Leserbrief zum Thema: Wohnraum-Knappheit

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München/München Nord · Wohnraum ist knapp, nicht nur in München. Der Wohnungsbau muss intensiviert werden, auch um den steigenden Preisen entgegenzuwirken. Doch mehr Wohnungen bedeutet mehr Menschen, bedeutet mehr Infrastruktur, doch die gibt es nicht zum Nulltarif und erst recht nicht von jetzt auf gleich. Unser Leser Alois Weidacher mahnt in seinem Leserbrief an uns eine umfassende Planung an:

Die Debatte für oder gegen die angepeilte Ausweisung von Wohnbauflächen am Südrand der Stadt Unterschleißheim wird teilweise bereits mit den Bewertungen geführt: »die Sozialen« (für die Ausweisung von Wohnbauflächen) und die »Egoisten« (dagegen). Dabei geht es doch zunächst nicht um alles oder nichts, ein reines Pro oder Contra. Aber es gibt doch wohl bedenkenswerte Argumente für eine nur maßvolle Erweiterung, anders als es das Planungsbüro Dragomir für die Stadt nahelegt.

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Die am Südrand der Stadt vom Planungsbüro Dragomir zur Bebauung vorgeschlagenen Flächen werden auch unter Verkehrsgesichtspunkten als geeignet bzw. sehr geeignet bewertet. Aber es wird nicht ausgeführt, wie ein aus der Bebauung sich ergebender Verkehrsfluss in den Münchner Ring ein- und abgeführt werden könnte. Von Vertretern des Stadtrates war dazu nur zu hören: Dies ist dann Aufgabe des Bebauungsplanes. Kein Wunder, dass so in Deutschland auch gigantische Fehlplanungen in Großbauprojekten produziert werden! Der Münchner Ring stößt als Hauptader und zusätzlich mit dem Schülerverkehr jetzt schon an die Belastungsgrenze.

Wer die Nutzung der besagten Flächen am Südrand der Stadt mit dem angrenzenden Berglwald beobachtet, kann feststellen, dass die BürgerInnen selbst definieren, was sie als »grüne Lunge« nutzen wollen. Es fällt doch auf, dass dies gerade nicht die künstlich gestalteten Flächen des Valentinsparks sind, die nur wenig frequentiert werden.

Die Wohnraumnot ist nicht nur in Unterschleißheim hausgemacht. Sie ergibt sich auch aus einem hohen Anteil von Pendlern, die in München arbeiten und in Unterschleißheim wohnen. Die kulturelle Infrastruktur und die »grüne Lunge« machen Unterschleißheim attraktiv. Eine massive weitere Bebauung würde beides arg belasten oder vernichten. Will Unterschleißheim den Wohnungsdruck in München entlasten? Wo doch München über genügend Flächen für Wohnbau verfügt. An dieser Stelle zeigt sich, dass nur ein integriertes Konzept der Landeshauptstadt München mit den Gemeinden am Stadtrand eine sinnvolle Bewältigung der Wohn- und Verkehrsproblematik ermöglichen könnte. Dabei würde man feststellen, dass eine das weitere Umland einbeziehende Verkehrsplanung zur Entlastung dringend erforderlich ist.

Wer glaubt denn wirklich, dass eine wie angepeilte Bebauung am Südrand der Stadt bewirken würde, dass dann mehr und preiswertere Wohnungen zur Verfügung stünden? Die Bebauung würde zudem einen weiteren Sogeffekt haben für Firmen, sich in Unterschleißheim anzusiedeln und damit wiederum die Wohnnachfrage steigern. Dem nachgegebenen Wohnungsdruck wird ein erhöhter Druck folgen. Dann stünde die Bevölkerung ohne weitere verfügbare Flächen, mit weniger »grüner Lunge« und mit ungelösten infrastrukturellen Problemen da.

Der Wohnungsmangel wird besonders mit Arbeitsplätzen in den neu niedergelassenen Unternehmen begründet. Mit den angekündigten 4.000 Arbeitsplätzen im »Business Campus« als dem neuen Stadtviertel und weiteren Arbeitsplätzen im »Opus Placa« wurden Fakten geschaffen, die eine massive Erweiterung des Wohnungsbaues erzwingen sollen, ohne nennenswert Wohnungen im neuen Stadtviertel selbst oder unmittelbar anschließend dafür zu schaffen. Geplant sind zusätzliche Verkehrswege zum und vom neuen Stadtviertel, aber es dürfte wohl ein dunkles Geheimnis bleiben, wie das zusätzliche Verkehrsaufkommen vor allem über den Münchner Ring zu verkraften sein wird. Ob der Mehrheit der Bevölkerung klar ist, was damit auf sie zukommt?

Landrat Christoph Göbel plädiert für einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs, um so den Regionalraum für preisgünstigeren Wohnraum zu erschließen und damit den Druck auf die Landkreise zu reduzieren. Ein politischer Konsens und eine konsequente Umsetzung dahin wären wünschenswert.
Alois Weidacher,
85716 Unterschleißheim

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Artikel vom 08.02.2017
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