Feiern bis zum Irda

Schliersee · Auf den Handwerkermarkt folgt der Kirta-Montag

Kirtanudeln sind ein feines Schmankerl. Das Schmalzgebäck ist bei Alt und Jung sehr beliebt. Am Kirta-Montag, den 17. Oktober 2016 ist das altbayerische Museumsdorf geöffnet.	 F.: Dieter Schnöpf

Kirtanudeln sind ein feines Schmankerl. Das Schmalzgebäck ist bei Alt und Jung sehr beliebt. Am Kirta-Montag, den 17. Oktober 2016 ist das altbayerische Museumsdorf geöffnet. F.: Dieter Schnöpf

München/Schliersee · Der Herbst stellt sich ein in Schliersee, die Blätter werden bunt und am Morgen hüllt der Nebel die Landschaft stimmungsvoll ein. Der Herbst ist schon immer die Zeit der Dulte, Feste und Märkte.

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Die Feldarbeit war getan und das Auskommen gesichert. Nun war Zeit etwas zu feiern und sich zu erholen von der harten Arbeit. Gleichzeitig musste man das Gemüt etwas aufhellen für den Winter, der vor der Tür steht. Auch bei uns im Freilichtmuseum lassen wir uns vom Jahreslauf leiten und so findet heute und morgen unser historischer Handwerkermarkt statt. Die unterschiedlichsten Handwerker stellen ihre Zunft zur Schau und bieten traditionell gefertigte Waren an. Aber nicht nur Märkte finden im Herbst statt. Der dritte Sonntag im Oktober ist seit Ende des 19. Jahrhunderts als einheitlicher Kirchweihtag festgelegt, so dass morgen und am Montag in ganz Altbayern Kirchweih gefeiert wird.

Zuvor waren die Kirchweihtermine unterschiedlich, meist am Sonntag vor oder nach dem Patrozinium der jeweiligen Kirche. Da zum Kirchweihfest gerne auch die Nachbargemeinden kamen, nahm das Feiern übers Jahr hin überhand. Deshalb setzte man den einheitlichen Termin ein. Für das Fest gibt es regional unterschiedliche Bezeichnungen, von Kärwa, Kirta, Kirmes, über Kirtag bis zum Kirchtag und viele andere mehr. Diese unterschiedlichen Formen im Dialekt weisen schon darauf hin, dass Kirchweih ein Fest mit vielen lokalen Besonderheiten und Bräuchen ist. Da gibt es etwa den Kirmesbaum oder eine spezielle Kirchweihpredigt, in der eine Rückschau auf das vergangene Jahr gehalten wird.

In der Oberpfalz veranstaltet die Jugend ein Bärentreiben, bei dem ein junger Bursch durch den Ort von Haus zu Haus getrieben wird und mit der Frau des Hauses tanzen muss. Anschließend bekommt er eine Stärkung, meist in Form von Schnaps. Den Kirtaschnaps kennt man auch in anderen Regionen Bayerns. Diese Bräuche verträgt allerdings nicht jeder gut, denn oft wird das rechte Maß hierbei übersehen. Ein dagegen sehr schöner Brauch ist das Kirtahutschen. Ein langer Balken oder eine Leiter wird an Seilen aufgehängt, sodass eine Längsschaukel entsteht. Viele Kinder und Jugendliche finden darauf Platz und es wird oft recht wild geschaukelt. Natürlich ist das Kirtahutschen auch eine Mutprobe und erst, wenn die Mädchen laut kreischen, geben sich die Burschen zufrieden.

Aber nicht nur die Kinder, auch junge Erwachsene hatten ihren Spaß daran, denn durch die heftigen Schaukelbewegungen rutscht man auf dem Balken ordentlich hin und her, und es war in einer noch sehr konservativen Zeit eine Möglichkeit, seiner Herzdame unauffällig etwas näher zu kommen. Neben diesen Bräuchen spiegelt sich das Fest auch in der Küche wider. Viele kulinarische Besonderheiten zeichnen das Kirtafest aus, zum Beispiel die Kirtagans oder Ente mit Blaukraut und Knödeln. Die Liebhaber des Schmalzgebäcks freuen sich sicher schon auf die Kirtanudeln, ein Gebäck, das im Schmalztopf herausgebacken wird. Die Kirtanudeln werden angeblich über die Knie der Bäckerinnen gezogen, um die richtige Form zu bekommen.

Natürlich gibt es diese Schmankerl auch in unserem Wirtshaus im altbayerischen Dorf. Dazu servieren wir unser frisch gebrautes Museumsbier. Besuchen Sie uns einfach im Freilichtmuseum und feiern Sie Kirta mit uns. Selbstverständlich haben wir auch am Kirtamontag für Sie geöffnet. Und weil es ja heißt, eine gescheite Kirta dauert bis zum Irda, also dem Dienstag, kann ich Sie beruhigen. Die Saison im altbayerischen Dorf ist noch nicht zu Ende. Ich darf zum Beispiel auf den Kinderkulturherbst oder die Leonhardifahrt hinweisen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein zünftiges Kirchweihfest und vielleicht sehen wir uns ja in Schliersee.

Artikel vom 15.10.2016
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