Kulturelles Training für nigerianische Flüchtlingsfrauen

Ottobrunn · Wie ticken die Deutschen?

In Gruppenarbeit haben die nigerianischen Frauen ein Kulturdiagramm für ihr Heimatland erstellt, das einem Diagramm über deutsche kulturelle Werte gegenübergestellt wurde. 	Foto: privat

In Gruppenarbeit haben die nigerianischen Frauen ein Kulturdiagramm für ihr Heimatland erstellt, das einem Diagramm über deutsche kulturelle Werte gegenübergestellt wurde. Foto: privat

Ottobrunn · Wie kann Integration von Geflüchteten in die deutsche Gesellschaft, den Alltag und das Arbeitsleben funktionieren?

Zusätzlich zum Erlernen der deutschen Sprache sollten die Immigranten die deutsche Kultur kennenlernen, die Werte und das daraus resultierende Verhalten verstehen und dieses Wissen auf ihre Alltagssituationen anwenden können.

Julia Halm und Susanne Ahrens haben es sich mit ihrer gemeinnützigen Trainerfirma »BrückenBauen« (www.gemeinsam-bruecken-bauen.de) zur Aufgabe gemacht, die Integration von Flüchtlingen mithilfe kultureller Weiterbildung zu beschleunigen und zu unterstützen. Für den Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn haben sie im Sommer eine Trainingsreihe unter dem Titel »Deutschland kennen lernen« für nigerianische Frauen veranstaltet.

Inhalt des ersten Moduls war das deutsche Wertesystem, das den kulturellen Werten des Heimatlandes gegenübergestellt wurde. In der Besprechung von sogenannten »Critical Incidents«, kritischen kulturell geprägten Situationen, die zu Missverständnissen mit Deutschen geführt haben oder führen könnten, wurde das Verständnis für deutsches Verhalten durch Erklärungen des kulturellen, historischen und gesellschaftlichen Hintergrunds erarbeitet.

Kulturelle Missverständnisse

Ein Beispiel eines kulturellen Missverständnisses ist die Beziehung zu den deutschen Paten, die sich ehrenamtlich um die Flüchtlinge kümmern. Da es in den Heimatländern zwar karitative Einrichtungen, aber das Konzept des Ehrenamtes – also des unentgeltlichen Unterstützens eines gemeinnützigen Zweckes – nicht gibt, war den Frauen nicht klar, aus welchem Grund die Paten ihnen helfen.

Stereotype

Im zweiten Teil standen Stereotype im Mittelpunkt. Ebenfalls wurde besprochen, wie afrikanische Flüchtlinge in Deutschland wahrgenommen werden und was die Geflüchteten tun können, um Vorurteile zu entkräften. Da in Deutschland nur wenig Wissen über die verschiedenen afrikanischen Länder vorhanden ist und oft von Afrika als großem Ganzen gesprochen wird, ist zum Beispiel über Afrikaner das Bild von Nomaden oder »Buschbewohnern« mit schwerem Zugang zum Bildungssystem von Seiten der Deutschen sehr verbreitet.

Afrikaner = Buschbewohner?

Dieses Bild führte zu großer Erheiterung unter den nigerianischen Teilnehmerinnen, die zum Großteil aus der Metropole Lagos (ca. 14,5 Mio. Einwohner) kommen und teils einen schulischen Abschluss vergleichbar mit dem deutschen Realschulabschluss haben. Nichtsdestotrotz fanden die Frauen diese Information wertvoll, um die Haltung mancher Deutscher ihnen gegenüber zu verstehen. Zuletzt wurden positives nachbarschaftliches Verhalten sowie das Lösen von Nachbarschaftskonflikten besprochen.

Trainingsinhalte für Geflüchtete

Die Trainingsfirma »BrückenBauen« finanziert sich zu 100 Prozent über Spenden und bietet verschiedene Trainingsinhalte für Geflüchtete. Unter anderem werden Kurse zur Vermittlung der deutschen kulturellen Werte, zur Vorbereitung auf die Arbeitswelt als auch speziell für Mütter angeboten, die eine besondere Rolle bei der Integration von Kindern und Familien spielen. MO

Artikel vom 06.12.2016
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