Genauer geht’s nicht

Die Sonne zeigt die Zeit präzise an – wenn sie scheint…

Schliersee · Jetzt im September merken wir bereits deutlich, wie die Tage kürzer und die Schatten länger werden. Das liegt daran, dass die Sonne im Winter tiefer steht, wie wir alle wissen.

Markus Wasmeier-Kolumne
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Ich will jetzt an dieser Stelle nicht in die Astrophysik einsteigen, aber diese Tatsache spielte im Leben unserer Vorfahren eine wichtige Rolle. Denn lange Zeit war der Weg der Sonne die einzige Möglichkeit den Tagesablauf zu gliedern. Reichte am Anfang die Unterteilung in Vor- und Nachmittag, wurde es im Verlauf der Jahrhunderte immer wichtiger, genaue Uhrzeiten benennen zu können.

Das einzige Werkzeug, das dabei zur Verfügung stand, war die Sonnenuhr. Mittags steht die Sonne im Zenit und die Schatten sind am kürzesten. Diese Erkenntnis nutzten bereits die Römer mit Obelisken als Mittagszeiger. Doch der Schattenwurf ändert sich aufgrund des unterschiedlichen Sonnenstandes im Jahresverlauf, sodass eine Zeitablesung in unserem Sinne nicht möglich ist. Man erkannte schließlich, dass der Schattenstab parallel zur Erdachse ausgerichtet werden muss, damit die unterschiedliche Höhe der Sonne für den Schattenwurf keine Rolle mehr spielt. Lange Zeit war das die exakteste Möglichkeit die Zeit abzulesen. Selbst nach der Erfindung der mechanischen Uhren, denn die waren anfangs sehr ungenau.

An manchen Kirchtürmen kann man zusätzlich zur Turmuhr auch eine Sonnenuhr sehen. Der Mesner kontrollierte anhand der Sonnenuhr die Zeit und stellte die Turmuhr entsprechend nach. Nur bei schlechtem Wetter war die mechanische Uhr der Sonnenuhr um Klassen überlegen, die Gründe muss ich Ihnen nicht erläutern.

Es gab auch tragbare Sonnenuhren wie etwa den sogenannten Bauernring. Man hielt ihn an einer Schnur und durch ein kleines Loch zeichnet sich ein Lichtpunkt auf einer Zeitskala ab. Mit ihm konnte man die Zeit zumindest so genau messen, dass man das Mittagessen nicht verpasste. Mich begeistern Sonnenuhren übrigens aus einem anderen Grund. Sie sind oft sehr kunstvoll an die Hauswände gemalt und haben neben der Funktion als Uhr auch die Aufgabe das Haus zu schmücken.

Achten Sie doch einmal darauf, wenn Sie an alten Häusern vorbeikommen. Ach ja und auch, wenn Sie einmal gemütlich in einem Biergarten sitzen, brauchen Sie nicht auf eine Sonnenuhr zu verzichten. Wenn Sie zum Beispiel mit Ihren Kindern oder Enkelkindern unserem Freilichtmuseum einen Besuch abstatten, können Sie in unserem gemütlichen Biergarten zum Sonnenuhrbauer werden. Das einzige was Sie brauchen, ist ein möglichst gerades etwa 15 cm langes Stöckchen, das die Kinder sicher irgendwo am Wegrand finden können und einen Bierdeckel. Den bekommen Sie mit unserem frisch gebrauten Museumsbier quasi von uns geliefert. In der Mitte des Bierdeckels machen Sie mit einem Messer ein kleines Loch, durch das Sie senkrecht das Stöckchen stecken. Es sollte auf der Unterseite knapp 5 cm herausstehen, dann hat die »Sonnenuhr« die richtige Neigung.

Jetzt müssen Sie den Stab nur noch in Nord-Süd-Richtung ausrichten und fertig ist die kleine Tischsonnenuhr. Die unteren Ecken des Bierdeckels markieren 9:00 und 15:00 Uhr, in der Mitte unterhalb des Loches ist 12:00 Uhr. Und glauben Sie mir, auch wenn diese Sonnenuhr nicht ganz genau geht, die Kinder haben trotzdem ihren Spaß damit und Sie können in Ruhe unser süffiges Museumsbier und die Zeit im altbayerischen Dorf genießen.

Artikel vom 01.09.2016
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