Frank Castorf inszeniert Hašek

Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg

In der Inszenierung wird die Paradoxie des Krieges sichtbar gemacht. 	Foto: Horn

In der Inszenierung wird die Paradoxie des Krieges sichtbar gemacht. Foto: Horn

Altstadt · Frank Castorf inszeniert »Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg« nach Jaroslav Hašek. Premiere war am 8. April im Residenztheater,(Max-Joseph-Platz), die nächste Aufführung findet am Donnerstag, 14. April um 19 Uhr statt.

Neben Aurel Manthei als Švejk spielen Götz Argus, Bibiana Beglau, Franz Pätzold, Katharina Pichler, Jürgen Stössinger sowie Nora Buzalka, Marcel Heuperman, Arthur Klemt, Valery Tscheplanowa, Jeff Wilbusch und Paul Wolff-Plottegg. Es ist Castorfs vierte Regiearbeit seit der Intendanz von Martin Kušej am Residenztheater.

Castorf lässt Švejk auferstehen

Am 28. Juni 1914 wurden der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie in Sarajevo ermordet. Als guter Soldat weiß Švejk, was ein solches Attentat bedeutet, und meldet sich provokant freiwillig zum Dienst. Denn dieser Krieg muss sein: »Das wird ein Gemetzel.« Dass Švejk daraufhin verhaftet, in die Psychiatrie gesteckt, als Idiot ausgelacht und als Vaterlandsverräter beschimpft werden wird, fordert den Prager Wirtshausanarchisten nur noch mehr heraus. Als Offiziersdiener an der Front gelingt ihm der große Coup: Autoritäten, Frontlinien und Befehle gelten für ihn nicht. Er lässt Militärchargen und Kriegsbürokraten im Feuerwerk seines Widerspruchsgeistes tanzen und reißt die nationalen Hierarchien der österreichisch-ungarischen Vielvölkerarmee lachend nieder.

Die Paradoxie des Krieges sichtbar machen, Hunde frisieren, Vögel vögeln, weinen, wo andere sich totlachen, Frauen verstehen und im richtigen Moment die Fronten wechseln – das ist das Prinzip Švejk. 1921 als Groschenheftserie in Prager Kneipen verscherbelt, feiert der passive Widerstandsgeist des fragmentarischen Romans Jaroslav Hašeks in Frank Castorfs Inszenierung seine düstere Wiederauferstehung.

Bühnenbildner Aleksandar Denić hat dafür die Fassade der am 30. Dezember 1914 eröffneten Berliner Volksbühne von den Werkstätten des Residenztheaters nachbauen lassen und sie mit ihrem ursprünglichen Motto versehen: »Die Kunst dem Volke«. Karten für alle Vorstellungen gibt es an der Tageskasse am Marstallplatz 5, online auf www.residenztheater.dee (hier sind auch die weiteren Termine einzusehen) sowie unter Tel. 089/21 85 1940.

Artikel vom 11.04.2016
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