Glückwunsch zum Geburtstag

Grünwald · Mit 90 Jahren viel zu erzählen

Bürgermeister Jan Neusiedl gratuliert seiner alten Grundschullehrerin Johanna Fischer. Foto: VA

Bürgermeister Jan Neusiedl gratuliert seiner alten Grundschullehrerin Johanna Fischer. Foto: VA

Grünwald · Ihren 90. Geburtstag durfte Johanna Fischer begehen. Unter den Gratulanten war auch Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl, der einen besonderen Bezug zur Jubilarin hat. Schließlich gehört Neusiedl zu jenen, die Johanna Fischer an der hiesigen Grundschule unterrichtet hat. Als Präsent überbrachte Neusiedl ein adventliches Gesteck und die Glückwünsche der Gemeinde.

Bis auf den heutigen Tag verfolgt Fischer mit großem Interesse das Gemeindeleben. Schließlich ist die gebürtige Münchnerin seit Juli 1954 in Grünwald zu Hause. 20 Jahre, bis 1986 war Fischer an der Grundschule in Grünwald tätig. Jan Neusiedl war Schüler Fischers zwischen 1969 und 1971. »Deswegen ist er ein so guter Bürgermeister geworden«, so Fischer schelmisch. Eine strenge Lehrerin sei sie nicht gewesen, erinnert sich Neusiedl. Aber bei ihr herrschte Disziplin. Und die Dritt- und Viertklässler hatten schon einen gewissen Respekt vor der Frau Lehrerin. Sie selbst sagt von sich, sie sei gerne Lehrerin gewesen. Ob sie heutzutage dieses Amt noch ausfüllen möchte, konnte sie nicht sagen. Es habe sich doch schon sehr viel geändert. Das fange beim ersten Schultag schon an. Damals war vielleicht der engste Familienkreis dabei, heute kommen sehr viele, um diesem Tag beizuwohnen. Und auch sonst habe sich so viel geändert, worüber sich Johanna Fischer nur wundern kann.

Ganz besonders am Herzen lag Fischer als Lehrerin, den Zöglingen die Heimat näher zu bringen. Neusiedl weiß von einem Wandertag nach Laufzorn, anhand dessen das Kilometerzählen geübt worden ist. Und natürlich durfte auch die Besteigung des Burgturms in Grünwald nicht fehlen. Fischer hatte immer viel übrig für die Geschichte, deswegen gab’s in ihrer Dienstzeit auch Ausflüge nach Schäftlarn (zurück mit der Isartalbahn), nach München und in die Berge. Letztere waren ihre persönliche Passion. Mit großer Leidenschaft kletterte Fischer, auch Bergwandern und Skifahren durften nicht fehlen. Heimatkunde wurde Fischer ihrer Meinung nach schon in die Wiege gelegt. Ihr Vater hatte schon einen Faible dafür, auch ihr Mann. Das hat sich auch an der Schule herumgesprochen, weswegen ihr die Herausgabe einer heimatkundlichen Stoffsammlung der Volksschule herangetragen worden war. 1983 wurde das Werk, immerhin 212 Seiten stark, veröffentlicht, um Lehrkräften Material für die Heimatkunde in Grünwald an die Hand zu geben. Sie sei eine Art »Spiritus rector« gewesen, habe auch viele Beiträge selbst verfasst. Vor allem ihr Mann habe sehr tatkräftig mitgeholfen. Fischer selbst spricht von einer »Heidenarbeit«, die sie in knapp einem halben Jahr damit hatte. Bücher mussten gewälzt, Auskünfte eingeholt werden. Die Grünwalder Chroniken waren damals ja noch nicht geschrieben. Zudem war sie ja nicht aus Grünwald.

Als Johanna Fischer wegen der Liebe zu ihrem Mann nach Grünwald gekommen ist, sei sie »gewarnt« worden. Es gab Diskrepanzen zwischen der katholischen Schule und der Gemeinschaftsschule. Aber die Sorgen haben sich in Grenzen gehalten: »Ich hatte und habe keine Probleme mit den Grünwaldern.« Ihr Mann sei ja ein Hiesiger gewesen; der öffnete ihr schon Tor und Tür. Für sie als Städterin sei es damals durchaus ungewöhnlich gewesen, in einer bäuerlich-dörfliche Struktur zu wechseln. »Das hat sich in den zurückliegenden dreißig Jahren auch sehr geändert.«

Nach ihrer Pensionierung hat Johanna Fischer an der Volkshochschule ihr Englisch aufgefrischt. Sie hatte sehr gute Vorkenntnisse, schließlich durfte sie als so genannte »teacher trainee« (Lehramtsstudentin) 1951/52 nach Amerika. »Diese Zeit möchte ich wirklich nicht wissen. In den Vereinigten Staaten durfte ich Vorträge halten, an Diskussionen teilnehmen und Einblicke in verschiedene Städte erhalten, wie beispielsweise San Francisco, Montana, Boston Ohio und Washington D.C.« Auch ist Johanna Fischer auch noch viel gewandert.

Da sie mittlerweile an den Rollstuhl gebunden ist, hat sich ihr Tätigkeitsfeld sehr eingeschränkt. Aber mit einem erstaunlich guten Gedächtnis weiß Johanna Fischer sehr viel von dem zu berichten, was sich vor Jahrzehnten in Grünwald zugetragen hat.

Artikel vom 02.12.2016
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