Mähendes Museumsstück

Freizeit-Landwirte aus dem Kreis machen einen Oldtimer flott

Mit dem Mähwerk in bescheidener Größe machten die Freizeit-Landwirte kleine Ernte.  Zufrieden waren sie trotzdem.	Foto: kw

Mit dem Mähwerk in bescheidener Größe machten die Freizeit-Landwirte kleine Ernte. Zufrieden waren sie trotzdem. Foto: kw

Wartenberg · Landwirtschaft anno dazumal! Kein Hobby für jedermann. Johannes Wegmann, Wolfgang Gruber und Josef Zehentner aus Kirchberg und Wartenberg aber haben aus purer Freude an altem landwirtschaftlichem Gerät einen Mähdrescher »Claas Super Automatic« aus dem Jahr 1958 erstanden – ein Gerät, das seinerzeit auf den Feldern oft gesehen wurde, heute aber für eine effiziente Landwirtschaft längst nicht mehr taugt.

Jetzt ist der Oldtimer in Wartenberg beheimatet, wo er erst einmal wieder flott gemacht werden musste. Es stecken jetzt doch einige Stunden Arbeit in dem alten Teil, dem man ansieht, dass es viel gebraucht wurde. Zum Glück sind die drei Oldtimer-Enthusiasten auch erfahrene Auto-Schrauber. Schon der Antransport aus Ingolstadt war ein Thema, denn der Mähdrescher ist kein sogenannter Selbstfahrer: Es ging nur mit einem Traktor vorne dran.

Die Serie »Super« und deren kleinerer Bruder »Junior« des Herstellers waren ihrerzeit ganz bewusst für den kleineren landwirtschaftlichen Betrieb konzipiert worden. »Der VW Käfer unter den Mähdreschern« warb Claas damals. Und tatsächlich: Er lief und lief und lief: 65.000 Mal wurde dieses Modell »Super« produziert, wobei die Produktlinie »Automatic« eine »wegweisende hydraulische Steuerung« kennzeichnen sollte. Damit war es aber noch nicht so weit her: Das Mähwerk mit der aus heutiger Sicht geradezu lächerlichen Arbeitsbreite von knapp über einem Meter ist seitlich angebracht, weil vorn ja der Traktor fahren muss. Und so ist auch der Weg des Getreides durch das Gerät angeordnet: Erst Quer-, dann Längsrichtung.

Um das Mähwerk in Betrieb zu nehmen, muss es heruntergekurbelt werden, denn sonst wäre das ganze Gerät für den Straßentransport zu breit gewesen.

Messerbalken und der Antrieb für die Haspel, die separat eingehängt werden muss, hängen an einer Kette, die doch bedrohlich knarrte, als alle drei Familien sich dieser Tage zu einem Ernteausflug auf den Weg machten, um den Neuzugang zu testen.

Das taten sie übrigens zünftig: Der »Schlüter S450« mit 42 PS, der bis 1966 immerhin 2.504-mal gebaut wurde, war das modernste Fahrzeug und dem Werksprospekt von damals zufolge übermotorisiert: 36 PS hätten für den Mähdrescher voll gereicht.

Auf den Anhängern fuhren die Kinder mit – und einige Getränkekisten, immerhin war es brüllend heiß an diesem Tag, wo die Familien bewusst auf dem Weizenfeld etwas haben stehen lassen, damit sie den Mähdrescher auch arbeiten lassen können. Der Anhänger, auf dem der Weizen landen sollte, wurde von einem »Hanomag R28B« gezogen, immerhin 28 PS stark und aus dem Jahr 1951.

Der erste Dreschversuch verlief zunächst tatsächlich zufriedenstellend. »Sauber ausgedroschen«, so der Befund nach einer Besichtigung der leeren Ähren auf dem Stoppelfeld. Gegen Schluss des Versuchs aber stellte sich dann doch heraus, dass etwas nicht ganz stimmen konnte: Es landete Spreu auch im Tank und später auf dem Wagen, was natürlich nicht passieren darf.

Und doch herrschte hernach große Zufriedenheit: Der Beweis ist erbracht, dass man auch heute noch mit einem wirklich alten Mähdrescher aus dieser Zeit Weizen ernten kann. Es ist halt alles andere als komfortabel. Nur was für Liebhaber. kw

Artikel vom 26.08.2016
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