15 Minuten Ruhm

10. Giesinger Kulturpreis sucht schönste (Trash)-Oper und das beste Mini-Musical

Die Gewinner des Giesinger Kulturpreises 2014: Katrin Sofie F. und der Däne freuen sich über den ersten Platz.	Foto: Stefan Pörtner / Peter Tröger

Die Gewinner des Giesinger Kulturpreises 2014: Katrin Sofie F. und der Däne freuen sich über den ersten Platz. Foto: Stefan Pörtner / Peter Tröger

Giesing · Der Giesinger Kulturpreis feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Er wird alle zwei Jahre von der Versicherungskammer Kulturstiftung und dem Kulturzentrum Giesinger Bahnhof ausgeschrieben. 2016 wird die schönste (Trash)-Oper und das beste Mini-Musical der Stadt gesucht!

Andy Warhols berühmte »15 minutes of fame« geben dabei die maximale Länge für das Stück vor. Zahlreiche Münchner Sänger, Schauspieler, Komponisten und Regisseure haben sich beworben – und die Jury hat fünf Produktionen ausgewählt, die beim Finale am Donnerstag, 21. Juli in der Versicherungskammer Bayern (Warngauer Straße 30), um 19.30 Uhr, uraufgeführt werden. Zwei Jurypreise werden vergeben und auch das Publikum hat eine Stimme. Moderiert wird der Abend von Stefan Merki, Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Mitglieder der Jury sind Jessica Glause, Mirko Hecktor, Prof. Marianne Larsen, Pollyester und Egbert Tholl. Der Giesinger Kulturpreis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Die Versicherungskammer Kulturstiftung verleiht den Preis gemeinsam mit dem Kulturzentrum Giesinger Bahnhof alle zwei Jahre in wechselnden Sparten. Mit den Eintrittserlösen wird in diesem Jahr die Giesinger Initiative »Ein Teller Heimat« gefördert. Tickets gibt es im Vorverkauf für 10 Euro bei eventim oder an der Abendkasse für 12 Euro.

Christopher Robson, Olaf Becker und Masako Otha präsentieren »SAUER! KRAUT! EHRE! RUHM! – The Rise and Fall and Rise and Fall of Helga Krebs and her INTERGALACTIC Brats from Mars«. Berlin 1945: Der Propagandaminister schießt seine schwangere Gattin mit einer Kapsel ins All. Magda Goebbels baut sich unter dem Decknamen Helga Krebs eine neue Existenz auf dem Mars auf und schickt ihre Nachkommen als intergalaktische Agenten zur Erde, um das Dritte Reich wieder auferstehen zu lassen. Dumm nur, dass sich ihre Brut völlig anders entwickelt als geplant. Als auch der jüngste Sohn eine Karriere fernab germanischer Gesinnung anstrebt, muss Helga schließlich selber ausrücken – Warhol, Wagner, Rosemary’s Baby, Perückenwechsel, Wochenschau und Erdal Schuhcreme inklusive. »Das Biest in mir« wird von Johanna Gagern und Antje Lea Schmidt vorgeführt. Als Jacqui und Chrizy von ihrem Münchner Spezl den Flyer geschickt bekommen, wittern sie eine Chance: Endlich wieder auf der Bühne stehen! Das letzte Mal war ja vor fast drei Jahren bei Onkel Herberts 60sten. Und diesmal darf es auch noch ein Musical sein! Schnell sind sich Jacqui und Chrizy einig: Beauty and the Beast ist genau das, was sie sich für den Giesinger Kulturpreis vorstellen. Und da geht die Reise der zwei leidenschaftlichen Laien auch schon los. Das erste Kreativtreffen wird einberufen und sie brainstormen, bis sich ein wirklicher Sturm zusammenbraut, der große Fragen aufwirbelt. Freuen Sie sich Zeuge zu werden, wie Jacqui und Chrizy mit gewaltigen tänzerischen Ambitionen und glanzvollem stimmlichen Engagement nicht nur die alte Geschichte von der Schönen crashen, sondern auch schlafende Biester wecken.

Wendy wacht eines Morgens als wilder Punk Wanda auf. Die grünen Strubbelhaare und ihr ruppiges Auftreten verwirren nicht nur ihren Freund, der von seiner »neuen« Freundin genauso überfordert ist wie sie selbst. Am nächsten Morgen ist sie äußerlich wieder ganz die brave Wendy, aber innerlich fühlt sie sich wie die wilde Wanda... Eine Coming-of-Age-Geschichte über die Suche nach Identität und Freundschaft mit dem »inneren Punk«, dem anarchischen, wilden Teil unseres Selbst geben María-José Rodríguez, Dora Garcidueñas, Gustavo Castillo-Estrada, Yutaka Nishimura, Yunus Cobanoglu, Martin Heisl, Alexandra von Roepke und Alexander Mathewson zum Besten. »Abgef(r)ackt« gibt es mit Peter Schöne, Johannes X. Schachtner und Barbara Schöne. Müll, Verschwendung, Abbau, Trash in Bezug auf die Kultur – was bedeutet das oft beschworene Wort Kulturabfall in unserer heutigen Zeit? Gibt es diesen Kulturabfall überhaupt oder provokant gefragt: Fällt nicht eher das Niveau des Publikums? Degradiert sich Kunst, die zum eigenen Denken anregen soll, zur bloßen Unterhaltungsmaschinerie? Kann man Kunst überhaupt konsumieren oder ist konsumierbare Kunst per se schon Trash? Diesen Fragen widmet sich die Kurzoper »Abgef(r)ackt« und schlägt in 15 Minuten einen Bogen vom romantischen Volkslied über die Salonkultur des 19. Jahrhunderts bis hin zu riesigen Schlagerevents der Gegenwart. Zum Schluss kommen Robson Taveres, Tom Smith und Caitlin van der Maas mit »Short-lived«. Die Kurzoper ist eine Performance über Gedächtnis und Sprache, Gedächtnisschwund und Sprachverlust. Der Protagonist: »Ein Mann« mit Alzheimersyndrom, dessen Zugang zu seinen Erinnerungen sich allmählich verschließt und dessen Möglichkeiten, sie mittels Sprache zu fassen, gleichzeitig abnehmen. Die Selbstverständlichkeit, mit der wir die Dinge bei dem gelernten Namen benennen, entschwindet ihm. Er sucht nach Begriffen für Objekte und Wesen, die ihm vertraut und lieb waren; indem sie ihm entgleiten, wirft es ihn aus Zeit und Raum. Alle Eindrücke, die den Mann umgeben, werden zu Chiffren – distanziert und zerstückelt – und schließen ihn aus. Der spürbare Verlust hinterlässt ihn in einer unlesbaren Welt.

Artikel vom 17.07.2016
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