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BA plant Erklärungstafeln zu Straßen- und Platzbezeichnungen in Haidhausen

Grund für die Benennung des Bordeauxplatzes ist hingegen eine Städtepartnerschaft zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und der französischen Weinmetropole.	 F: js

Grund für die Benennung des Bordeauxplatzes ist hingegen eine Städtepartnerschaft zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und der französischen Weinmetropole. F: js

Haidhausen · Woher stammt die Bezeichnung »Franzosenviertel«? Wer waren Eduard Schmid und Joseph Daniel Ohlmüller, und was hat es mit den Namen »Sckellstraße« und »Schweigerstraße« auf sich?

Straßenbenennungen haben oft einen eindeutigen Bezug zum Stadtviertel. Doch nur wenige Anwohner kennen ihn. Der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5) will dies nun ändern und an einigen Stellen im Stadtteil Zusatzschilder zur Erklärung der jeweiligen Straßennamen anbringen lassen.

Nahezu jeder Haidhausener weiß, wo das Franzosenviertel liegt. Weshalb zwischen der Orleansstraße, der Lothringer Straße, der Metzstraße und der Spicherenstraße so viele Straßen nach Orten in Frankreich benannt wurden, darüber kursieren indes auch unter langjährigen Anwohnern noch viele Gerüchte. »Manche Leute glauben, das läge an den aus Frankreich nach Deutschland geflohenen Hugenotten, oder daran, dass in der Gegend einmal besonders viele Franzosen gelebt hätten«, berichtete der stellvertretende BA-Vorsitzende und Vorsitzende des Unterausschusses Kultur, Hermann Wilhelm (SPD), auf der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments.

Selbst einige BA-Mitglieder kennen die Hintergründe des Namens nicht. »Dass der Pariser Platz nach einer französischen Stadt benannt ist, muss man doch nicht erklären«, sagte etwa Nikolaus Haeusgen (CSU), der seit 2014 in dem Gremium vertreten ist. Die SPD-Fraktionssprecherin Nina Reitz klärte ihn auf. Benannt worden seien die Straßen im Franzosenviertel nach Schlachtorten aus dem Krieg gegen Frankreich in den Jahren 1870 und 1871 kurz vor der Gründung des deutschen Reiches unter Otto von Bismarck, sagte sie. Einzige Ausnahme: der Bordeauxplatz. Hier geht die Namensgebung auf die Städtepartnerschaft zurück, die München vor mehr als 50 Jahren mit der französischen Stadt Bordeaux eingegangen ist.

Geschlossen werden sollen diese Wissenslücken nun auch bei den Bürgern. Der BA hat beantragt, an ausgewählten Orten im Stadtteil Tafeln aufzustellen, auf denen die Namen von Straßen und Plätzen erläutert werden. Stellvertretend für das gesamte Franzosenviertel soll zum Beispiel ein Schild zur Geschichte des Quartiers am Pariser Platz angebracht werden. Natürlich könne man die Erklärung auch an einem anderen Standort platzieren, räumte die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) ein. Der Platz sei jedoch gut geeignet, da dort besonders viele Menschen vorbeikämen.

Beschilderungen aufgestellt werden sollen auch am Bordeauxplatz sowie der nach dem ersten sozialdemokratischen Münchner Bürgermeister benannten Eduard-Schmid-Straße und der Ohlmüllerstraße, für deren Namen der Architekt und Schöpfer der Mariahilfkirche, Joseph Daniel Ohlmüller, Pate stand. Mit den Zusatzinformationen versehen werden sollen außerdem die Schweigerstraße, die ihre Benennung der Schauspielerdynastie Schweiger verdankt, die im 19. Jahrhundert unter anderem eine Bühne in der Lilienstraße betrieb, und der Gärtnerfamilie Sckell, die maßgeblich an der Ausgestaltung des Englischen Gartens inklusive der Maximiliansanlagen beteiligt war. Ebenfalls für erklärungsbedürftig hält der BA die Straße »Am Gasteig«. Ausschlaggebend hierfür war die mundartliche Bezeichnung der einstigen Anwohner, die den Weg einen »gachen Steig« nannten, was so viel bedeutet wie steiler Aufstieg.

Noch offen ist, ob die Stadt dem Anliegen des BAs zustimmen wird. Schon jetzt geklärt ist allerdings die Finanzierung. Sollte die Beschilderung genehmigt werden, wird der BA die Kosten, die voraussichtlich rund 300 Euro pro Tafel betragen werden, aus seinem eigenen Budget übernehmen. Julia Stark

Artikel vom 01.06.2016
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