Morgen: Tag der Muttersprache

München · FBSD mahnt: Die Bairische Sprache droht auszusterben

München · Für den Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD) ist der jährlich am 21. Februar begangene Tag der Muttersprache ein wichtiger Anlass, um auf den drohenden Verlust der bairischen Sprache und damit auf das mit 1500 Jahren älteste und wertvollste Kulturgut Bayerns aufmerksam zu machen. Die bereits 2009 von der UNESCO als bedroht eingestufte Bairische Sprache wird vor allem in der jüngeren Generation der unter 40-Jährigen immer weniger erlernt und gesprochen. Die Überlieferung an folgende Generationen sei deshalb stark gefährdet.

Hauptgründe hierfür seien die vor Jahrzehnten begonnene Verbannung der bairischen Sprache und der Mundarten aus den Schulen sowie eine allgemeine Geringschätzung der Regionalsprachen. »Aufgrund heute widerlegter Vorurteile wurden damals Bairisch und andere Regionalsprachen entwertet und ­gemieden und ein steriles Allgemeindeutsch als Premiumsprache durchgedrückt«, erklärt der FBSD-Vorsitzende Horst Münzinger aus München. »Eine völlig falsche Weichenstellung, wie sich schon seit geraumer Zeit durch wissenschaftliche Studien und in der Praxis nachweisen lässt«, ergänzt sein Stellvertreter Siegfried Bradl aus Altomünster.

FBSD fordert verpflichtenden ­Einsatz der selbst initiierten Handreichung für Lehrer

Für Lehrkräfte gibt es deshalb die 400-seitige Neuauflage der »Handreichung für den Unterricht – Dialekte in Bayern«, die 2015 im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung als Lernmaterial erstellt und an alle Schulen in Bayern verteilt wurde. Die Erstauflage mit 200 Seiten war 2006 auf eine 1999 gestartete Initiative des FBSD e.V. entwickelt worden.

Doch beim FBSD wundert man sich: »Sehr merkwürdig ist, dass Lehrkräfte, die wir nach der Handreichung fragen, dieses Werk nicht kennen.« Münzinger stellt sich die Frage, wo die mit öffentlichen Geldern finanzierten Bücher und Tonträger wohl hingekommen seien.

Der FBSD-Vorsitzende fordert deshalb, dass die Weitergabe an die Lehrkräfte und der Einsatz dieses Werks im Rahmen der neuen Lehrpläne vom Ministerium verpflichtend eingefordert und konsequent kontrolliert werden. »Schon in der Ausbildung und während der Fortbildungsmaßnahmen müssen die Lehrkräfte das Werk kennen und anwenden lernen«, ergänzt Bradl. »Gleiches gilt im Prinzip auch für Erzieherinnen und Erzieher.«

Um schon ganz jungen Buben und Mädchen in Bayern die Chance zu geben, neben Deutsch auch die Aussprache und den Wortschatz der jeweiligen Regionalsprache kennenzulernen, zu erwerben oder zu pflegen, arbeiten Mitglieder des Fördervereins mit Kindergärten und Schulen zusammen. Damit solle die aus Sicht der Wahrer der bairischen Sprache und Dialekte vorteilhafte bilinguale Erziehung der Kinder gefördert werden.

Artikel vom 19.02.2016
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