Menschen in München: Ein Globetrotter mit bayerischen Wurzeln blickt zurück

München · Spaghetti mit Elvis

Das Leben von Kirk Alan Mueller gleicht manchmal einem Thriller, manchmal einem Liebesfilm und oft einem Musical – es ist dabei immer spannend. »Always on the road«: 170.000 Kilometer hat Mueller mit seiner Shadow bereits zurückgelegt.	Foto: Soir

Das Leben von Kirk Alan Mueller gleicht manchmal einem Thriller, manchmal einem Liebesfilm und oft einem Musical – es ist dabei immer spannend. »Always on the road«: 170.000 Kilometer hat Mueller mit seiner Shadow bereits zurückgelegt. Foto: Soir

München · Der Wahl-Münchner Kirk Alan Müller hat viel erlebt. Dieses Jahr feiert er seinen 70. Geburtstag und blickt auf ein außergewöhnliches Leben zurück.

Der Großvater war ein klassischer Bayer und spielte Zither. Als ihm die Welt hier zu klein wurde wanderte er nach Amerika aus. Kirk Mueller wurde dann 1946 in San Franzisco geboren. Er besuchte die Highschool und wollte Meeresbiologe werden, sein Notendurchschnitt gab das auch her. Allerdings erhielt er dann seine Einberufung, und um nicht einfach irgendwohin geschickt zu werden, meldete er sich für vier Jahre freiwillig. Und hier ging seine Reise um die Welt los.

1966 wurde er in München stationiert, die Amerikaner waren noch immer mit Besatzungstruppen vertreten. Er war ein sogenannter Scout und wurde in dieser Funktion auch kurz an den Checkpoint Charly nach Berlin geschickt. Scout war die primäre Ausbildung, seine sekundäre Ausbildung bei der Army war Militärpolizist. Von München ging es erstmal zur Militärpolizei nach Dachau, wo er zur Bewachung von inhaftierten amerikanischen Soldaten abgestellt war. Dachau hatte seinerzeit ein eigenes Gefängnis für amerikanische Soldaten.

Im Dezember 1967 wurde er dann abberufen: in den Vietnamkrieg. Kaum gelandet, kam er ins Central Highlands Pleiku Basislager, tägliche Patrouillen und sogenannte »Search and Destroy« Missionen begleiteten ihn ab da im Alltag. Beim Einschuss einer Rakete in seinen Panzer wurde er verwundet und mit dem Hubschrauber in ein Feldlazarett ausgeflogen. Nach einem Monat auf Krücken wurde Kirk Mueller wieder in den Einsatz geschickt, aber das Pech blieb ihm treu ­- er infizierte sich mit Malaria. Da das Fieber nicht gesenkt werden konnte, wurde er nach Tokio ausgeflogen, dann hatte Mueller Heimaturlaub. Weiter ging es anschließend nach Killeen, Texas. Dort absolvierte er ein Recondotraining, ein Spezialtraining für Eliteeinheiten. Nach zwei Jahren in Texas betrat er wieder deutschen Boden, er wurde nach Fulda zur Black Horse Einheit abberufen.

Auch hier war er wieder als Scout im »kalten Krieg« im Einsatz. Er erinnert sich an diese Zeit besonders gut: »Wir waren ja an der Grenze zu Ostdeutschland stationiert und hatten das Geschehen immer im Auge. Wir beobachteten oft sogenannte ‚Dogruns‘. Hunde wurden besonders wenig gefüttert, damit sie immer Hunger hatten. Dann wurden sie auf Menschen gehetzt, die in den Westen fliehen wollten. In Grenznähe wurden im Osten bevorzugt ältere Menschen angesiedelt, da hier eine geringere Fluchtgefahr gegeben war.« Während seiner Zeit in Fulda schlug auch die Liebe zu: Mueller heiratete, kurz darauf wurde seine Tochter geboren. 1974 baute die Army Truppen ab – auch Kirk Mueller war davon betroffen. Er und seine Familie zogen nach Reno, Nevada. Und hier erlebte er sein absolutes Highlight: ein Essen mit Elvis Presley. »1974 gab Elvis ein Konzert in einem Club in Nevada, auch meine Frau und ich waren dort. Elvis spendierte nach dem Konzert ein Spaghetti-Abendessen für 25 verheiratete Paare – wir hatten Glück und erhielten zwei Karten«. Abendessen mit Elvis, ein Gespräch mit dem King: Kirk Mueller war im siebten Himmel. »Bereits als Kind habe ich immer Elvis nachgesungen. Ihn dann persönlich kennen zu lernen war wohl eines der größten Highlights meines Lebens«, sagt der Elvis-Fan noch heute, nach so vielen Jahren.

Einmal Amerika und wieder zurück

Seine Frau zog es wieder nach Deutschland in die Heimat, die kleine Familie ließ sich in München nieder. In seiner Wahlheimat München hat Kirk Alan Mueller dann – bereits als Zivilist – in der MCGraw Kaserne für das Hauptquartier des AAFES (Army & Air Force Exchange Service) als Mechaniker gearbeitet. Während dieser ganzen Zeit machte der Freigeist Mueller immer Musik – seine Ehe ging in die Brüche, aber die Musik blieb. Seine erste Band in München war »Dr. Rythm and Mr. Blues, dann folgte »Kix after six«, mit dieser Band war er acht Jahrelang unterwegs.

Nach einer kurzen Pause gründete Mueller dann schließlich »Muellers Finest«, wo er der Mann am Mikro war. Die Band löste sich erst kürzlich auf. In München schnupperte er auch Filmluft. »Ich konnte ein Jahr bei der Produktion von ›Enemy mine – Geliebter Feind‹ mit Dennis Quaid bei den Special Effects mitarbeiten, was sehr interessant war«, erzählt Mueller. Auch bei »Kir Royal« (mit Ottfried Fischer und Senta Berger) war er dabei. »Ich habe sehr viele wirklich interessante Menschen dabei kennen gelernt«. Seit sechs Jahren ist Mueller nun in Pension. Und ihm ist langweilig. Darum hat er in den vergangenen zwei Jahren bei drei Filmen von den Münchner Jungs »Smag Sketch« mitgespielt.

»Das war eine lustige Sache und hat Spaß gemacht«, freut sich Kirk Mueller. Wer sich die Videos auf Youtube ansieht (z.b. Captain Kirk der Rockstar) der weiß auch warum.

Treuer Begleiter seit 1999 ist sein Motorrad, eine Honda Shadow. »Mit meinem Bike habe ich im Laufe der Jahre 170.000 Kilometer runtergespult, ich war damit in Spanien, Italien, Frankreich, der Schweiz und vielen anderen Ländern«, erzählt der Freigeist. Da er in Schwabing wohnt, sieht man ihn oft in der Leopoldstraße, wo er in Ruhe seinen Kaffee trinkt und sich mit Leuten unterhält. Zum alten Eisen gehört ein Kirk Alan Mueller nämlich auch mit fast 70 Jahren noch lange nicht. Petra Soir

Artikel vom 05.04.2016
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