Wie der Vater, so der Sohn

Thomas Depta folgt im Beruf den Spuren seines Vaters

Vater Rainer und Sohn Thomas Depta können sich (nicht nur) im Beruf blind aufeinander verlassen.	Foto: © Elternstolz

Vater Rainer und Sohn Thomas Depta können sich (nicht nur) im Beruf blind aufeinander verlassen. Foto: © Elternstolz

München/Markt Schwaben · Gemeinsam löschen, retten, bergen, schützen: Rainer und Thomas Depta aus Markt Schwaben sind seit drei Jahren zusammen im Einsatz.

Vater und Sohn arbeiten bei der Feuerwehr des Münchner Flughafens: Zwei tatkräftige Beispiele dafür, wie eine gute Ausbildung zum Traumberuf führt. Damit sind sie gleichzeitig gute Botschafter der Kampagne »Elternstolz« der Industrie und Handelskammern in Bayern, der bayerischen Handwerkskammern und des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

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Als Thomas Depta vor drei Jahren bei der Flughafenfeuerwehr anfing, kannte er seinen neuen Arbeitsplatz bereits gut. Vater Rainer trägt hier schon seit 2002 die schwarze Uniform mit den gelben Streifen. Immer wieder hatte er seinen Sohn mitgenommen, um ihm die Flugfeldlöschfahrzeuge in den großen Hallen oder die Kleingeräte im Schwerlastlager zu zeigen. Schließlich war der Beruf des Vaters auch Thomas Deptas Traumjob. Schon als Jugendlicher hatte er sich in der freiwilligen Feuerwehr engagiert – genauso wie der Vater. »Ich bin damit über Jahre aufgewachsen«, erinnert sich der 26­Jährige. Jetzt ist er am Ziel – als Feuerwehrmann im Aufenthaltsraum der Feuerwache Süd. Und neben ihm sitzt Vater Rainer.

Rund 180 Feuerwehrleute sind hier angestellt. Jeweils 45 arbeiten Tag und Nacht auf den beiden Wachen Nord und Süd im Schichtdienst. Schrillt der Alarm, rücken sie aus; etwa 4.000 Mal im Jahr. Das Aufgabenspektrum ist groß und reicht von Notlandungen über brennende Fracht im Lager bis zur Betreuung der Brandmeldeanlagen. Und die Zeitvorgaben sind streng: Auf den Start- und Landebahnen müssen die Einsatzkräfte innerhalb von nur 180 Sekunden mit der Brandbekämpfung beginnen.

Dafür bildet der Flughafen inzwischen selbst Werksfeuerwehrmänner aus – drei Jahre dauert die Ausbildung. Bei den meisten anderen Berufsfeuerwehren ist eine Ausbildung oder Lehre nach wie vor Pflicht, wenn man sich dort bewerben will. So war es auch bei den Deptas. Rainer Depta absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Elektriker. »Eine unheimlich lehrreiche Zeit«, sagt der heute 52­Jährige, auch weil er damals auf den Baustellen den Installateuren oder Fensterbauern gerne über die Schultern schaute. Am Ende hatte er sich so viele Fertigkeiten angeeignet, dass er den Altbau, den er später kaufte, fast selbstständig renovieren konnte. Aber natürlich profitiert Rainer Depta auch als Feuerwehrmann bis heute von seiner Vorbildung: Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick bilden die Basis seiner Arbeit bei der Flughafenfeuerwehr.

Folgerichtig riet Rainer Depta seinem Sohn ebenfalls zu einer handwerklichen Ausbildung, Thomas absolvierte wie schon sein Großvater eine Schreinerlehre. An das erste Möbelstück, das er eigenständig für einen Kunden anfertigen durfte, erinnert er sich gut: »Ein Spiegel mit Rahmen. Ich war stolz und erleichtert, als es dem Kunden gefiel.« Das Wissen und die Erfahrung, wie man mit Werkzeug umgeht, nützt ihm nach wie vor – etwa wenn ein Fenster abgestützt oder ein Fahrzeug gesichert werden muss. »Vor allem aber habe ich in der Schreinerlehre gelernt, die Dinge logisch anzugehen. Davon zehre ich bis heute«, sagt er. 2012 fing er bei der Werksfeuerwehr des Flughafens an. Seitdem verrichten Vater und Sohn gemeinsam ihren Dienst, Seite an Seite. »Ich bin stolz, dass mein Sohn in meine Fußstapfen getreten ist«, sagt Rainer Depta.

Alles andere als ein ruhiger Job: 4.000-mal im Jahr rückt die Flughafenfeuerwehr aus

Unter besonderer Beobachtung durch den Papa hat sich Thomas in der Arbeit nie gefühlt. Im Gegenteil, die beiden ergänzen sich gut. Vater Rainer ist froh, dass er den Junior auch einmal fragen kann, wie man die Wasserpumpe des Löschfahrzeugs am besten einstellt. »Die Technik ändert sich ja ständig und meine Ausbildung ist eben noch etwas frischer«, erklärt Thomas, rühmt aber zugleich die lange Erfahrung des Vaters: »Er kann manche Situation besser einschätzen. Und zu Hause diskutieren wir dann, was man besser hätte lösen können.«

Was den beiden am Feuer­wehrmann­-Dasein so gefällt? »Ich mag die Technik und die Kameradschaft, aber auch, dass man Menschen helfen kann und Verantwortung trägt«, sagt Thomas Depta. Der Vater nickt: »Es ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Jeder Tag ist anders.« Und manche Tage vergisst man als Feuerwehrmann nie: 2012 zum Beispiel, da musste Rainer Depta ausrücken, weil das Triebwerk eines gelandeten Flugzeugs in Flammen stand. Sohn Thomas ist bis heute der Einsatz nach einer Notlandung im Gedächtnis geblieben. Beim Start der Maschine waren Reifen geplatzt, die Gummireste hatten Löcher in die Tragfläche gerissen. Am Ende verliefen beide Einsätze schnell und erfolgreich.

24 Stunden dauert eine Schicht. Tagsüber arbeiten die beiden vor allem in der Atemschutzwerkstatt und sorgen dafür, dass die Masken, Druckluftflaschen und Atemschutzgeräte für den Ernstfall einsatzbereit sind. Zu den folgenden acht Stunden Freizeit gehört zwingend jeden Tag eine Stunde Sport. Die letzten acht Stunden dürfen die Feuerwehrleute dann im Bett verbringen. Es sei denn, der Alarm schrillt.

Hintergrundinfo:
Mit der Kampagne »Elternstolz« wollen das Bayerische Wirtschaftsministerium, die Industrie- und Handelskammern in Bayern sowie die bayerischen Handwerkskammern Jugendliche und deren Eltern von den Vorteilen einer Handwerkslehre oder Ausbildung überzeugen. Damit soll dem Mangel an ausgebildeten Fachkräften in der heimischen Wirtschaft entgegengetreten werden. Im September 2015 waren nach Angaben der Agentur für Arbeit in den bayerischen Betrieben noch 10.737 Lehrstellen frei. »Eltern sind für die Berufswahl ihrer Kinder die wichtigsten Beeinflusser und Mitentscheider«, erklärt Georg Schlagbauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern. Die Kampagne zeige emotional auf, dass Eltern auf ihre Kinder stolz sein können, wenn diese durch eine erfolgreiche Berufsausbildung dauerhafte Beschäftigungsperspektiven erhalten.

Artikel vom 06.05.2016
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