»Gut ist der, der Gutes tut?«

In der Theaterproduktion »Benefiz« rettet jeder einen Afrikaner

Ein Stück über die Deutschen und die Europäer. Und ein Stück über Afrika. Eigentlich ein Stück über das Menschsein ansich zeigt das ArtikultTheater im Kulturzentrum.	Foto: VA

Ein Stück über die Deutschen und die Europäer. Und ein Stück über Afrika. Eigentlich ein Stück über das Menschsein ansich zeigt das ArtikultTheater im Kulturzentrum. Foto: VA

Hasenbergl · Das ArtikultTheater zeigt mit »Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner« am Freitag, 10. Februar, ab 20 Uhr im Kulturzentrum 2411 ein Stück, in dem es um eine bunte Gruppe offenbar zufällig zusammengewürfelter Personen, die einzig durch ihr Engagement für Afrika geeint scheinen, geht: Sie treffen sich zur Probe eines Benefizabends.

Zu Beginn ist man noch voller Vorfreude und Tatendrang – angesichts der gemeinsamen guten Sache. Dann jedoch wird den Protagonisten schnell klar, dass ihre Motive und Auffassungen unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie müssen sich den vorgefassten Meinungen ihrer Mitstreiter stellen und auch die eigene Einstellung kritisch hinterfragen – und schon ist das gesamte Projekt gefährdet. Gelingt es ihnen, einen Konsens zu finden, sich auf ihre Gemeinsamkeiten zu besinnen?

Benefiz setzt sich mit den Hintergründen von Mitgefühl und (Zwischen-)Menschlichkeit auseinander. Schonungslos werden die Mechanismen aufgedeckt, die es uns erlauben, eigennützige Motive in den Mantel der Barmherzigkeit zu kleiden. Der Mensch wird als Egoist entlarvt. Dennoch: Bei aller Häme, bei allem Trübsal besteht Hoffnung. Mit bestechender Logik und großem Einfühlungsvermögen zeigt die Autorin des Bühnenstückes, Ingrid Lausund, Fehler auf, die dem westlichen Wertesystem innewohnen, heißt es in der Veranstaltungsankündigung.

Unbequeme Themen auf die Bühne gebracht

Das ArtikultTheater bleibt auch bei dieser Unszenierung seiner Tradition treu – das Ensemble lässt sein Publikum lachen und weinen zugleich. Es stellt sich die Frage: Wann ist man ein guter Mensch? Und sollte man das überhaupt sein? Ist Güte eine Schwäche? In einer Zeit, in der schlechte Nachrichten zum Tagesgeschäft gehören, in der das Fernsehen umfassend und doch entfremdend informiert, da kann Theater Grenzen überwinden und Nähe schaffen, so die Schauspieltruppe. Manchmal braucht es nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung…

Die Autorin Ingrid Lausund

Ingrid Lausund, geboren 1965 in Ingolstadt, arbeitet als Theaterautorin und Regisseurin. Unter dem Pseudonym Mizzi Meyer ist sie auch als Drehbuchautorin tätig.

Sie erhielt 2012 und 2013 den Grimme-Preis. Lausund studierte Schauspiel und Regie an der Theaterakademie in Ulm. Ein erstes Engagement folgte am Theater Ravensburg, wo sie eine Reihe auch eigener Stücke inszenierte. Danach war sie Hausautorin und Regisseurin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, arbeitete auch am Schauspiel Köln. Dazu kamen Gastprofessuren am Mozarteum in Salzburg, in Essen und in Berlin. »Benefiz gehört mit ›Hysterikon‹ und ›Bandscheibenvorfall‹ zu ihren erfolgreichsten Theaterstücken«, erklärt Guido Verstegen vom ArtikultTheater.

Über das ArtikultTheater

Alles begann mit einem Theaterworkshop: Am 1. Februar 1997 ging dort das Projekt »Odysseus« über die Bühne. Aus dieser Zusammenarbeit heraus gründeten die Teilnehmer im Mai 1997 die gleichnamige Theatergruppe Odysseus, die dann ab April 1999 als ArtikultTheater mit »Odysseus – Oder: die Götter proben wieder« die erste Premiere feierte. Seitdem zeigt das ArtikultTheater immer wieder professionelle Produktionen, die als so vielschichtig wie die Gesellschaft selbst betrachtet werden können.

Weitere Informationen zu den Aufführungen des Ensembles gibt es unter www.artikulttheater.de

Konfrontation erwünscht

Die Premiere der bitterbösen Satire auf den Entwicklungshilfebetrieb geht am Freitag, 10. Februar, ab 20 Uhr im Kulturzentrum 2411, Blodigstraße 4, über die Bühne. Karten gibt es unter www.stadtteilkultur2411.de oder telefonisch unter 89 05 94 25.

Weitere Aufführungen in der Pasinger Fabrik, in Inning am Ammersee und im Bürgerhaus Neukeferloh folgen.

Artikel vom 11.01.2017
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