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Die Tradition des Johannifeuer lebt – an diesem Freitag auch in Ebersberg

Dem Sonnwendfeuern wird eine reinigende Heilswirkung nachgesagt. 	Am Freitag wird es um 20.45 Uhr auch in Ebersberg entfacht. 	Foto: BV Trudering

Dem Sonnwendfeuern wird eine reinigende Heilswirkung nachgesagt. Am Freitag wird es um 20.45 Uhr auch in Ebersberg entfacht. Foto: BV Trudering

Ebersberg · In dieser Woche befinden wir uns bereits im »Höhepunkt« des Sommers 2016. Am Dienstag (21. Juni) stand mit dem astronomischen Sommeranfang der längste Tag und die kürzeste Nacht an.

In Ebersberg ging die Sonne am Dienstagabend um 21.17 Uhr unter und heute am Morgen bereits um 5.10 Uhr wieder auf. Die Zeit der Sommersonnenwende und damit den Beginn der Sommerzeit war für die Menschen seit jeher ein Anlass zu feiern. Seit mindestens dem 11. Jahrhundert lässt sich der Brauch des Sonnwendfeuers zurückverfolgen. Aber wahrscheinlich schon vorher haben die Menschen in Nord- und Mitteleuropa den längsten Sonnentag des Jahres gefeiert. Mit der Christianisierung versuchte die Kirche die ursprünglich heidnischen Bräuche für sich zu vereinnahmen. Somit fällt das Namensfest des heiligen Johannes des Täufers nicht ohne Zufall auf den 24. Juni. So wurde das Sonnwendfeuer zum Johanni- oder zum Peterlfeuer im benachbarten Österreich.

Wie dem Osterfeuer wird auch dem Sonnwendfeuer eine reinigende Segens- und Heilwirkung nachgesagt. So gingen früher ganze Dorfgemeinschaften um das Sonnwendfeuer und beteten den Rosenkranz. Burschen sprangen mit der Angebeteten Hand in Hand über das Feuer, damit sie im nächsten Jahr ihnen gehört, und Mütter hielten ihre Kinder hoch, damit das reinigende Feuer sie bescheint. Nicht wenige verstreuten außerdem die Asche des Feuers vor oder im den heimischen Hof, um die Tiere und Kinder und das Hab und Gut vor Krankheit und Zerstörung zu schützen. Seitdem leuchten zur Sommersonnenwende überall im Alpenraum, der Schweiz und in Österreich bis hin zum Mittelmeer die Sonnwendfeuer. Zum Teil werden auf den Seen und Flüssen im Alpenvorland wie früher brennende Flöße und Pechfeuer zu finden. Aber auch in München und im Umland hat sich diese Tradition zum Teil noch erhalten. Sei es am vergangenen Wochenende in Perlach, in Unterhaching, Trudering oder in Freising. Am Freitag (24. Juni) ziehen nun München-Harthof, Pliening, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Oberschleißheim und Neuried nach.

Auch in Ebersberg findet an diesem Freitag auf der Ebersberger Ludwigshöhe eine traditionelle Sonnwendfeier mit einem schönen großen Feuer statt. Bevor dann um 20.45 Uhr das Sonnwendfeuer entfacht wird, findet um 19.30 Uhr auf dem Marienplatz ein Standkonzert des Ebersberger Spielmannszugs und der Stadtkapelle Ebersberg statt. Dazwischen zeigen die »Goaßlschnalzer« des Trachtenvereins ihr Können und die Böllerschützen schießen ein Ehrensalut. Der gemeinsame Marsch zur Ludwigshöhe mit den Fahnenabordnungen der Vereine führt über die Sieghartstraße, Richardisweg, Eberhardstraße, Am Piel zur Heldenallee. Ab 21 Uhr folgt ein zünftiges bayerisches Musik- und Trachtlerprogramm und die »Feuerrede« von Bürgermeister Walter Brilmayer.

Übrigens: das Johannisfeuer dient explizit nicht zur Müllentsorgung! Auf keinen Fall dürfen Kunststoffe oder gar alte Autoreifen verbrannt werden, auch lackiertes, gestrichenes und lasiertes Holz ist nicht zu verwenden, sondern ausschließlich naturbelassenes Holz (z. B. direkt aus Wäldern oder Abschnittholz aus Sägewerken). Andernfalls können hier nicht nur Bußgelder fällig werden, auch die Gesundheit kann durch die giftige Rauchentwicklung beeinträchtigt werden. Außerdem sollten die Holzstapel nicht zu früh aufgebaut werden, da sich hier sonst Waldbewohner wie der Igel verkriechen können.

Artikel vom 22.06.2016
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