Bessere Luft für München

Ergebnisse der Kampagne von Green City e. V. Haidhausen

Haidhausen · Im Mai startete Green City e.V. gemeinsam mit der Ludwig-Bölkow-Stiftung die Kampagne #MucOhneMief für saubere Luft in München. Im ersten Schritt wurden die Bürger in Haidhausen über das Thema informiert.

Dazu initiierte Green City e.V. einen Bürger-Workshop und verteilte im ganzen Viertel Informationsbroschüren. Kernstück der Kampagne waren die regelmäßigen Feinstaubmessungen an vier Standorten. Nun ist die Messreihe abgeschlossen. Sowohl Green City e.V. als auch die Ludwig Bölkow Stiftung bewerten die Ergebnisse als besorgniserregend. Auf Wunsch der Bürger überlegt der Verein, für 2017 ein Bürgerbegehren zum Thema zu starten.

Green City e. V. und Ludwig Bölk Stiftung bewerten Ergebnisse

Zweimal täglich maß die Umweltschutzorganisation die Feinstaubkonzentration an den Kreuzungen Grillparzer-/Einsteinstraße und Flur-/Kirchenstraße sowie am Orleansplatz und am Rosenheimer Platz. Morgens zwischen 7 und 9 Uhr, wenn die Kinder auf dem Weg zur Schule sind und nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr im beginnenden Feierabendverkehr. Gemessen wurde in einer Höhe von 105 cm. Das entspricht in etwa der Höhe, auf der Kinder Feinstaub einatmen. »Verdrecktes Trinkwasser würden wir niemals akzeptieren«, ist sich Andreas Schuster von Green City e.V. sicher. »Leider sieht man unserer Luft nicht an, wie sehr sie mit Schadstoffen belastet ist. Deswegen machen sich viele Münchner wenig Gedanken darüber. Mit unseren Messungen zeigen wir die Belastungen auf.«

Unterstützt wurde Green City e.V. von Dr. Werner Zittel, Stiftungsvorstand der Ludwig-Bölkow-Stiftung. Er wertete die erhobenen Daten aus: »Die Messungen haben bestätigt, dass der Straßenverkehr Hauptursache für lungengängige Feinstaubpartikel kleiner 2,5 Mikrometer ist. Die Luftkonzentration dieser kleinsten Partikel stieg im morgendlichen Verkehrsaufkommen im Mittel um etwa acht Mikrogramm je Kubikmeter gegenüber den Nachmittags- und Frühabendwerten an. An allen vier Messpunkten lagen die Mittelwerte für alle Feinstaubpartikel über 20 Mikrogramm je Kubikmeter. Und damit über dem Wert, den die Weltgesundheitsorganisation als Jahresmittelwert empfiehlt.« Andreas Schuster ergänzt: »Unsere Ergebnisse können nicht mit den offiziellen Grenzwerten der Europäischen Union direkt verglichen werden. Dafür sind die Messzeiträume zu unterschiedlich. Jedoch konnten wir sehr wohl feststellen, dass es in der Zeitspanne, in der unsere Kinder in die Schule gehen, zu Schadstoffbelastungen durch Feinstaub kommt. Und gerade Kinderlungen werden durch die Partikel besonders stark geschädigt.«

Alarmiert durch diese Ergebnisse schaut die Umweltschutzorganisation jetzt genauer hin. Seit Montag, 6. Juni, wird vor dem Schulkomplex in der Flurstraße noch einmal intensiver gemessen. Die Messungen finden bis einschließlich Sonntag, 26. Juni, statt. Gemessen wird bevor, während und nachdem die Schüler morgens die Schule erreichen. »Wir vermuten, dass gerade in diesem Zeitraum sehr hohe Belastungen auftreten«, so Schuster. »Wir sind sehr gespannt, wie sich die Werte in den kommenden drei Wochen entwickeln«, ergänzt Dr. Zittel.Ein weiteres Problem bezüglich der Schadstoffmessungen in München: Sie finden nur an sehr wenigen ausgewählten Stellen in München statt. »Wir brauchen ein dichteres Netz an Messstationen, um eine fundiertere Datenbasis zu erhalten, von der sich wirkungsvollere Maßnahmen ableiten lassen«, sagt Dr. Zittel. »Wir haben im Laufe der Kampagne Partner gefunden, mit denen wir solch ein Netzwerk an Messstationen knüpfen können«, fügt Schuster hinzu.

Messungen finden bis einschließlich 26. Juni statt

In den Workshops und Treffen zum Thema Luftverschmutzung stellte sich schnell heraus, dass viele Haidhauser und Münchner Bürger gar nicht mehr auf die Messergebnisse warten wollen. »Wir waren überrascht, wie vehement ein Bürgerbegehren zur Einhaltung der Grenzwerte der Europäischen Union auf unseren Informationsabenden gefordert wurde«, sagt Schuster. Ihn motiviert diese Forderung: »Natürlich werden wir die Wünsche der Münchner aufgreifen. Genau das war der Ansatz unserer Bürgerkampagne. Sollte die Stadt München keine schnellen und konkreten Maßnahmen vorlegen, um die Gesundheit der Bürger endlich zu schützen, werden wir ein Bürgerbegehren starten. Erste Gespräche mit möglichen Partnern laufen bereits.« Damit wäre ein weiterer Schritt neben der Klage der Deutschen Umwelthilfe für mehr Luftreinhaltung in München unternommen. Neben einem Bürgerbegehren wünschen sich die Teilnehmenden an den Infoabenden vor allem eine gute Aufklärung über die Folgen von Luftverschmutzung. »Auch hier fühlen sich die Bürger von der Stadt im Stich gelassen. Es müsste eine breit angelegte Öffentlichkeitskampagne zu den Folgen von Luftverschmutzung geben.

Dazu gehören auch Informationen, wie man sich effektiv schützt und was man selbst im Alltag beitragen kann, um die Belastung zu senken«, sagt Schuster. Er fasst zusammen: »Luftschadstoffe dürfen nicht klein geredet oder hinter Grenzwerten versteckt werden. Wir lassen uns nicht länger hinhalten, wenn es um Maßnahmen für unsere Gesundheit und die unserer Kinder geht.« Die Aktionen zur Luftreinhaltung sind Teil der Kampagne #MucOhneMief, mit der sich Green City e.V. für eine neue Verkehrskultur in einem lebenswerten München einsetzt.

Artikel vom 14.06.2016
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