Neue Station

Harlaching · Wieder selber atmen können

Harlaching · Seit April werden Patienten auf einer spezialisierten Weaning-Einheit im Städtischen Klinikum München-Harlaching dabei unterstützt, das Atmen ohne Maschine wieder neu zu lernen.

Einfach Luftholen und Atmen – das ist einer zunehmenden Zahl von Menschen mit schweren Atemwegserkrankungen oder nach längerer künstlicher Beatmung nicht mehr möglich. Selbständiges Atmen ist eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben und die Rückkehr in den Alltag. Die Anzahl der langzeitbeatmeten Menschen hat in den vergangenen zehn Jahren enorm zugenommen. Bedingt durch die demografische Entwicklung (steigendes Lebensalter, mehr Begleiterkrankungen), die Zunahme von Lungenerkrankungen, den Fortschritt in der Intensivmedizin und vermehrt durchgeführte Operationen im höheren Lebensalter wird sich dieser Trend auch künftig fortsetzen. Die Entwöhnung von der künstlichen Beatmung gestaltet sich in dieser Situation häufig schwierig. Nach einer Beatmungsdauer von mehr als einer Woche kommt es häufig vor, dass Betroffene nicht mehr ohne Unterstützung atmen können. Denn auch die Atemmuskulatur wird, wie alle anderen Muskeln schwächer, wenn man sie weniger benutzt. Dann setzt schnell ein Teufelskreis ein: Beim ersten Versuch, wieder spontan zu atmen, bekommen viele Menschen Luftnot und geraten in Panik. Die Folge ist eine Fortsetzung der künstlichen Beatmung. Dadurch wird die Atemmuskulatur noch schwächer. Diese Patienten müssen systematisch vom Beatmungsgerät (Respirator) entwöhnt werden (engl. to wean = entwöhnen). Bisher wird die Entwöhnung vielerorts auf der Intensivstation zwischen den akut kritisch Kranken durchgeführt. Die Respiratorentwöhnung (Weaning) spielt mittlerweile eine wichtige Rolle auf Intensivstationen, denn etwa 40 Prozent aller beatmungspflichtigen Patienten fällt es schwer, wieder selbstständig atmen zu lernen.

Die Versorgungslage lungenkranker und langzeitbeatmeter Menschen in München wird seit Langem diskutiert. Seit Anfang April hat sich diese Situation für Patientinnen und Patienten deutlich verbessert, da das Lungenzentrum des Städtischen Klinikums München um eine eigene Weaning-Einheit am Standort Harlaching erweitert wurde. Sechs spezialisierte Bettplätze stehen zur Respiratorentwöhnung zur Verfügung. Die Einheit wurde als unmittelbare Erweiterung der Internistischen Intensivstation im Klinikum Harlaching eingerichtet. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des Städtischen Klinikums München (StKM), Dr. Axel Fischer, freut sich, „dass wir mit dieser klinikumsübergreifenden Weaning-Einheit in München den Patientinnen und Patienten der StKM oder anderer Kliniken die intensive Therapie in der spezialisierten Einheit unseres Lungenzentrums anbieten können“. Prof. F. Joachim Meyer, Chefarzt und Leiter des Lungenzentrums München (LZM Bogenhausen-Harlaching), erläutert die neuen Möglichkeiten: „Die entlasteten Intensivstationen verfügen damit über mehr Kapazitäten zur Akutversorgung, und wir können Patienten zu einer besseren Lebensqualität verhelfen. Wer je auf eine Beatmungsmaschine angewiesen war, weiß, was es bedeutet, wieder selbstständig atmen zu können.“ Das Pflege- und Ärzteteam in Harlaching hat große Erfahrung in der Respiratorentwöhnung. ni Beim Weaning muss vor allem die Atemmuskulatur wieder aufgebaut werden.

Artikel vom 28.04.2016
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