Stefan Zweig im Drama »Vor der Morgenröte« seine beeindruckendste Leistung. In seinem gerade auf der Berlinale präsentierten Regiedebüt »Wilde Maus« spielt Hader den Musikkritiker einer Wiener Zeitung, bekannt wegen seiner herrlichen Verrisse.

Der Preis wird am Mittwoch, 28. Juni, durch Oberbürgermeister Dieter Reiter im Rahmen einer geschlossenen Feier überreicht.

Artikel vom 28.02.2017
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