Schäffler-Jubiläum

Die berühmten Fassmacher tanzen zum 500. aus der Reihe

Die Münchner Schäffler legen zu ihrem 500-jährigen Jubiläum in diesem Jahr Sonderschichten ein.	Foto: VA

Die Münchner Schäffler legen zu ihrem 500-jährigen Jubiläum in diesem Jahr Sonderschichten ein. Foto: VA

München · Normalerweise wäre es erst in zwei Jahren wieder soweit gewesen. Doch dieser Tage tanzen die Schäffler sozusagen aus der Reihe und legen bis zum Faschingsdienstag, dem 28. Februar, Sonderschichten ein.

Schäfflertanz in München
Münchner Schäffler: »Aber heid is koid…«
Themenseite zum Schäffler-Zunfttanz, der die Bewohner Münchens nach dem Pestjahr 1517 wieder ins öffentliche Leben lockte, so die Legende

Grund ist ihr 500-jähriges Jubiläum, das sich auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nicht entgehen lassen wollte. Denn schließlich ist der traditionelle Tanz der Schäffler ein berühmtes Münchner Wahrzeichen, das als Figurenspiel am Rathausturm täglich unzählige Touristen in den Bann zieht. Wir erinnern uns zurück: Der Legende nach herrschte 1517 in München eine solch dramatische Pestepidemie, dass sich die Bürger kaum mehr auf die Straßen wagten. Die Schäffler als ehrenwerte Zunft der Fassmacher, durchbrachen den Bann und erweckten die Stadt mit ihrem mutigen Tanz zu neuem Leben.

Ob es allerdings vor 500 Jahren tatsächlich eine Pestepidemie in München gegeben hat, ist umstritten. Das offizielle Sterberegister für 1517 weist zumindest keine auffälligen Todesraten auf. Ebenso ist die Frage, warum nur alle sieben Jahre um die Faschingszeit getanzt wird, ungeklärt. Eine Version besagt, dass man der Pest einen siebenjährigen Turnus zuschrieb, den man mit dem Tanz zu durchbrechen hoffte.

Andere Quellen verweisen auf einen Erlass Herzog Wilhelms IV., genannt »der Standhafte«, unter anderem, weil die Sieben seine Glückszahl gewesen sein soll. Allerdings ist der Schäfflertanz erst ab dem Jahre 1702 überhaupt nachgewiesen und sein Siebenjahres-Turnus gar erst seit 1760 verbrieft. Da lag der standhafte Herzog, übrigens nachweislicher Vater des bayerischen Reinheitsgebotes, bereits seit 210 Jahren in seinem Grab in der Münchner Frauenkirche.

Doch nachdem es ja selbst mit dem Stadtgründungsdatum im Juni 1158 so eine Sache ist und der Schmied von Kochel vermutlich nicht mal gelebt hat, muss man auch die Schäffler-Historie nicht unbedingt auf die Goldwaage legen. Denn fest steht: Die stattlichen Männer mit den roten Jacken, der grünen Schlegelkappe und ihrem Pestband haben es zu großer Berühmtheit gebracht, weil sie eine besondere Faszination ausüben.

Bestehend aus rund 20 Tänzern, zwei Kasperln, einem Fähnrich sowie zwei – natürlich auf einem Fassl agierenden – Reifenschwingern, stellen die Schäffler den Verlauf der einstigen Pestepedemie in Tanzfiguren nach. So steht die »Schlange« für den Lindwurm, der der Sage nach aus der Erde gekrochen kam und die Seuche mit seinem giftigen Hauch über der Stadt verbreitete. Die Formation »Laube«, bei der die Männer eng zusammenrücken, soll wiederum zeigen wie sich die Menschen aus Angst vor dem »schwarzen Tod« in Ihren Häusern einsperrten.

Unverzichtbar bei jedem Reigen ist zudem ihre Mundart-Hymne »Aber heit is koit« und der »Bayerische Defiliermarsch«, stets intoniert von einer livehaftigen Blaskapelle.

Gebucht werden können die Schäffler für runde 600 Euro von öffentlichen Institutionen, Ämtern und großen Firmen. Der Auftakt zu jeder Saison gehört traditionsgemäß dem Bayerischen Ministerpräsident und Münchens Bürgermeister. Allerdings gibt es mittlerweile überall in der Umgebung und sogar bayernweit Schäffler-Formationen.

In der Landeshauptstadt ist der Tanz Sache des »Fachvereins der Schäffler Münchens«. Ihr Vorstandsvorsitzender, Wilhelm Schmid, Eigner einer Fassfabrik, ist allerdings fast nur noch organisatorisch aktiv. Er beherrscht das alte Handwerk noch ebenso wie sein Sohn Peter, der einer der vier »echten« Schäffler in der Formation ist. »Die anderen«, so Peter Schmid zum Münchner Wochenanzeiger, »sind tanz- und traditionsbewusste Mitglieder aus allen Bereichen, denn Fassmacher wie einst gibt es heute natürlich kaum mehr.« Und wenn, hat auch nicht jeder Lust, den etwa 25-minütigen Tanz schon etwa ab Wiesnende bis in den Januar hinein zu proben. Dafür ist man dann aber Hüter eines echten Stücks Münchner Kultur.

Hier die Jubiläumsauftritte in Schwabing und im Innenstadtbereich:

Donnerstag, 23. Februar
14 Uhr - Karlsplatz / Stachus
15 Uhr - Rindermarkt
15:45 Uhr - Viktuialienmarkt

Freitag, 24. Februar
14 Uhr - Sendlinger Tor
15 Uhr - Münchner Freiheit

Samstag, 25. Februar
12 Uhr - Marienplatz, Tanz vor dem Oberbürgermeister Dieter Reiter
14 Uhr - Wittelsbacher Platz
17 Uhr - Theresienhöhe 15

Sonntag, 26. Februar
14 Uhr - Pariser Platz

Rosenmontag, 27. Februar
12 Uhr - Mariahilfplatz

> Weitere Auftritte der Schäfflerzunft im Stadtgebiet München

Artikel vom 22.02.2017
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