Es war ein gutes Jahr

Erding · Bilanz 2016 des Landkreises fällt überwiegend positiv aus

Landrat Martin Bayerstorfer (re.) und Klinikvorstand Sándor Mohácsi zogen Bilanz eines überwiegend guten Jahres. Doch es gibt auch noch einige Baustellen im Kreis.	Foto: cr

Landrat Martin Bayerstorfer (re.) und Klinikvorstand Sándor Mohácsi zogen Bilanz eines überwiegend guten Jahres. Doch es gibt auch noch einige Baustellen im Kreis. Foto: cr

Erding · Rund 135.000 Menschen, die sich auf 871 Quadratkilometer verteilen, ein 39 Kilometer breites und 35 Kilometer langes »Oval« – und doch ist alles eins: der Landkreis Erding. Wer dazu gehört, gehört zu einem starken Wirtschaftsraum mit geringer Arbeitslosigkeit, dichter Infrastruktur und hoher Aufenthaltsqualität.

Auch wenn nicht alles eitel Sonnenschein ist, so konnte Erdings Landrat Martin Bayerstorfer bei der Jahrespressekonferenz überwiegend positive Nachrichten verkünden. Das beginnt beim Haushalt des Landkreises für das Jahr 2017. Hier ist erneut eine Erhöhung der Umlagekraft um 1,74 Prozent zu verzeichnen auf dann über 165 Millionen Euro.

Die Umlagekraft setzt sich aus der Steuerkraft und den staatlichen Schlüsselzuweisungen zusammen. Eine hohe Umlagekraft bedeutet vor allem eine solide Wirtschaft, da die Gewerbesteuer innerhalb der Steuerkraft eine wichtige Stellung einnimmt. »In den vergangenen vier Jahren ist die Umlagekraft des Kreises um 52 Prozent gestiegen«, wusste Bayerstorfer zu berichten.

Das klingt nicht nur nach viel, das ist viel. Davon profitieren auch die Gemeinden des Kreises, denn die Kreisumlage, also der Betrag den die Gemeinden an den Landkreis abführen müssen, sinkt prozentual, in absoluten Zahlen aber steigt er sogar noch geringfügig. Umgekehrt muss der Landkreis 2017 etwa 32,3 Millionen Euro Bezirksumlage an den Regierungsbezirk abführen.

Der Kreis kalkuliert aktuell mit einem Haushalt, der zwar ein Defizit aufweist, das aber nicht durch Neukredite aufgefangen werden soll. Stattdessen ist geplant, der Rücklage mehr als 2,3 Millionen Euro zu entnehmen. Darin ist auch die fortgesetzte Tilgung von laufenden Krediten enthalten. Der Schuldenstand des Kreises werde sich von 18,5 Millionen Euro am 31. Dezember 2014 auf 15,1 Millionen Euro am 31. Dezember 2017 verringern – jedes Jahr etwa eine Million Euro. Damit ergäbe sich im Kreis ein Schuldenstand je Einwohner von etwas mehr als 110 Euro – der Freistaat kommt derzeit etwa auf den zwanzigfachen Wert.

Den Schwerpunkt bei den Investitionen im kommenden Jahr setzt der Kreis im Bereich von Bildung und Kultur. Hier sollen 2017 fast 15 Millionen Euro reingesteckt werden. Profitieren werden davon in erster Linie die fast 9.000 Schülerinnen und Schüler der Schulen, für die der Landkreis der Sachaufwandsträger ist.

Doch auch die Verkehrsinfrastruktur wird mit größeren Summen bedacht. So steckt der Kreis allein in den Neubau der Semptbrücke bei Gaden 610.000 Euro, weitere Maßnahmen sind vorgesehen.

Ein weiteres großes Thema, das den Landkreis bereits seit gut einem Jahr beschäftigt, ist die Unterbringung von Flüchtlingen. Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Asylbewerber um 161 auf 1.341 gestiegen. Inzwischen gibt es in den Unterkünften im Kreis Erding 356 sogenannte Fehlbeleger. Dabei handelt es sich um bereits anerkannte Asylanten, die aber noch keine Wohnung gefunden haben und daher die Plätze in den Unterkünften zu unrecht belegen. Bayerstorfer kennt das Problem sehr genau. Aber: »Wo sollen diese Menschen hin?«, fragt er.

