Der Zug ist endgültig abgefahren

Grafing · Die letzten Versuche zum Erhalt der Drittklassigkeit sind gescheitert

Die Mannschaft des EHC Klostersee vor dem letzten höherklassigen Heimspiel in den Playoffs gegen den Deggendorfer SC, das wohl für längere Zeit im Grafinger Eisstadion zu sehen gewesen ist.	Archivfoto: smg / CU

Die Mannschaft des EHC Klostersee vor dem letzten höherklassigen Heimspiel in den Playoffs gegen den Deggendorfer SC, das wohl für längere Zeit im Grafinger Eisstadion zu sehen gewesen ist. Archivfoto: smg / CU

Grafing · Bereits vor knapp einem Monat hatte die Vorstandschaft des EHC Klostersee beschlossen, die Seniorenmannschaft trotz sportlicher Qualifikation aus wirtschaftlichen Gründen aus der Oberliga Süd zurückzuziehen und stattdessen ein Team im Unterbau (Bezirks- oder Landesliga) oder wie manche auch bissig meinen »sportlichem Niemandsland« zu platzieren.

EHC Klostersee
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Dieser freiwillige Rückzug ist nun Fakt, nachdem am heutigen Mittwoch die Bewerbungsfrist für die dritthöchste Spielklasse beim Deutschen Eishockeybund (DEB) abgelaufen ist.

Die Führungsriege der Grafinger Rot-Weißen hat wie angekündigt nicht für die Oberliga gemeldet und wird damit im 60. Jahr des Vereinsbestehens nicht mehr höherklassig vertreten sein. Eine bunt gemischte Fangruppe hatte nach einem Treffen Mitte Mai noch einen letzten Anlauf versucht, um den sportlichen »worst case« abzuwenden. Präsident Alexander Stolberg sagte seine Unterstützung zu und hatte auch Wort gehalten. Fast die Hälfte der prognostizierten hunderttausend Euro, die man akquirieren wollte um einen einigermaßen passenden Etat zu stemmen, sammelte der EHC-Boss in den letzten zwei Wochen an Zusagen von Sponsoren ein.

Die aufgerufene Spendenaktion, die durch Zuwendungen, den Los-Verkauf und die fixe Orderung von Dauerkarten zur Planungssicherheit einen ordentlichen Betrag bringen sollte, blieb hingegen hinter den Erwartungen zurück. »Man muss einfach ehrlich sein und zugestehen: Der Rückhalt im Umfeld ist zwar da, aber eben bei weitem nicht in dem Ausmaß, der für einen höherklassigen Spielbetrieb nötig wäre«, erklärte ein hör- und sichtbar müder und ausgepowerter Vereinschef. Die jetzige Situation tue ihm so richtig weh. Weshalb der von der Fangruppe initiierte Spendenaufruf am ende ein ganzes Stück hinter den Hoffnungen zurückblieb, wurde nicht mehr analysiert. Offenbar ist die Klosterseer Vorstandschaft mit dem Rückzugsbeschluss jedoch den richtigen Weg gegangen. Von Wunschdenken allein sei eben in der heutigen Zeit kein Drittliga-Spielbetrieb zu stemmen, meinte ein langjähriger treuer Anhänger.

Inwieweit der Hinweis vor einigen Tagen die Sache beeinflusste, dass die gespendeten Gelder aus vereins- und steuerrechtlichen Gründen nicht »direkt« für den Erhalt des Oberliga-Teams verwendet werden dürfen, ist nicht bekannt. Verbunden war die Meldung freilich mit dem Zusatz gewesen, die Summe würde auch für den Nachwuchs und »das Heilen der Wunden« aus der letzten Saison wichtig sein. Möglicherweise hatten aber auch nur die größten Optimisten noch an eine Kehrtwende des Beschlusses geglaubt.

Stolberg war bis zuletzt euphorisch und kämpferisch gewesen. Zur nächsten turnusmäßigen Vorstandswahl, die auf der Jahreshauptversammlung im Juli ansteht, wird er sich nach 14 Jahren und davon zehn an der Spitze der EHC-Führung nicht mehr stellen. smg

Artikel vom 01.06.2016
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