Stadtrat verschiebt Beschluss

Giesing · Hat der Park an der Herbert-Quandt-Straße wieder eine Zukunft?

Giesing · Der Stadtrat wollte über den Weiterbau der Quandt-Straße durch einen kleinen Park im Stadtteil Giesing entscheiden.

Der BUND Naturschutz (BN) fordert vom Stadtrat ein klares Bekenntnis für den Erhalt des Parks und gegen den Bau der Straße. Dazu hat der BN eine Online-Petition gestartet, die bereits knapp 1000 Menschen unterzeichnet haben.

Beschluss ins nächsten Frühjahr verschoben

»Der aus Verkehrssicht völlig unnötige Weiterbau der Herbert-Quandt-Straße durch den Park würde den wichtigen Erholungsraum für Mensch und Natur an- greifen. Zudem widerspräche dies den städtischen Klimaschutzzielen, welche der Stadtrat erst vor zwei Wochen beschlossen hat«, sagt Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München.

Aufgrund des Widerstands von BN und aus der Bevölkerung wurde der Beschluss über dieses Vorhaben nun in das nächste Frühjahr verschoben. Damit bleibt die Hoffnung, dass der Stadtrat diese Planung nochmals überdenkt und der Park gerettet werden kann.

»Einerseits beschließt der Stadtrat, München vor den Folgen der Klimaerwär- mung zu schützen. Grünanlagen sollen erhalten und sogar neu angelegt werden. Andererseits sollen für unnötige Straßen ohne mit der Wimper zu zucken mas- senhaft Bäume gefällt und Grünanlagen zerstört werden. Wenn wir so weiterma- chen, muss sich niemand über immer mehr Hitze und Hochwasser wundern. Am Beispiel der Herbert-Quandt-Straße wird sich zeigen, ob der Stadtrat seinen Be- schluss zum Klima- und Naturschutz überhaupt ernst meint«, so Hierneis weiter.

Der öffentliche Park an der Herbert-Quandt-Straße (östlich des Friedhofs am Perla- cher Forst) soll für eine Straße zerstört werden, auf der täglich lediglich bis zu 70 Bus- und LKW-Fahrten geplant sind. Diese wenigen Fahrten könnten auch auf dem bestehenden Straßennetz erfolgen. Die Petition des BN richtet sich zwar konkret gegen dieses Projekt, doch das Thema ist stadtweit von Bedeutung.

Derzeit findet eine beispiellose Welle von Eingriffen in Grünflächen statt. Für Straßenneubauten und Erweiterungen, Gewerbeansiedlungen, für die Schulbauoffensive, Wohnungsbau etc. werden selbst die letzten grünen Oasen in München versiegelt. Es geht darum, ob die vom Stadtrat angekündigten Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung wirklich ernst gemeint sind. So spricht sich die Stadt zwar für den Erhalt und die Ausweisung von zusätzlichen Grünflächen aus, doch tatsächlich passiert das genaue Gegenteil. Und dies, obwohl sich alle Fachleute einig sind, dass Grünanlagen und Parks eine der wichtigsten Einflussgrößen sind, um das Stadtklima auch in Zukunft erträglich zu halten.

Im Stadtratsbeschluss ist beispielsweise zum Mehrwert von Bäumen zu lesen: »Bäume und Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Anpassung an den Klimawandel ...« oder »... zusammenhängende Grünflächen haben eine wichtige Funktion für den groß- und kleinräumigen Luftaustausch in der LH München«.

Der Klimawandel betrifft München schon jetzt und wird in den kommenden Jahren zu vermehrter Sommerhitze und Starkregen führen, was neben Trinkwasserknappheit und Hochwassern auch eine Zunahme von Herz-Kreislauferkrankungen und Atemwegsbeschwerden zur Folge haben wird. Als ausgleichende Maßnahmen hat der Stadtrat unter anderem den Erhalt und sogar den verstärkten Ausbau der Grünzüge vorgesehen.

»Noch hat der Stadtrat Zeit, den Weiterbau der Herbert-Quandt-Straße zu stoppen. Mit dem Straßenbau würde der Stadtrat seinen eigenen Zielen widersprechen. Wir brauchen keine Zerstörung der Parks, sondern Puffer zur Anpassung an den Klimawandel und mehr Erholungsflächen für die Münchner Bürgerinnen und Bürger. Wir brauchen mehr Bäume und mehr Grünflächen und nicht weniger«, fordert Hierneis abschließend.

Park retten mit Online Petition

Über die Online-Petition »Park retten – Straßenbau stoppen!« des BUND Natur- schutz in München können sich die Bürger gegen diesen unnötigen Straßenbau und für den Erhalt von Grünanlagen in München aussprechen: www.weact.campact.de/petitions/park-retten-strassenbau-stoppen-1

Die Herbert-Quandt-Straße soll wegen des Neubaus der Europäischen Schule und dem erwarteten Mehraufkommen an Lieferverkehr nach Süden weitergebaut werden. Je nach Planungsvariante würden dafür zwischen 174 und 394 Bäume gefällt werden. Hinzu kommt die Vernichtung von Wiesenflächen, Biotopen und der Rückzugsmöglichkeiten für Menschen, Vögel und Fledermäuse.

Artikel vom 29.11.2016
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