Liedzyklus »Wanderlieder«

Schwabing · Deutsche Erstaufführung in der Kirche St. Ursula

Schwabing · Ein Konzert findet am Donnerstag, 2. Juni, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal St. Ursula am Kaiserplatz 13 A in München-Schwabing statt.

Musikalische Schätze aus dem 2. Weltkrieg und der Zeit des Holocaust wieder zu entdecken und sie dem Vergessen zu entreißen ist eine hervorstechende Aufgabe von »Elysium – between two continents« seit über 20 Jahren. Diesmal geht es um den Liedzyklus »Wanderlieder« des Grafen von Schwerin, der ein überzeugter Nazi-Gegner und hervorragender Amateur-Pianist war, der oft namhafte Streichorchester seiner Zeit zu Hauskonzerten auf seinem Gut einlud, unter anderem auch Wilhelm Kempff und Erwin Fischer, die besten Pianisten der damaligen Zeit.

Einmal, so erinnert sich die Tochter Angelika, habe ihr Vater die Gäste eines solchen Hauskonzerts aufgefordert, den Raum zu verlassen, wenn sie etwas gegen die Aufführung »verbotener« Musik hätten. Sie wollten Chopin und Mendelssohn spielen, die während des Dritten Reichs als »entartet« verboten waren. Sein jüngerer Bruder Gerhard war involviert in das fehlgeschlagene Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Allerdings konnte ihm diese Beteiligung nicht einwandfrei nachgewiesen werden. Graf Bernhard, der ältere Bruder, wurde von den Nazis gewaltig unter Druck gesetzt, um an Informationen zu kommen. Aber sie konnten seinen Widerstand nicht brechen, selbst als sie Scheinexekutionen mit falscher Munition vortäuschten. Bernhard Graf von Schwerin flüchtete kurz vor dem Kriegsende vor den russischen Truppen in den Westen in die Gegend von Hamburg.

Am 4. Juli 1945 starb er im Alter von 59 Jahren am Klavier. Er spielte gerade Beethovens Appassionata. Den Zyklus »Wanderlieder« hatte er im Alter von 20 Jahren komponiert. Sollte es noch spätere Werke von ihm gegeben haben, gelten sie heute als verschollen. Die »Wanderlieder« wurden von der amerikanischen Sopranistin Catherine Laub ausgegraben, die sich die Zielsetzung von Elysium- between two continents zu eigen gemacht hat. Sie wird am 2. Juni den Liedzyklus vortragen neben Werken der Theresienstädter Komponisten Viktor Ullmann und Ilse Weber und des österreichischen Exilkomponisten Egon Lustgarten. Catherine Laub, in Vancouver lebend, wird gepriesen als mitreißende Künstlerin mit einer großen Bandbreite stimmlicher Nuancen und unglaublicher Vielseitigkeit.

Weiteres auf ihrer website www.catherinelaub.com Begleitet wird sie von Rita Attrot, eine sehr bewährte und langjährige Klavierbegleiterin. In der ganzen Region in und um Vancouver herum begleitet Rita Attrot die führenden Instrumentalisten und Sänger in Konzerten. Michael Lahr, Programmdirektor von »Elysium – between two continents« wird eine Einführung zu diesem Themenkomplex geben.

Artikel vom 23.05.2016
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