Löwen-Gesellschafter Hasan Ismaik erklärt sich öffentlich

»Konnten Leistung nicht länger akzeptieren«

Entscheidungsfreudig: Hasan Ismaik. Archivfoto: A. Wild

Entscheidungsfreudig: Hasan Ismaik. Archivfoto: A. Wild

München/Giesing · Nach der Trennung von Trainer Kosta Runjaic gaben die Gesellschafter des TSV 1860 München eine denkwürdige Pressekonferenz, in der Präsident Peter Cassalette und Investor Hasan Ismaik Stellung bezogen. Ismaik ist bekannt für deutliche Worte und auch diesmal enttäuschte der Jordanier nicht die Erwartungen der zahlreich erschienenen Medienvertreter.

Den Anfang machte Löwen-Präsident Cassalette, der zur Beurlaubung von Runjaic nach der Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern überraschend anmerkte: »Die Entscheidung stand schon vor dem Spiel fest und zwar unabhängig vom Ausgang. Wir sind mit einer anderen Erwartung in die Saison gegangen.« Die Gremien hätten bereits am Vortag einen entsprechenden Entschluss gefasst. Grund dafür sei die Entwicklung in den letzten Wochen gewesen. Ohne näher auf Details einzugehen, erklärte Cassalette: »Es gibt viele Gründe, warum wir sportlich stehen wo wir stehen.« Man habe jedoch zuletzt keinen Plan des Trainers mehr für eine Trendwende erkannt und vergeblich auf Besserung gehofft.

Ismaik, der aus seiner persönlichen Unzufriedenheit keinen Hehl machte, merkte an: »Wir hatten Ziele, aber die Ergebnisse sind nicht wunschgemäß. Wir konnten diese Leistung nicht länger akzeptieren.« Als Anhänger des Klubs sei man »sehr enttäuscht« – der Jordanier beschreibt sich selbst gerne als einen Fan. Zudem bestätigte Ismaik die Abberufung von Thomas Eichin von seinem Posten als Geschäftsführer der Profifußball-Gesellschaft. Der frühere Bremer bekleide dort künftig nur noch den Posten des Sportdirektors. Diese Personalie sei jedoch von Anfang an mit Eichin so besprochen gewesen. Auch der Vertraute Ismaiks Raed Gerges werde keine Geschäftsführertätigkeit mehr ausüben, hieß es. Er sei künftig mit Aufgaben im Marketing betraut.

Die Geschäftsführung an der Grünwalder Straße soll nach dem Wunsch Ismaiks ab sofort ein neuer Mann übernehmen, der die Pressekonferenz im Auditorium sitzend verfolgte. Sein Name: Anthony Power. Laut Ismaik handle es sich bei Power um einen Finanzfachmann. Der Englisch sprechende Power selbst gab an »schon in vielen Ländern auf dieser Erde – in den USA, Frankreich, Großbritannien sowie im mittleren und im fernen Osten« gearbeitet zu haben und seit einem Jahr für Ismaik tätig zu sein. Zuletzt war in den Medien vom scheidenden Liverpool-Manager Ian Ayre als neuem starkem Mann an der Grünwalder Straße berichtet worden. Über dessen Engagement sei aber noch nicht entschieden, antwortete Ismaik auf Nachfrage.

Danach erklärte der Mehrheitseigner, ob der im Sommer getätigten Investitionen, müsse man sportlich in der oberen Tabellenregion zu finden sein. »Wir haben vor der Saison eine Liste mit Spielern bekommen, von denen es hieß: Wenn wir sie kaufen, würden wir unter den ersten Zehn sein.« Das habe man getan, jetzt müssten die versprochenen Ergebnisse auch geliefert werden. Thomas Eichin wäre mit seiner Entwicklung der Mannschaft »noch nicht auf dem Niveau, das wir von ihm erwarten«. Es seien konzeptionelle Fehler gemacht worden. Dennoch halte man an ihm fest und wolle den Sportdirektor weiter »unterstützen und ihn zu mehr Leistung ermutigen und auffordern«. Heftiger kann eine Kritik kaum ausfallen. Ein Detail verriet Ismaik am Rande über die Transferplanungen im vergangenen Sommer. Die Brasilianer Ribamar und Victor Andrade wären auf Empfehlung einer Beratungsagentur aus London gekommen, für deren Verpflichtung er verantwortlich sei. Bei allen anderen Neuzugängen handle es sich um Wunschkandidaten von Kosta Runjaic und Thomas Eichin.

Ismaik vermutet weiter persönliche Gegner im Umfeld des TSV 1860 München am Werk. Es gebe immer noch »Personen die gegen den Verein arbeiten«. Er habe für seine Anteile zuletzt ein »lächerliches« Angebot über 40 Millionen Euro erhalten, werde aber nicht verkaufen, »auch nicht für vier Milliarden«. Der Verein sei ihm ans Herz gewachsen. »Ich bin jetzt Fan und dafür gibt es keinen Preis.«

Bis zur Winterpause soll nach dem Wunsch der Gesellschafter Nachwuchs-Ausbilder Daniel Bierofka das Profi-Ensemble der Giesinger als Trainer anleiten, dann will der Klub einen geeigneten Nachfolger präsentieren. Der 37-jährige Ex-Profi hatte die Löwen bereits in der vergangenen Saison während der letzten Spiele vor dem Abstieg gerettet, benötigte dafür allerdings wegen einer fehlenden Lizenz als Fußball-Lehrer eine Ausnahmegenehmigung. Mittlerweile besitzt Bierofka immerhin die Trainer A-Lizenz – die letzte Stufe vor dem Lehrgang zum Fußball-Lehrer. Der künftige neue Mann müsse jemand sein, »der 1860 München versteht, den Verein, die Mannschaft und die Fans«, fordert Hasan Ismaik. Gemeinsam mit Sportdirektor Thomas Eichin wolle man einen erfahrenen Mann für diese Aufgabe suchen.

(as)

Artikel vom 23.11.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...