Kaskaden werden renoviert

Giesing · Bald plätschern die Brunnen wieder

Die prächtige Kaskadenanlage am Ostfriedhof wird durch eine Großrenovierung aus jahrzehntelangem Schattendasein befreit.	Foto: Hettich

Die prächtige Kaskadenanlage am Ostfriedhof wird durch eine Großrenovierung aus jahrzehntelangem Schattendasein befreit. Foto: Hettich

Giesing · Der Befund zum aktuellen Zustand der Kaskaden, jener einst prächtigen Brunnenanlage inmitten den Münchner Ostfriedhofs las sich vor seiner derzeit laufenden Sanierung reichlich morbid: Die zu großen Teilen kriegszerstörte Anlage mit der einst kräftig Wasser führenden und gefächerten Brunnenlandschaft fristete in den vergangenen Jahrzehnten ein schmucklos-trauriges Dasein zunehmenden Verfalls.

Die Anlage war von Wildwuchs überwuchert, Sockelteile und Stufen hatten sich gelockert und aus dem Gesamtgefüge abgesenkt. Die einst herrlichen Beckenlandschaften waren über und über mit Erdreich befüllt. Warnschilder kündeten den Friedhofsbesuchern vom nahenden endgültigen Verfall und von den gesundheitlichen Gefahren für die Flaneure beim möglichen Betreten der sterbenden Schönheit. Damit ist jetzt Schluss. Die zuständigen Referate hatten bereits im vergangenen Jahr im Verbund mit dem örtlichen Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten einen flammenden Appell an die Adresse des Münchner Stadtrates abgeben. Eine Sanierung sei eiligst geboten, lautete der Tenor. Der Stadtrat sah dies genauso. Den Großteil der Renovierungskosten in geschätzter Höhe von rund 2,7 Millionen Euro wird die Stadt selbst beisteuern. Etwa 225.000 Euro steuert die Bayerische Landesstiftung aus eigenen Fördertöpfen bei. Im kommenden Frühjahr soll das intensiv runderneuerte Ensemble mit seinen herrlichen Becken und Balustraden, Wasserspielen und steinernen Einfassungen im festlichen Rahmen auf dem traditionsreichen Gottesacker wiedereröffnet werden. Dafür wird nicht nur an der Baustelle im Friedhof selbst heftig gewerkelt. Auch in Renovierungsfachwerkstätten wird am edlen Stein ganze Arbeit geleistet. Zudem muss nach dem Credo des städtischen Gesundheitsreferates auch das abgestandene Brunnenwasser mit moderner Pumpentechnik umgewälzt und danach frisches H2O in die pumpenden Zuführadern der Kaskaden gespült werden. Eine Mammutaufgabe, die allerdings neben erfahrenen Friedhofsgehern auch dem früheren Münchner Stadtbaurat Hans Grässel Freude bereiten würde.

Seiner gestalterischen Freude verdankt München in der Wendezeit zwischen 19. Und 20. Jahrhundert die prächtige Ausgestaltung der wichtigen Münchner Großfriedhöfe – darunter eben des Ostfriedhofs. Grässel wollte mit Blick auf die Brunnen nicht nur Stellen zum Wasserholen für die Gräber errichtet sehen. Prächtige Anlagen wie die Kaskaden sollten die Besucher im Friedhof auch zum Verweilen und Genießen inmitten möglichst prächtiger Baumkulturen animieren. Ein sinnstiftender Gedanke, der sich in den frühsommerlichen Tagen 2016 trotz heftig laufender Reparaturen in der Melancholie der frühen Abendstunden dem Besucher bereits wieder erschließt. Bummelt man in milder Abendsonne durch die Gräber gesäumten Landschaftskolonien am Ostfriedhof den Kaskaden entgegen, dann ist die großstädtische Hektik und Betriebsamkeit darum herum schnell vergessen. Bei den noch nicht Wasser frequentierten, aber schon recht ordentlich sanierten Kaskaden angekommen, erhält man einen Vorgeschmack auf die bald schon erneuerte Pracht. Nicht nur Friedhofsgänger dürfen sich auf die nahende Eröffnung freuen. Auch alltagsgestresste Giesinger im Umfeld könnten bald schon entlang der aufwändig renovierten Kaskaden Entspannung finden.

Harald Hettich

Artikel vom 03.07.2016
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