Verschärfend komme hinzu, dass derzeit ein Anmietungsstopp gelte und Vertragsverlängerungen für gemietete Unterbringungen nicht gestattet werden. Dadurch verringert sich die Zahl der Plätze in der Unterbringung von Asylbewerbern und das bringt den Landkreis in große Probleme, denn über deren Zahl sagt Bayerstorfer: »Es werden viel mehr werden.« Gleichzeitig verringert sich die Zahl der Plätze. Die Fehlbeleger finden wiederum keine Wohnung, denn »fast kein Vermieter war bereit, direkt an Flüchtlinge zu vermieten«, berichtet der Landrat.

Derzeit entstünden in Taufkirchen/Vils 20 bis 25 Wohnungen, von denen einige auch an Flüchtlinge vermietet werden sollen, der Asylantrag anerkannt wurde. Ein Tropfen auf den heißen Stein, das weiß man auch im Landratsamt. Daher stehe man in intensiven Verhandlungen mit der Regierung von Oberbayern, um bei einer Zunahme der Flüchtlingszahlen flexibel reagieren zu können.

Der Zuzug von Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten wirkt sich auch auf den lokalen Arbeitsmarkt aus. »Die Gesamtentwicklung in 2016 verlief moderat, obwohl wir einen starken Anstieg bei den anerkannten Flüchtlingen zu verzeichnen hatten«, erklärt das Erdinger Jobcenter ARUSO. Die Arbeitsplatzsituation im Kreis Erding ist ohnehin eher komfortabel.

Im November lag die Arbeitslosenquote im Kreis bei 1,6 Prozent – Bestwert des ganzen Jahres und faktisch Vollbeschäftigung. Dass der Flughafen seinen Anteil an dieser Entwicklung hat, sieht man im Kreis. Auch wenn der »FJS« durchaus auch kritisch gesehen wird, so hat er doch an einem anderen boomenden Bereich der Erdinger seinen Anteil: beim Tourismus. Hier kann auch die Therme Erding viele Punkte für die Stadt und den Kreis sammeln und noch eine weitere Einrichtung hilft der Region, wie Bayerstorfer erklärte. Dabei handelt es sich um die Messe in München-Riem. Die gute Erreichbarkeit vom Kreis Erding aus macht diesen als Ziel von Übernachtungsgästen sehr attraktiv.

Keine Neuverschuldung: Das Haushaltsdefizit 2017 wird durch die Rücklage gedeckt

Der Landkreis hat einen komplexen Haushalt mit Überschüssen und Defiziten, die jeweils als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge ins Gleichgewicht gebracht werden müssen. Da wirkt der Blick auf die Bilanz des Klinikums Landkreis Erding (KLE) zunächst ernüchternd: Im Jahr 2015 weist die Einrichtung ein Defizit von 1,29 Millionen Euro aus. Damit wurde der Fehlbetrag jedoch im Vergleich zu 2014 um beachtliche 660.000 Euro reduziert – also ein Drittel. Gleichzeitig stieg die Zahl der stationären Patienten leicht auf 16.545, die der ambulanten Patienten sank ebenso leicht auf 16.059.

Das Defizit wollte Landrat Bayerstorfer nicht überbewerten. Immerhin sei das KLE ein kommunales Unternehmen des Landkreises. Davon hätten sich viele andere Landkreise schon lange verabschiedet. Das Gesundheitsangebot am KLE wurde und wird immer wieder erweitert und ergänzt, in diesem Jahr durch die Interdisziplinäre Schmerztherapie in Erding und in Dorfen.

Qualität in allen Bereichen, darauf legt die Krankenhausleitung besonderen Wert. Das hob Vorstand Sándor Mohácsi in seinem Bericht besonders hervor. Gleichzeitig machte er auf ein Problem aufmerksam, das durch alle Branchen geht: den Fachkräftemangel. Hier steht das KLE vergleichsweise gut da, denn: »Wir können unseren eigenen Nachwuchs ausbilden und halten.«

Was den Nachwuchs betrifft, sieht es für Erding im Allgemeinen rosig aus. 2014 habe man im KLE etwa 500 Geburten registriert, 2015 waren es bereits rund 600 und heuer sind es bisher fast 700. Im Landkreis Erding lebt man gerne und man kommt auch gerne hier an. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 23.12.2016
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