Eigentlich war’s doch anders

Überfall in Freimann: Opfer hatte angefangen

Freimann · Ein Aufschrei der Empörung ging letzte Woche durch München, als bekannt wurde, dass ein 39-jähriger Mann von einer Gruppe Jugendlicher zusammengeschlagen worden war, nachdem er eigener Aussage zufolge mehrere dunkelhäutige Asylbewerber vor den Jugendlichen hatte schützen wollen.

Jetzt folgt die Ernüchterung: Der Mann hatte seine noble Zivilcourage nur erfunden. Tatsächlich wurde er von den Jugendlichen zusammengeschlagen, allerdings war er in der Auseinandersetzung als Erstes handgreiflich geworden.

Es gab gar keine Asylbewerber

In seiner Aussage hatte der 39-Jährige angegeben, er habe unterbunden, dass die Jugendlichen mehrere dunkelhäutige Asylbewerber anpöbelten. Die Jugendlichen hätten daraufhin den Ort verlassen. Auch der 39-Jährige sei weitergegangen. Anschließend sei er durch einen Trick in einen Hinterhof gelockt worden. Einer der Jugendlichen habe ihm seine Tasche abgenommen. Bei der Verfolgung sei der vorgeblich Bestohlene in den Hinterhof gelaufen und dort von der ganzen Gruppe überfallen worden.

Jetzt hat der Mann zugegeben, dass sich die Ereignisse keineswegs so abgespielt haben. Grund waren die Aussagen der beschuldigten Jugendlichen, die die Polizei ermitteln konnte. Wie das Polizeipräsidium mitteilt, waren der Mann sowie die vier Jugendlichen vor dem Vorfall im selben Bus nach Freimann gefahren. Bereits im Bus habe er sich provoziert gefühlt, weil die Jugendlichen sich nach seiner Wahrnehmung über ihn lustig gemacht haben. Ob seine Alkoholisierung dabei eine Rolle gespielt hat, lässt sich nicht nachweisen.

Alle fünf haben den Bus an der Heidemannstraße verlassen. Die Jugendlichen waren hinter dem 39-Jährigen hergegangen und haben sich weiter über ihn lustig gemacht, wie die Polizei vermutet. Der Mann reagierte, drehte sich um, ging auf die Gruppe zu und packte einen Jugendlichen am Hals. Außerdem habe er die Jugendlichen verbal bedroht.

Auseinandersetzung eskaliert

Der Jugendliche ließ sich jedoch nicht beeindrucken und verspottete den Mann weiter. Der 39-Jährige, der inzwischen von dem Jugendlichen abgelassen hatte, verfolgte diesen daraufhin. Der Jugendliche wiederum wollte den Mann mit einem am Boden gefundenen Holzteil von etwa zwei Meter Länge auf Abstand halten. Das gelang ihm jedoch nicht. Der Jugendliche lief davon. Seine drei Begleiter hinderten den 39-Jährigen an der weiteren Verfolgung. Sie zogen ihm die Beine weg, sodass er stürzte. Einer der drei hat dem Mann dann einen Fußtritt ins Gesicht und zwei Faustschläge versetzt.

Die Polizei ermittelt weiter gegen die Jugendlichen wegen Körperverletzung. Auch gegen den Mann wurden Ermittlungen eingeleitet.

Artikel vom 19.07.2016
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