Was wären Münchens Tiere ohne Hofrat Perner?

Vor 150 Jahren starb der Gründer des Münchner Tierschutzvereins

Kurt Perlinger und Michaela Vollath ehren den Pionier der Tierschutzbewegung in Europa, Ignaz Perner.	Foto: VA

Kurt Perlinger und Michaela Vollath ehren den Pionier der Tierschutzbewegung in Europa, Ignaz Perner. Foto: VA

München · Zu einer Zeit, da Tiere noch als Sachen und nicht als Lebewesen angesehen wurden, nahm Dr. Ignaz Perner den Kampf gegen Tierquälerei auf.

Am 10. März 1842 gründete der promovierte Jurist den »Verein gegen Thierquälerei« in München und wurde zum Pionier der europäischen Tierschutzbewegung. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass Tierschutz heute Staatsziel mit Verfassungsrang ist.

Das zehnte von elf Kindern eines Ebersbergers Gerichtsdieners hat es zu seiner Zeit weit gebracht. Er wurde Rechtsanwalt und Staatsdiener – König Ludwig verlieh ihm den Titel des königlichen Hofrats – und brachte es zu einem stattlichen Vermögen. Ab seinem 35. Lebensjahr reiste er in Sachen Tierschutz durch Europa. Zum Vorsitzenden des von ihm 1842 gegründeten und als Geschäftsführer geleiteten Tierschutzvereins ernannte er den Staatsrat und Finanzminister des bayerischen Königreichs, Graf August von Seinsheim.

Anfangs erntete Ignaz Perner viel Spott für seine modernen Vorstellungen

Die Statuten des Vereins waren für damalige Verhältnisse revolutionär. In Paragraf 4 wurde ausdrücklich betont, dass jedes Individuum Mitglied werden könne, ohne Unterschied des Geschlechts, des Standes, der Religion und des Wohnortes. Der Jahresmitgliedsbeitrag betrug 30 Kreuzer. Das war auch damals nicht viel Geld. So kostete ein Pfund Schweizer Käse zu dieser Zeit 27 Kreuzer. Trotzdem waren die Anfangsjahre hart. Die Zeitungen überschlugen sich mit Spott und Hohn, Karikaturisten sparten nicht mit boshaften Zeichnungen.

Tausende Druckschriften, die Ignaz Perner in viele Sprachen übersetzen und in alle Welt verschicken ließ, richteten sich vor allem gegen die Qual von Kutschpferden, grausame Viehtransporte und Schlachtmethoden sowie Stierkämpfe und Vivisektion. 1845 zählte der Verein bereits um die 126 sogenannte Filialvereine und etwa 4.400 Mitglieder. Die Oberschicht wurde mit Stolz gesondert aufgezählt und es war für die Bürger eine Frage der Eitelkeit, mit dem Kronprinzenpaar Marie und Maximilian im selben Verein zu sein. Im Jahr 1848 waren es schon 5.200 Mitglieder und 158 Filialen.

Im Wissen, so viele Menschen mit seiner Idee erreicht zu haben, starb Ignaz Perner am 16. Februar 1867 im Alter von 70 Jahren in seiner Wohnung am Gärtnerplatz an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde auf dem Alten Südfriedhof in der Thalkirchner Straße begraben. Das 1956 eröffnete Tierheim an der Riemer Straße trägt noch heute seinen Namen. Anlässlich des 150. Todestages von Ignaz Perner legten Kurt Perlinger, der Vorstandsvorsitzende des Münchner Tierschutzvereins, und Vorstandsmitglied Michaela Vollath, einen Kranz auf seinem Grab nieder.

Artikel vom 22.02.2017
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