Sprachrohr der Patienten

München · Rechte und Mitbestimmung sollen gestärkt werden

Referat für Gesundheit und Umwelt, Bayerstraße 28a: Hier wird der oder die Patienten­beauftragte arbeiten.	Foto: cr

Referat für Gesundheit und Umwelt, Bayerstraße 28a: Hier wird der oder die Patienten­beauftragte arbeiten. Foto: cr

München · München bekommt einen Patientenbeauftragten. Das hat der Stadtrat am Mittwoch entschieden. Damit sollen die Patientenrechte gestärkt werden und die Belange mehr Beachtung finden.

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Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs, in deren Referat die Stelle eingerichtet wird, sieht in der Entscheidung vor allem Vorteile für die Patienten: »Wir bieten eine Anlaufstelle, an die sich die Münchnerinnen und Münchner einfach und schnell wenden können. Außerdem stärken wir mit einem zentralen Ansprechpartner das Vertrauen in den Medizinstandort München insgesamt.« Die Stelle des kommunalen Patientenbeauftragten werde allen Akteuren im Gesundheitswesen gegenüber unabhängig sein und entsprechend agieren. Unabhängig auch von den Patienten, allerdings mit besonderer Rücksichtnahme auf deren Belange. Damit bekommen die Patienten in München erstmals einen Interessenvertreter.

Der Patientenbeauftragte wird dem Stadtrat im Turnus von zwei Jahren einen Bericht zur Versorgung, Fürsprache und Transparenz im Gesundheitswesen auf Münchner Ebene für den ambulanten, teilstationären und stationären Bereich aus der Sicht der Patienten vorlegen. Auf dieser Grundlage soll der Stadtrat in der Lage sein, Entscheidungen aus seiner Kompetenz im Bereich der Gesundheitsversorgung in München fundierter zu treffen. Um ein möglichst genaues Bild der Situation aus Perspektive der Patienten zu bekommen, wird der Beauftragte die Sorgen und Nöte selbst aufnehmen. Sofern möglich, werden konkrete Patientenanfragen an die bereits existierenden zahlreichen Beratungsangebote in der Stadt weiterverwiesen.

Auch über die Stadtgrenzen hinaus soll die Vernetzung weitergeführt und gestärkt werden, in erster Linie über einen engen Austausch mit Akteuren im Bereich der dortigen Patientenberatung. Damit kommt der Stelle die Aufgabe der institutionalisierten Vernetzung, Koordination und Zusammenarbeit zu. Gleichzeitig nimmt der Beauftragte Anfragen und Probleme auf, um Politik und Verwaltung darstellen zu können, wo »der Schuh drückt«. Diese finden Berücksichtigung in dem regelmäßigen Bericht. Dabei muss der Patientenbeauftragte auch bewerten, welchen Anfragen und gegebenenfalls Beschwerden besondere Bedeutung zukommt. Die Position soll nicht als »Kummerkasten« genutzt werden, sondern eine echte und nachhaltige Qualitätssteigerung im Münchner Gesundheitswesen sein.

Wobei die Qualität schon jetzt groß sei, wie die Gesundheitsreferentin betont. Sie sieht noch Potenzial und den direkten Nutzen für die Münchner: »Das trägt zur Lebensqualität unserer Stadt bei.« Als Mitarbeiter in der kommunalen Verwaltung wird der Patientenbeauftragte Ansprechpartner für alle Patienten im Stadtgebiet München sein, auch wenn diese nicht selbst aus München kommen. Auch auf dieser Grundlage, ebenso wie aus eigener Initiative heraus werden vom Patientenbeauftragten Anregungen zu Qualitätsverbesserungen und Leistungstransparenz in der Versorgung durch Gesundheitseinrichtungen erwartet. Er agiert außerdem als Schnittstelle zum Patienten- und Pflegebeauftragten der Bayerischen Staatsregierung. Eine der wichtigsten Aufgaben wird wahrscheinlich die Unterstützung und Vermittlung anfragender Einwohner zum Beispiel an Patientenberatungsstellen und Selbsthilfevereinigungen sein. Das Angebot in München ist umfassend, jedoch für Menschen, die sich nicht intensiv damit befassen können, schwer durchschaubar. So lassen sich die richtigen Ansprechpartner kaum finden. Das soll mit dem kommunalen Patientenbeauftragten besser werden. Mit der Stadtratsentscheidung ist der Weg frei für die Ausschreibung der Stelle. Insgesamt sollen Mittel für 1,5 Stellen bereitgestellt werden. Die Besetzung soll schnellstmöglich erfolgen.

»Mit der zentralen Stelle des Patientenbeauftragten machen wir einen großen Schritt nach vorn in der städtischen Daseinsvorsorge und Gesundheitspolitik«, erklärte Gesundheitsreferentin Jacobs. Die Hilfe für betroffene Patienten werde verbessert und ihre Rechte und Mitbestimmung gestärkt.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 21.10.2016
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