Weggefährten ehren Kämpfer gegen das Vergessen, der am 23. September verstarb

München · Trauer um Max Mannheimer

Max Mannheimer hat sein Leben aufgeschrieben und wieder und wieder daraus erzählt. Was er in sieben Jahren Nazi-Terror erlebt hat, soll sich nie mehr wiederholen.	Foto: K. Hartherz

Max Mannheimer hat sein Leben aufgeschrieben und wieder und wieder daraus erzählt. Was er in sieben Jahren Nazi-Terror erlebt hat, soll sich nie mehr wiederholen. Foto: K. Hartherz

München · Am vergangenen Freitag, 23. September, ist in München der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer gestorben. Er wurde 96 Jahre alt. Mit tiefer Trauer haben Weggefährten und Mitstreiter des »Aktivisten für eine bessere Welt« auf die Nachricht seines Todes reagiert.

»Mit Max Mannheimer verliert die Welt einen unendlich tapferen und unermüdlichen Kämpfer wider das Vergessen und zugleich einen zutiefst menschlichen Versöhner«, erklärte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch.

Die Münchner SPD-Chefin Claudia Tausend nannte Mannheimer »eine große Persönlichkeit, einen wichtigen Mahner, einen wertvollen Ratgeber und einen Genossen im Kampf gegen Hass und Menschenfeindlichkeit. Wir sind dankbar, dass die SPD seine politische Heimat war.« Mannheimer war im Dezember 1945 in die SPD eingetreten und der Partei bis zu seinem Tod treu geblieben.

Die Trauer über den Verlust ist anderswo nicht geringer. So erklärte Bernhard Seide­nath, CSU-Landtagsabgeordneter für den Stimmkreis Dachau: »Mit Max Mannheimer haben wir in Dachau die Stütze und Galionsfigur unserer Gedenk- und Erinnerungsarbeit verloren. Max Mannheimer war einer der letzten Zeitzeugen, der über die unvorstellbaren Gräuel der Nazi-Gewaltherrschaft aus eigener Anschauung berichten konnte. Sein Tod ist ein schwerer Verlust, der die Gedenk- und Erinnerungsarbeit in und für Dachau verändern wird. Sie wird schwieriger werden, da mit Max Mannheimer die Authentizität eines Zeitzeugen gegangen ist.«

Sehr persönliche Worte fand die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag, Margarethe Bause: »Der Tod von Max Mannheimer trifft mich tief. Er war eine einzigartige Persönlichkeit. Mit seiner unglaublichen Kraft hat Max Mannheimer sich und uns immer wieder an das unvorstellbare Grauen des Holocaust erinnert. Er war ein wahrer Humanist. Und er hat sich trotz allem seinen Humor bewahrt. Das war unglaublich beeindruckend: Wie ein Mensch, der den Holocaust überstanden hat, trotz allem ein Leben lang über sich und die Welt lachen konnte. Max, du wirst uns fehlen!«

Max Mannheimer war von der Grausamkeit der Judenverfolgung im Dritten Reich besonders betroffen. Er selbst überlebte die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Dachau, musste aber den Verlust zahlreicher Angehöriger verkraften, die von den Nationalsozialisten ermordet worden waren. Darunter waren seine Eltern, seine Schwester, sein Bruder Ernst sowie seine erste Frau. Max Mannheimer und sein Bruder Edgar überlebten den Krieg und die Naziherrschaft.

Zunächst schien Mannheimer den Deutschen, die ihm, seiner Familie und vielen seiner Bekannten unvorstellbares Leid zugefügt hatten, unversöhnlich gegenüberzustehen. Doch schnell änderte sich Mannheimers Sichtweise. Er mahnte zeitlebens zum Dialog und zur Aussöhnung und hinterließ bei vielen jüngeren Zeitgenossen, die das schreckliche Terrorregime der Nazis nicht mehr erleben mussten, tief gehende Eindrücke aus eigenem Erleben. Die Weitergabe dieser Erfahrungen war ein Teil des Lebenswerks von Max Mannheimer. Er kämpfte unermüdlich gegen das Vergessen, damit sich staatlich gesteuerter Völkermord in Deutschland und Europa nicht wiederholen kann.

Artikel vom 27.09.2016
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