Ein Spiel für Generationen

Die 10. Kirchseeon-Sparda-Open in der ATSV-Halle steht an

Die Sparda-Open lockte zuletzt über 100 Schachspieler in die ATSV-Halle.	Foto: SC Kirchseeon

Die Sparda-Open lockte zuletzt über 100 Schachspieler in die ATSV-Halle. Foto: SC Kirchseeon

Kirchseeon · Vom 1. bis 3. Juli findet das größte Schachturnier im Landkreis Ebersberg in der ATSV Halle Kirchseeon statt. Inzwischen haben sich neben Großmeister Michael Prusikin noch einige weitere starke Spieler nicht nur aus Bayern angemeldet.

Unter anderem wird die österreichische Landesmeisterin U-14 von 2014 und Vizemeisterin U-16 von 2016, Chiara Poltauer antreten, außerdem auch Schachfreunde aus Italien und Finnland. In den Jahren von 2007 bis 2015 waren jeweils zwischen 50 und 110 Spieler am Start; damit hat sich dieses Turnier zum größten jährlichen Schachevent im Landkreis Ebersberg gemausert. Kurz vor dem Turnierstart haben wir mit Kurt Franz, langjähriger Präsident des ausrichtenden Kirchseeoner Schachclubs über das Turnier gesprochen.

Kurier Ebersberg: Warum übt die Sparda-Open solch eine ­Anziehungskraft auf Schachspieler aus nah und fern aus? Kurt Franz: Es gibt Schach­turniere, die sich über sieben oder auch neun Tage er­strecken, wobei täglich eine Partie zu spielen ist. Dies ist für viele, vor allem berufstätige Schachamateure oftmals zu lang. Das Kirchseeon-Sparda-Open wird an 2,5 Tagen in fünf Runden nach Schweizer System ausgetragen. Das heißt der Teilnehmer ist mit dem Turnier nur von Freitag-Abend bis Sonntag-Abend beschäftigt. Bei auswärtigen Gästen kommt hinzu, dass für dieses Turnier nur zwei, maximal drei Übernachtungen erforderlich sind. Die Trennung in zwei nach Spielstärke getrennten Gruppen verhindert einerseits, dass stärkere Spieler in den ersten Runden gegen wesentlich schwächere Gegner antreten müssen, andererseits gibt es auch schwächeren Spielern in der unteren Gruppe die Chance, von Anfang an Punkte sammeln zu können. Dabei ist die Gruppe B auch für Jugendliche interessant, die ihre DWZ (Deutsche Wertungszahl) verbessern möchten. Außen vor bleiben bei dieser Betrachtung Turniere im Schnell- oder Blitzschach.

Wie waren die Teilnehmerzahlen in den ganzen Jahren? Kurt Franz: Als ich 2007 als damaliger Vorstand anlässlich des 25-jährigen Bestehens des SC Kirchseeon nach seiner Wiedergründung dieses offene Turnier ins Leben rief, waren viele Mitglieder skeptisch, ob die Veranstaltung ein Erfolg werden würde. Auf Anhieb kamen 48 Teilnehmer. Inzwischen ist die Zahl der Teilnehmer laufend angestiegen; im Schnitt lag diese in den vergangenen neun Jahren bei 70, wobei 2013 und 2015 mit 107 bzw. 108 Teilnehmern die magische Hundertmarke überschritten wurde. Wie ist das sportliche Gewicht der Sparda-Open für die Schachspieler im Landkreis einzuschätzen? Kurt Franz: Spieler aus dem Landkreis, die sonst im Rahmen der Wettbewerbe ihrer Schachverbände meist auf die gleichen Gegner treffen, haben hier die Gelegenheit, in der Nähe ihres Wohnsitzes ohne lange Reisen gegen Partner aus anderen Verbänden bzw. sogar aus dem Ausland antreten zu können. Für Jugendliche besteht der Anreiz auch darin, durch erfolgreiche Partien gegen Erwachsene schneller ihre Wertungszahl verbessern zu können als dies bei reinen Jugendturnieren der Fall ist, bei denen sie meist ungefähr gleichwertigen Widersachern gegenüber sitzen, dass heißt im Erfolgsfall weniger Wertungspunkte sammeln.

