Service? Das war mal…

Deutsche Post baut Packstation in der Siedlung am Lerchenauer See ab

Da stand sie mal, die Packstation. Am frühen Morgen des 30. Mai hat die Deutsche Post die große gelbe Kiste abgebaut.	Foto: cr

Da stand sie mal, die Packstation. Am frühen Morgen des 30. Mai hat die Deutsche Post die große gelbe Kiste abgebaut. Foto: cr

Fasanerie/Moosach · Das kam unerwartet: Am 6. Mai erhielt Bruno Urbani (Name geändert) Post von der Post, genauer gesagt: eine E-Mail von DHL, dem Paketdienst der Deutsche Post DHL Group.

Der Inhalt: »Sie haben in der Vergangenheit die Packstation 150, Joseph-Seifried-Str. 8, 80995 München genutzt. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass diese Packstation am 30.05.2016 außer Betrieb genommen und abgebaut wird.« Auch wenn manche Nutzer da schon andere Erfahrungen gemacht haben: In diesem Punkt hat die Post Wort gehalten. Exakt am 30. Mai wurde die Station abgebaut.

Eigentlich ganz nett, dass die Post ihre Kunden informiert, wenn sie ihren Service einschränkt. Fand Bruno Urbani allerdings nicht so witzig, denn die postalische Versorgung in der Fasanerie und der Siedlung am Lerchenauer See ist mehr als übersichtlich. Fasanerie? Fehlanzeige. Siedlung am Lerchenauer See: genau eine Postfiliale, integriert in ein Frisörstudio. Zu wenig, findet Urbani. Denn diese Filiale kann nicht alle Serviceleistungen der Post anbieten. So werden dorthin keine Pakete gebracht, die nicht zustellbar sind. Als Berufstätiger, der nicht immer zuhause ist, wenn der Postmann klingelt, hat Urbani den Service der Packstation regelmäßig genutzt. Hier konnte er rund um die Uhr seine Pakete abholen, die bisweilen auch mal terminlich eilig waren. Und da war er nicht der Einzige: »Die Station war zeitweise voll belegt, sodass ich meine Pakete doch in der Postfiliale abholen musste«, berichtet Urbani. Das hat er in Kauf genommen, ging ja nicht anders. Damit aber gingen die Probleme weiter.

Noch im Mai, also während des Betriebs der Packstation 150, so berichtet Urbani, habe er ein Paket zugeschickt bekommen.

Weil der Paketbote das Stück nicht habe zustellen können, habe er es in die Moosacher Filiale an der Bunzlauer Straße gebracht und einen Hinweis zurückgelassen, dort sei es am nächsten Werktag abzuholen. Also machte sich Urbani am nächsten Tag auf den Weg. Gute vier Kilometer, kein Problem. An der Post angekommen, stellte er sich ordnungsgemäß an der Warteschlange an. Die war nicht eben kurz. Nach fast einer Stunde kam er an die Reihe und erfuhr, dass sein Paket, auf das er dringend gewartet hatte, gar nicht in der Moosacher Filiale sei. Dort konnte man ihm nicht helfen. Desillusioniert und leicht genervt fuhr er wieder nach Hause.

Bei der DHL-Hotline war man auch nicht schlauer. »Die haben mich vetröstet, aber wirklich erfahren habe ich da nichts. Die Hotline ist eher eine Hinhaltelinie«, moniert Urbani. Das Paket aber blieb vorerst verschwunden.

Als Nächstes versuchte Urbani per E-Mail sein Glück bei der Post. Keine Antwort. »Nach meiner Erfahrung schaut’s bei der Post mit Kundenkontakt schlecht aus«, zeigt sich Urbani mit Hinblick auf seine Bemühungen enttäuscht.

Der Pressekontakt funktioniert zwar besser, aber so manche Fragen beantwortet man auch hier ausweichend. Ob in München in absehbarer Zeit weitere Packstationen außer Betrieb gesetzt werden, wollten wir wissen. Die Antwort von Postsprecher Klaus-Dieter Nawrath: »Wir arbeiten permanent daran, unser Netz kundenfreundlich und nachfragegerecht zu betreiben.« Packstationen könnten umgesetzt, neu aufgestellt oder abgebaut werden. Es folgt ein Beispiel, wonach die Packstation in der Landsberger Straße modernisiert und erweitert worden sei. Gut, danach hatten wir nicht gefragt, ist aber auch schön zu wissen. Unsere Frage, warum die Packstation in der Joseph-Seifried-Straße nach mehrere Jahren Betrieb abgebaut wurde, erklärte Nawrath: »Die Packstation wurde von unseren Kunden lediglich schwach frequentiert und konnte daher nicht wirtschaftlich betrieben werden.«

Das müssen wir natürlich glauben, auch wenn Bruno Urbani bisweilen ganz erheblich den Eindruck hatte, »seine« Station sei gut angenommen und genutzt worden. Nur im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit, wundert er sich: Der Service sei ja schließlich kostenlos für die Kunden. Auf unsere Nachfrage hin erläutert Nawrath, dass der Betrieb einer Packstation den Konzern Geld koste – Ausgaben, die in der Joseph-Seifried-Straße jetzt nicht mehr anfallen. Insofern geht es da nicht um eine Erhöhung der Einnahmen, sondern um eine Verringerung des Defizits und das verbessert das Betriebsergebnis ebenso.

Filialnetz in München in letzten Jahren ausgebaut

Von einer Verringerung des gesamten Serviceangebots der Post will Nawrath nicht sprechen. Die Deutsche Post habe ihr Filialnetz in München von 70 Filialen im Jahr 1994 auf aktuell fast 400 ausgebaut. Konkret spricht Nawrath von »Verkaufsstellen« – also das, was bisher als Postagentur bekannt war und entsprechend nicht zwangsläufig alle Serviceleistungen anbietet. Mit dem, was eine Postfiliale früher können musste, ist das nicht unbedingt übereinstimmend. Insofern sind die fast 400 nicht mehr als eine blumige Zahl, die den Serviceausbau nur vordergründig belegen kann. Seiner Konzern-Argumentation folgend kann Nawrath auch nicht nachvollziehen, wenn sich die Menschen in der Fasanerie von der Post »abgehängt« fühlen.

Da wäre es vielleicht nicht verkehrt, mal jemanden aus dem Bereich Fasanerie/Siedlung am Lerchenauer See zu fragen. Bruno Urbani: »Ich bin eigentlich ein treuer Kunde«, aber die Deutsche Post habe ihn sauber verprellt. Dass nicht immer alles glattlaufen kann, sei klar, aber was da zuletzt vorgefallen ist, war dann doch zu viel. Und das ist jetzt nur ein Beispiel.

Dennoch muss Urbani den »Service« der Deutschen Post auch künftig in Anspruch nehmen. Denn es ist der Absender eines Pakets, der den Dienstleister auswählt. Deshalb werden wohl auch in Zukunft Pakete an seine Adresse geliefert werden, die er dann in der Moosacher Filiale abholen muss – ob er will oder nicht. cr

Artikel vom 22.06.2016
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