»Genetischer Zwilling«

Stammzellensuche für Alex: Große Registrierungsaktion am 11. September

»Sei ein Held – rette Alex«: Schirmherr Bürgermeister Werner van der Weck (l.), Vater Markus Sperl und Laura Riedlinger (DKMS).	Foto: Camehn

»Sei ein Held – rette Alex«: Schirmherr Bürgermeister Werner van der Weck (l.), Vater Markus Sperl und Laura Riedlinger (DKMS). Foto: Camehn

Feldkirchen · Untersuchen lassen kann sich eigentlich jeder. Er oder sie sollte zwischen 17 und 55 Jahren alt sein, mindestens 50 Kilogramm wiegen und gesund sein.

Wer diese Kriterien erfüllt, kommt womöglich als Stammzellenspender für den vier Monate alten Alex aus Feldkirchen infrage.

Und der wird dringend gebraucht: Alex leidet an einer genetisch bedingten Immunkrankheit namens Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH), bei der das eigene Immunsystem nach und nach den Körper zerstört – und nur eine passende Stammzellenspende sichert das Überleben des kleinen Patienten.

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Alex' Vater Markus Sperl, 31, hat deshalb die Aktion »Sei ein Held – rette Alex« ins Leben gerufen. Zusammen mit der gemeinnützigen DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) mit Hauptsitz in Tübingen, sucht Sperl für seinen Sohn nicht weniger als einen genetischen Zwilling für die lebensrettende Stammzellenspende. Wie er gemerkt hat, dass mit seinem Sohn etwas nicht in Ordnung ist? »Es begann mit Fieber, fast 40 Grad. Alex war ziemlich blass«, erinnert sich Sperl. Elf Wochen war sein Sohn da gerade alt. Im Krankenhaus in Schwabing haben die Ärzte dann »katastrophale Blutwerte« festgestellt – seitdem kämpft Markus Sperl gegen die Zeit und um das Überleben seines Kindes.

Um diesen Kampf zu gewinnen, ruft er dazu auf, sich am 11. September, zwischen 11 und 16 Uhr, in der Mehrzweckhalle (Richthofenstr. 3) in Feldkirchen zwecks Typisierung registrieren zu lassen. Typisierung, das ist die exakte Bestimmung der Gewebemerkmale.

Unterstützt wird die Aktion auch von Feldkirchens 1. Bürgermeister Werner van der Weck, der als Schirmherr fungiert: »Das ist ja das wenigste, was ich tun kann.« Sein Appell an die Bürger ist klar: Registriere sich, wer kann.

Das Registrierungs-Prozedere ist im Grunde einfach und wenig zeitaufwendig.

»Um die 15 Minuten muss man einplanen, bei großem Andrang eventuell etwas länger«, erklärt Laura Riedlinger, die bei der DKMS für »Spenderneugewinnung« zuständig ist.

Registrierungswillige durchlaufen hierbei verschiedene Stationen, angefangen von der Datenerfassung und einem Aufklärungsgespräch bis hin zur Blutabnahme. Entnommen werden gerade mal fünf Milliliter Blut, »das reicht«, erklärt Riedlinger.

Wichtig ist: »Für den Spender entstehen keine Kosten!«

Jede Registrierung schlägt jedoch laut Riedlinger mit 40 Euro für die DKMS zu Buche, Geldspenden sind deshalb willkommen, sagt sie.

Wer sich nach der Typisierung registrieren lässt, dessen Daten werden laut DKMS in anonymisierter Form im Zentralen Knochenmarkspender-Register in Ulm (ZKRD) gespeichert und stehen ab sofort weltweit für Patientenanfragen zur Verfügung. Sich nur für Alex testen zu lassen, ist hingegen nicht möglich.

Die Suche nach einem geeigneten Stammzellspender ist ein mühseliges, manchmal auch vergebliches Unterfangen. »Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich Stammzellen zu spenden, beträgt etwa ein Prozent«, heißt es bei der DKMS. Umso wichtiger ist es, dass sich, wie im Fall Alex, viele Menschen untersuchen lassen – um die Chancen auf einen geeigneten »Lebensspender« zu erhöhen.

Wer sich als geeignet herausstellt, braucht keine Angst vor der Stammzellenentnahme zu haben, so Riedlinger. »Es hält sich ja das Gerücht, dass wir an die Wirbelsäule, ans Rückenmark rangehen – das stimmt aber nicht. Denn das Rückenmark nützt uns gar nichts«, betont sie.

In rund 80 Prozent der Fälle werden die Stammzellen der Blutbahn entnommen, auch »periphere Stammzellenentnahme« (Apherese) genannt, ein Verfahren das laut DKMS seit 1996 angewendet wird. Der Spender bekommt hier über fünf Tage hinweg ein Medikament verabreicht, dass die Anzahl der Stammzellen im Blut erhöht. Die Spende selbst dauert vier Stunden, in seltenen ist eine Nachspende am nächsten Tag notwendig.

Bei der sogenannten Knochenmarkentnahme aus dem Beckenknochen hingegen wird dem Spender unter Vollnarkose mit einer Punktionsnadel etwa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen.

Dafür genügen in der Regel zwei kleine Einschnitte im Bereich des hinteren Beckenknochens. Laut DKMS wird diese Art der Stammzellenentnahme allerdings nur in 20 Prozent der Fälle durchgeführt. Solche Details dürften Markus Sperl aktuell weniger interessieren. Er hofft vor allem endlich den »genetischen Zwilling« für seinen Sohn zu finden.

»Als wir unserer fünfjährigen Tochter erklärt haben, was mit ihrem Bruder ist, hat sie einfach gesagt, die Ärzte sollen ihr Blut nehmen. Doch sie kommt als Spenderin nicht infrage«, erzählt Markus Sperl. Sein dringlicher Appell: »Deshalb ist es so wichtig, dass sich möglichst viele Menschen am 11. September als potenzielle Stammzellenspender registrieren lassen. Denn nur dann können sie als Lebensretter gefunden werden.«
Volker Camehn

Artikel vom 28.08.2016
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