Wie sind Sie selbst zum Schachspielen gekommen? Kurt Franz: Die ersten Schritte auf dem Schachbrett erlernte ich mit zwölf Jahren. Aber erst nach meiner Pensionierung 1999 konnte ich mich regelmäßig ans Schachbrett setzen.

Wie lange dauerte Ihre »längste« Partie? Kurt Franz: Viele Matches gehen bei mir über die volle Bedenkzeit, die maximal 4,5 Stunden beträgt.

Was ist Ihre Funktion beim SC Kirchseeon? Kurt Franz: Dem Schachclub Kirchseeon gehöre ich seit 1982 an. Von 2002 bis 2009 auch als 1. Vorstand, bis ich aus gesundheitlichen Gründen von meinem Amt zurücktrat. Seither bin ich als Pressewart tätig und unterstütze das Organisationskomitee des seit 2007 jährlich stattfindenden, von mir initiierten »Kirchseeon-Sparda-Open«.

Was ist in Ihren Augen das Faszinierende an dieser »Denksportart«? Kurt Franz: Die Faszination des Schachsports hat verschiedene Ursachen: Zum einen es gibt unzählige Eröffnungsvarianten und Kombinationsmöglichkeiten; bei jeder Partie wird man vor neue Herausforderungen gestellt. Außerdem kann dieser Sport bis ins hohe Alter ausgeübt werden, auch wenn naturgemäß dann die Konzentrationsfähigkeit etwas nachlässt. Schach ist außerdem meines Wissens die einzige Sportart, in der Jung und Alt mit gleichen Chancen gegeneinander antreten können.

Wie viele aktive Mitglieder haben Sie im Schachclub Kirchseeon? Kurt Franz: Derzeit hat der Verein 44 Mitglieder, darunter 7 Jugendliche unter 18 Jahren. Von den 37 Erwachsenen nehmen 27 mehr oder weniger regelmäßig an den verschiedenen Wettbewerben, wie interne Meisterschaften im Blitz- und Schnellschach sowie der klassischen Variante teil, daneben an den Wettkämpfen des Landkreises Ebersberg sowie des Schachbezirks München.

Wie ist das Interesse der ­Jugend am Schachsport allgemein? Gibt es Trends nach oben oder unten? Kurt Franz: Generell ist das Interesse der Jugend sehr hoch, besonders bei den 8- bis 12-Jährigen. Hierzu trägt auch das Schulschach bei, das zunehmende Akzeptanz erfährt. Ab 16 Jahren nimmt die Beteiligung der Jugend am Vereinsschach aufgrund der schulischen und beruflichen Anforderungen rapide ab, doch hängt die Bindung der Jugend auch von der Verfügbarkeit und Qualität der Betreuer ab. Erstaunlich ist dabei, dass im Erwachsenenalter das »zarte Geschlecht« in Deutschland nur mit rund 7 Prozent vertreten ist, Schach somit ungewollt zur Männerdomäne wird.

Wie schnell kann man als absoluter Anfänger das Schachspielen erlernen? Kurt Franz: Als »absoluter Anfänger« kann man die Grundlagen des Schachspiels innerhalb einiger Monate erlernen, dass heißt dann auch auf niedrigem Niveau gegen gleich starke Gegner antreten. Jugendlichen fällt es dabei leichter, in kurzer Zeit ein höheres Spielniveau zu erlangen. Entscheidend sind dabei die Ausbilder sowie die Zeit, die man dazu investiert, sicherlich auch eine gewisse Begabung.

Artikel vom 24.06.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...