In Würde leben & sterben

Dem Tod den Schrecken nehmen: Förderverein der Palliativstation sucht Spender

Verena von Plettenberg engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Arbeit der Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses.	Foto: hw

Verena von Plettenberg engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Arbeit der Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses. Foto: hw

Harlaching · »Eines Tages werden wir alle sterben. Aber an allen anderen Tagen nicht«, hat der Schriftsteller Per Olov Enquist einmal gesagt.

Unter dieses Motto könnte man die Arbeit des Fördervereins der Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses stellen, der vor vier Jahren gegründet wurde und mittlerweile rund 60 Mitglieder zählt. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Patienten, die auf der Palliativstation untergebracht sind, die Zeit, die ihnen verbleibt, so würdevoll und angenehm wie möglich zu gestalten. Einfühlsame Gespräche sind ein wichtiger Bestandteil der Versorgung, aber auch die medizinische Betreuung, damit niemand unnötig Schmerzen haben muss.

Musik- und Atemtherapie werden eingesetzt, um Ängste, Sorgen aber auch Schmerzen und Atemnot zu lindern. Überhaupt erinnert auf der Station so wenig wie möglich an ein Krankenhaus. Die Zimmer sind freundlich gestaltet, frische Blumen sorgen für fröhliche Farbtupfer in den Räumen, das Besucherzimmer ist großzügig bemessen und bietet statt harter Stühle weiche Polster. In der Mitte des Flurs hängt ein imposanter Gong. »Der Musiktherapeut setzt ihn manchmal ein. Aber es kommt auch vor, dass Patienten ihn schlagen, sich so ausdrücken, was sie mit Worten vielleicht nicht sagen wollen oder können«, erklärt Verena von Plettenberg, die die Vorsitzende des Fördervereins ist.

Unterstützt wird das Team aus Schwestern, Pflegern und Therapeuten von ehrenamtlichen Hospizhelfern. Derzeit sind zwölf Helfer im Einsatz, berichtet Verena von Plettenberg. Der Bedarf an weiteren Helfern ist groß, der Verein sucht dringend nach Personen, die sich zum Hospizhelfer schulen lassen wollen. »Die Helfer sind für die Patienten da, hören zu, halten ihre Hand, helfen beim Essen, je nachdem, was die Patienten brauchen«, erklärt das engagierte Vereinsmitglied. Auch wenn die Verweildauer der Patienten auf der Palliativstation, die 1997 ins Leben gerufen wurde, meist nur kurz ist, sind die Gespräche intensiv. »Wer weiß, dass er bald sterben wird, hält sich meistens nicht mit Allgemeinplätzen auf, will keinen Smalltalk«, weiß Verena von Plettenberg. Es sind Gespräche, die unter die Haut gehen, aber auch reich machen, weil es hier nicht um Oberflächlichkeiten geht, sondern um Substanzielles. Nicht immer leicht sei diese Aufgabe, aber immer bereichernd, betont sie. Im Angesicht des Todes verlieren kleine Sorgen und Ärgerlichkeiten, von denen der Alltag meist reichlich zu bieten hat, ihre Relevanz, rückt es die Prioritäten wieder ins rechte Licht.

Die Palliativstation bietet Platz für zehn Patienten. Das Alter der Patienten variiert, es sind junge Menschen dabei, ebenso wie alte, denn der Tod kennt keine Altersbeschränkung. Zur Arbeit der Hospizhelfer gehört auch die Begleitung der Angehörigen durch diese schwere Zeit. Zweimal im Jahr veranstaltet der Förderverein eine Gedenkfeier für die Menschen, die auf der Station verstorben sind. Besucht werden diese nicht nur von den Angehörigen, sondern oftmals auch vom Personal, denn auch sie sind ohne Unterlass mit dem Thema Abschied, Tod und Trauer konfrontiert. Eine traurige Arbeit sei es dennoch nicht, oder nicht immer. »Es ist ein gutes Gefühl, wenn man jemanden einen Abschied in Würde bereiten kann«, so Verena von Plettenberg. Um die Arbeit der Therapeuten, den Blumenschmuck und die Ausbildung sowie die Supervision der Hospizhelfer finanzieren zu können, ist der Förderverein auf Spenden angewiesen. Rund 50.000 Euro beträgt die Summe, die der Verein jährlich aufbringen muss.

Kein leichtes Unterfangen, denn der Tod ist für viele potenzielle Spender zu sperrig. Dennoch hofft der Verein weitere Fördermitglieder und Unterstützer zu finden, denn der Leitspruch des Fördervereins »Du zählst, weil du bist, wer du bist, und du zählst bis zum letzten Moment deines Lebens« von Cicely Saunders soll auch in Zukunft für jeden Patienten, der auf die Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses kommt, umgesetzt werden können.

Mehr Informationen über die Möglichkeiten sich für den Förderverein zu engagieren findet man auf deren Homepage www.palliativ-foerderverein-harlaching.de Heike Woschée

Artikel vom 25.05.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...