Wie Eltern den Tod ihres Kindes verarbeiten

Tag der offenen Tür beim Verein Verwaiste Eltern München am 11. März

Ein einziger Schriftzug wird zu einem ganzen Bild. Die Künstlerin Gabi Weber drückt damit die Trauer um ihren Sohn Albert aus.	Bild: Gabi Weber

Ein einziger Schriftzug wird zu einem ganzen Bild. Die Künstlerin Gabi Weber drückt damit die Trauer um ihren Sohn Albert aus. Bild: Gabi Weber

München · Der Umgang mit dem Tod ist für den Menschen schwierig. Der Umgang mit dem Tod des eigenen Kindes ist für alle Betroffenen eine Belastung, die sie bis an die Grenzen des Erträglichen führt.

Doch auch Eltern, die ihr Kind durch Tod verlieren, sind nicht allein. In München gibt es den Verein Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister. Welche Hilfe dieser Verein leisten kann, zeigt er am Freitag, 11. März, ab 12 Uhr im Rahmen eines Tages der offenen Tür in seinen Räumen am St.-Wolfgangs-Platz 9 (Haidhausen).

Um 15.30 Uhr wird es eine Lesung geben. »Den eigenen Tod, den stirbt man nur … – Mascha Kaléko: Querschnitt durch Leben und Werk einer ganz besonderen Lyrikerin« ist diese Lesung überschrieben. Es liest Isabel Schupp, Schauspielerin und selbst Mutter einer verstorbenen Tochter.

»Den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben« – diesen Zweizeiler aus dem Gedicht »Memento« von der verwaisten Mutter Mascha Kaléko kennen wohl alle Eltern, die ein Kind verloren haben. Mascha Kaléko war eine der bekanntesten deutschen Lyrikerinnen. Doch so richtig berühmt wie ihre Zeitgenossen Erich Kästner oder Joachim Ringelnatz ist sie aufgrund ihres schweren Schicksals und ihrer bewegten Biografie nicht geworden. Von den Nazis verfolgt, emigrierte sie mit ihrer Familie in die USA, wo ihr Sohn Steven 1968 im Alter von nur 32 Jahren an einer Krankheit starb. Von diesem Schicksalsschlag hat sich die Dichterin nicht mehr erholt. Sie starb 1975, einsam und traurig, in Zürich.

Mascha Kaléko hat unzählige Gedichte hinterlassen. Sie nannte ihre Gedichte Alltagslyrik, verständliche Gedichte, in denen sich jedermann wiederfinden konnte, weil sie von Dingen handeln, die alle erleben: von Einsamkeit, finanziellen Nöten und von der Liebe. Nach dem Tod ihres Sohnes veränderten sich ihre Gedichte. Sie handeln von ihrer Auseinandersetzung mit dem Tod, von Sehnsucht und Traurigkeit. Im Rahmen des Tages der offenen Tür wird um 17.30 Uhr eine Ausstellung eröffnet: »Albert Bilder – Auseinandersetzung mit dem Unfassbaren« der Künstlerin Gabi Weber.

»Am 20. Oktober 2012 starb unser ältester Sohn Albert plötzlich und unerwartet fünf Wochen nach seinem 27. Geburtstag. Einige Monate nach diesem Schicksalsschlag begann ich mich künstlerisch mit der Bearbeitung dieses unsagbaren Verlustes und Schmerzes auseinanderzusetzen«, berichtet die verwaiste Mutter. »Ich fing eine Zeichnung in einer ähnlichen Technik an, wie ich sie vor Alberts Tod angewandt hatte, kam aber in meiner veränderten Situation damit nicht zurecht und musste eine neue Ausdrucksweise finden. Es war einfach in jeder Beziehung ganz unmöglich, so weiterzuleben wie zuvor.

Da ich den ganzen Tag seinen Namen immer wieder innerlich oder leise zu mir sagte, entschied ich mich dafür, Zeichnungen mit dem Schriftzug ›ALBERT‹ als Gestaltungselement zu machen. Anfangs dachte ich daran, seinen Namen so oft zu überschreiben, dass er für die Betrachter unlesbar sein sollte und nur mir selbst bewusst. Diese meditative Möglichkeit – lauter ähnliche schwarze Bilder herzustellen – verwarf ich schon nach dem ersten Bild und setzte ab da den Schriftzug für alle sichtbar ein.« Die Ergebnisse sind ab 11. März in der Geschäftsstelle des Verein Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister zu sehen.

Artikel vom 02.03.2016
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