Klimapark vor dem Aus?

Bürgerinitiative startet Petition gegen Schulneubau am Salzsenderweg

Sandra Skor (links), die Gründerin der Bürgerinitiative, mit Sandra Albrecht vor dem vom RBS favorisierten Standort des neuen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums am Salzsenderweg.	Foto: js

Sandra Skor (links), die Gründerin der Bürgerinitiative, mit Sandra Albrecht vor dem vom RBS favorisierten Standort des neuen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums am Salzsenderweg. Foto: js

Bogenhausen · Bogenhausener Bürger befürchten, dass der geplante Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums auf der Grünfläche am Salzsenderweg das Aus bedeutet für den Klimapark, der auf der Fläche entstehen soll.

Mit einer Unterschriftenaktion will die Initiative »Pro Klimapark« das Projekt nun retten. Das Baureferat der Stadt beschwichtigt indes. Die Errichtung der Schule stehe der Schaffung des ökologisch ausgerichteten Parks nicht entgegen, versichert die Sprecherin der Behörde, Dagmar Rümenapf. Noch im Frühjahr sah es so aus, als ob der gemeinsam mit den Bürgern entwickelte Klimapark in diesem Jahr realisiert werden würde. »Ab März rollten auf dem Gelände die Bagger«, erinnert sich Tania Albrecht von der Initiative »Pro Klimapark«. Geplant war, die Umgestaltung der Fläche inklusive der Einrichtung eines Beach-Volleyball-Feldes, eines Trimm-Dich-Pfads und eines Unterstands für Jugendliche bis Juli fertigzustellen.

Doch statt dessen wurden die Bauarbeiten nach wenigen Wochen abgebrochen. Der Grund: Das Referat für Bildung und Sport (RBS) hat das Gebiet am Salzsenderweg als Standort für das neue Schulgebäude des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums auserkoren. Die Fläche sei, was Größe, Beschaffenheit, Lage und Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr angehe, gut für ein Gymnasium geeignet, heißt es in der Beschlussvorlage, die das RBS dem Stadtrat Ende Juli vorgelegt hat.

Viele Anwohner sehen den Klimapark deshalb in Gefahr. Entstanden ist daraus eine Bürgerinitiative, die sich für die Suche nach alternativen Standorten für den Schulbau einsetzt. Mehr als 1.600 Anwohner haben die Petition an Oberbürgermeister Dieter Reiter, den Münchner Stadtrat und die Stadtverwaltung bereits unterschrieben. Ein Scheitern des Projekts bedeute nicht nur den Verzicht auf wichtige Erholungsflächen, mahnt Albrecht. Auch aus ökologischen Gesichtspunkten sei ein Schulbau an dieser Stelle nicht zu befürworten. Der Grünzug am Salzsenderweg sei nämlich Teil der sogenannten Kaltluftschneise, einer unbebauten Fläche, die sich als eine Art Gang durch das gesamte Stadtgebiet zieht und dafür sorgt, dass auch die dicht besiedelten Bereiche im Zentrum Münchens mit Frischluft versorgt werden. »Wenn das zugebaut wird, geht uns in der Innenstadt buchstäblich die Luft aus«, erklärt Albrecht. Zudem sei das Gebiet die Heimat mehrerer seltener Tierarten wie Spechte und Fledermäuse, die durch eine Großbaustelle vertrieben würden.

Im Baureferat hingegen hält man die Realisierung des Klimaparks für vereinbar mit dem Schulbau. Für das Gymnasium werde mit 20.000 Quadratmetern nur ein relativ kleiner Teil der Fläche benötigt, sagt Rümenapf. Die Neugestaltung des Naturgebiets werde entsprechend umgeplant und bei der Errichtung des Gebäudes würden ökologische Kriterien berücksichtigt.

Albrecht allerdings bleibt skeptisch. Eine Schule für 1.400 Schüler müsse bei der veranschlagten Grundfläche erheblich höher als drei Stockwerke sein. Damit werde aber die Kaltluftschneise beeinträchtigt, deren Funktion nur bei Gebäuden von bis zu zehn Metern Höhe gewährleistet sei. Ein niedriges Haus beanspruche dagegen so viel Fläche, dass für den Klimapark kaum noch Platz übrig bleibe: »Ich kann mir nicht vorstellen, wie es möglich sein soll, beides umzusetzen.«

Etwas optimistischer ist die Einschätzung der Vorsitzenden des Bezirksausschusses Bogenhausen (BA 13), Angelika Pilz-Strasser (Grüne). Grundsätzlich sei das Areal groß genug für das Gymnasium und den Klimapark, sagt sie. Allerdings räumt sie ein: »Das Bauvorhaben geht auf jeden Fall zulasten der Natur.« Der Schulneubau sei jedoch dringend nötig und habe gegenüber dem Klimapark Priorität.

Der BA habe dem Standort deshalb zugestimmt, jedoch sei das Thema umstritten gewesen. Geeinigt habe man sich vor allem deshalb auf den Salzsenderweg, weil die vom RBS vorgeschlagenen Alternativen noch problematischer gewesen seien. Zur Debatte gestanden habe unter anderem ein Grundstück an der Brodersenstraße, das jedoch aus verkehrlicher Sicht ungeeignet sei: »Dort eine Schule zu bauen wäre unverantwortlich.« Für weitere Alternativen sei der BA allerdings offen. »Das Anliegen der Bürgerinitiative ist berechtigt«, so die BA-Chefin.

Die Online-Petition kann im Internet noch unterzeichnet werden bis Dienstag, 18. Oktober. Informationen zur Bürgerinitiative und der Link zur Online-Petition sind im Internet unter www.pro-klimapark.de zu finden. Thematisiert wird der Klimapark auch bei der Bogenhausener Bürgerversammlung am Donnerstag, 27. Oktober ab 19 Uhr in der Turnhalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums in der Elektrastraße. Auf der Veranstaltung können die teilnehmenden Anwohner über die Forderungen der Bürgerversammlung abstimmen. Julia Stark

Artikel vom 21.09.2016
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