Nur keine Panik

München · Zeugnissorgen? Die Schulberatung hilft

Wenn das Zeugnis schlecht ausfällt, brauchen Kinder erst einmal Trost, sagt Helga Ulbricht von der Staatlichen Schulberatungsstelle.	Foto: SSB

Wenn das Zeugnis schlecht ausfällt, brauchen Kinder erst einmal Trost, sagt Helga Ulbricht von der Staatlichen Schulberatungsstelle. Foto: SSB

München · Auch in diesem Jahr dürften sich am kommenden Freitag in so mancher Münchner Familie kleine Dramen abspielen. Denn am letzten Schultag, dem 29. Juli, werden in Bayern die Zeugnisse vergeben – und nicht immer fallen die Noten so aus, wie Eltern und Kinder sich das wünschen.

Helfen können in diesem Fall oft staatliche und städtische Institutionen, die zum Schuljahresende und während der ersten Tage der Sommerferien eine besondere Telefonberatung zu dem Thema anbieten. Schon seit den Pfingstferien herrscht an der Staatlichen Schulberatungsstelle für München und den Landkreis Hochbetrieb. In den letzten Wochen

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vor den Sommerferien sei der Beratungsbedarf oft besonders stark, berichtet Helga Ulbricht, Leiterin der Einrichtung, die ihren Sitz am Pündterplatz 5 in Schwabing hat: »Dann werden die letzten Schulaufgaben geschrieben, und alles entscheidet sich.«

Doch was tun, wenn sich zeigt, dass die Zensuren für das Vorrücken in die nächste Klasse oder gar den Verbleib an der Schule nicht ausreichen? Wichtig sei dann vor allem eines, betont Ulbricht: »Trösten, trösten und nochmals trösten. Die erste Reaktion der Eltern sollte unbedingt emotional sein und dem Kind verdeutlichen, dass es unabhängig von den Noten als Mensch wertgeschätzt wird.«

Trost zu spenden gehört auch zu den zentralen Aufgaben der telefonischen Zeugnisberatung der Staatlichen Schulberatungsstelle. Darüber hinaus informieren die Experten, die übrigens alle auch als Lehrer im Schuldienst tätig sind, über Möglichkeiten wie die Nachprüfung als Chance zum nachträglichen Erreichen des Klassenziels, das Vorrücken auf Probe oder den Wechsel in eine andere Schulart. Zur Vermittlung von Fachwissen und Informationen zu Angeboten sei eine telefonische Beratung grundsätzlich ausreichend, sagt Ulbricht: »Häufig liegen die Probleme aber tiefer.« Dann sei es ratsam, bei einem persönlichen Termin nach den Ursachen für die schlechten Zensuren zu suchen.

»Meistens ist ein Leistungsabfall durch einen Verlust an Motivation, Lern- und Konzentrationsprobleme oder Schwierigkeiten in der Familie begründet«, erklärt Ulbricht. In der Beratung werde gemeinsam nach Lösungswegen gesucht, angefangen von Gesprächen über Förderprojekte bis hin zu einem Schulwechsel oder auch Therapieangeboten.

Nicht ratsam sei es jedoch, wenn von Eltern bei schlechten Zensuren lediglich eine massive Steigerung des Lernpensums gefordert werde: »Ein zehnstündiger Crash-Kurs in Englisch hilft in der Regel wenig.« Bei Problemen in bestimmten Fächern könne gezielte Nachhilfe aber sinnvoll sein. Ulbricht empfiehlt zunächst ein Gespräch mit der Schulberatungsstelle.

Eltern sollten das Problem ­ nicht ohne ihr Kind lösen wollen

Wichtig sei dabei, gerade bei größeren Kindern, den Sohn oder die Tochter in die Beratung mit einzubinden. »Häufig rufen Eltern bei uns an und wollen das Problem ohne ihr Kind lösen. Bei Jugendlichen funktioniert das aber nicht«, mahnt Ulbricht. Im direkten Gespräch mit den Schülern könnten die Berater jedoch oft viel erreichen. Einer neutralen Person gelinge es leichter, die Jugendlichen aus ihren Träumen zu holen und mit der Realität zu konfrontieren. Werde dem Schüler klar gemacht, dass er erst eine Ausbildung mit gutem Ergebnis abschließen und danach weiterführende Schulen für den Erwerb der Hochschulreife besuchen müsse, um seinen Berufswunsch zu verwirklichen, führe dies häufig zu der Entscheidung, doch lieber am Gymnasium zu bleiben. »Wenn ihm unsere Berater dann sagen, so wie du im Moment arbeitest, bist du aber in zwei oder drei Monaten weg vom Fenster, wirkt das in der Regel.«

Gerade von Seiten der Eltern warnt Ulbricht allerdings vor zu viel Druck. Ein Zeugnis sei stets nur eine Momentaufnahme: »Das ist nur ein Blitzlicht.« Statt mit einem Donnerwetter zu reagieren, sei es konstruktiver, die kleinen Lichtblicke wie etwa eine Eins in Sport zu würdigen und damit die Vertrauensbasis zu stärken. »Aufgabe der Eltern ist es vor allem, dem Kind Mut zu machen«, so die Expertin. Von Julia Stark

Hintergrundinfo:
Die Staatliche Schulberatungsstelle für München und den Landkreis bietet zusätzlich zu ihrem regulären Beratungsangebot von Donnerstag, 28. Juli, bis Mittwoch, 3. August, jeweils werktags von 9 bis 16 Uhr einen gesonderten Telefonservice an. Eltern, Schüler und Lehrer können in dieser Zeit unter Tel. 0 89/38 38 49 50 anrufen.

Per E-Mail erreichbar ist die Einrichtung unter info@sbmuenchen.bayern.de

Weitere Informationen zur Staatlichen Schulberatungsstelle gibt es im Internet unter www.schulberatung.bayern.de Hilfe für Eltern und Schüler gibt es auch bei der Bildungsberatung der Landeshauptstadt in der Schwanthalerstraße 40 unter Tel. 0 89/23 32 68 75.

Artikel vom 22.07.2016
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