Gottes Wohnzimmer

Haidhausen · Die Kirche St. Johannes am Preysingplatz feiert ihr 100. Jubiläum

Die idyllische Kirche St. Johannes am Preysingplatz trägt bei den Anwohnern den Namen »Gottes Wohnzimmer in Haidhausen«.	Foto: Martin Eichler

Die idyllische Kirche St. Johannes am Preysingplatz trägt bei den Anwohnern den Namen »Gottes Wohnzimmer in Haidhausen«. Foto: Martin Eichler

Haidhausen · Für Touristen gilt sie als Geheimtipp, bei Anwohnern ist sie als »Gottes Wohnzimmer in Haidhausen« bekannt. Die Kirche St. Johannes am Preysingplatz feiert in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum.

Der neoromanische Bau verleiht nicht nur einem der schönsten Plätze im Viertel sein idyllisches Flair – aus der aktiven Kirchengemeinde entstanden viele soziale Einrichtungen, die den Stadtteil bis heute prägen. Am Freitag, 29. April, eröffnet eine Ausstellung zur Geschichte der Kirche.

Ein lebendiger Ort der Geschichte

In Fremdenführern werden meist nur die großen katholischen Kirchen St. Johann Baptist und die Mariahilfkirche als Haidhausener Sehenswürdigkeiten genannt – zu unrecht. Auch die Evangelischen haben im Viertel ein pittoreskes Gotteshaus zu bieten: die Kirche St. Johannes, die in den Zeiten des Ersten Weltkrieges von 1912 bis 1916 nach Plänen des Architekten Albert Schmidt (1841 – 1913) errichtet wurde, der auch die Alte Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße, die Kirche St. Lukas im Lehel, das Kaufhaus Kustermann und den Löwenbräukeller geschaffen hat.

Erbaut mit in Haidhausen hergestellten Ziegeln ist das Gotteshaus die viertälteste evangelische Kirche in München. Doch nicht nur der Bau ist von Bedeutung. Der Gemeindeverein St. Johannes, der seit 1893 bestand und dessen rund 1.000 Mitglieder sich zunächst in einer Notkirche organisierten, war von Anfang an sozial aktiv. Schon 1897 ließ der Verein in der Wörthstraße 20, wo übrigens der berühmte Komponist Max Reger (1873 – 1916) lebte, ein Rückgebäude bauen, in das eine »Kinderbewahranstalt« einzog. Später war die Kirchengemeinde an der Gründung des Internationalen Jugendzentrums in der Einsteinstraße, des Alten- und Servicezentrums (ASZ) im sogenannten Hexenhäusl in der Wolfgangstraße und des Vereins für Interkulturellen Austausch (AKA) mit Niederlassungen in der Rosenheimer Straße, der Orleansstraße und der Lothringer Straße sowie der Bad-Schachener-Straße beteiligt.

Heute zählt die Gemeinde St. Johannes rund 6.500 Mitglieder. Das Innere der Kirche wurde Anfang der 1980er Jahre generalsaniert und komplett umgestaltet. Der wuchtige Marmoraltar und die schweren Kirchenbänke wichen einem leichten Holzaltar und flexiblen Flechtstühlen, um mehr Platz für Veranstaltungen wie Konzerte oder Vorführungen zu gewinnen. Komfort und eine wohnliche Atmosphäre bietet den Gläubigen eine Fußbodenheizung. Neu geschaffen wurden bei der Renovierung außerdem verglaste Gemeinderäume. Einer davon ist mit einer Spielecke ausgestattet, so dass auch Familien mit kleinen Kindern stressfrei am Gottesdienst teilnehmen können. Die Predigt wird durch einen Lautsprecher in den Raum übertragen.

Austellung im Altarraum

Über die Geschichte des Kirchengebäudes und der Gemeinde informiert ab Freitag, 29. April, eine Ausstellung im Altarraum unter dem Titel »100 Jahre St. Johannes – Haus aus lebendigen Steinen«. Die Vernissage beginnt um 19.30 Uhr mit einem Festvortrag der Stadtdekanin Barbara Knittelberger zum Thema »Kirche in der Stadtgesellschaft des 21. Jahrhunderts«. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum Sommerfest der Gemeinde am Sonntag, 24. Juli ab 10 Uhr, das den Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten bildet. Julia Stark

Artikel vom 27.04.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...