Proteste gegen Arena und Investor

Löwenfans nutzen große Bühne

Unmissverständlich: Fanprotest in der Löwenkurve. Foto: A. Wild

Unmissverständlich: Fanprotest in der Löwenkurve. Foto: A. Wild

München/Giesing · Beim Heimspiel des TSV 1860 München gegen den 1. FC Nürnberg waren zahlreiche kleine und große Protestbanner in der Fankurve zu sehen. Ihr Inhalt stieß nicht überall auf Gegenliebe.

In der Nordkurve der Allianz Arena, wo man sich bekanntlich eher wenig aus Markenwelten, Megastores und Themenrestaurants macht, wird seit Jahren ein kritisches Verhältnis zur Spielstätte der Löwen gepflegt. Vor dem Anpfiff gegen die Clubberer präsentierten die Giesinger Fans eine gewaltige Bildchoreografie. Eingerahmt von einer schwarzen Wand war das Motiv einer brennenden Arena nebst grinsendem Satan zu sehen – »Setzt dem Millionengrab ein Ende! Raus aus der Arena«, stand zu lesen. Kurz darauf wendeten die Anhänger die Materialien und auf blauem Hintergrund erschien ein strahlendes Münchner Kindl vor der charakteristischen Silhouette des Grünwalder Stadions, verbunden mit der Aufforderung »Kommt heim auf den Giesinger Berg, zurück ins Sechzger!«.

Die 51.200 Zuschauer bekamen im Laufe des Spiels noch eine Reihe weiterer Spruchbänder zu sehen, die sich teilweise explizit an Löwen-Investor Hasan Ismaik richteten und dessen eigenwillige Facebook-Botschaften an das Fanvolk kommentierten. »Ismaik1860 – mehr Dichter als Denker!«, hieß es auf einem Transparent und »Unsere Farben – unser Verein, werden nie dein Spielball sein« sowie »Money in your pocket, but you just can‘t get our love!« auf zwei anderen. Das Versprechen des Jordaniers dem TSV 1860 München in Kürze ein eigenes Stadion zu bauen, hält man unter den aktiven Fans für eine Illusion. Entsprechend titelte ein Banner: »Ismaik baut ein neues Stadion? Luftschlösser aus 1001 Nacht!« Der einzige Ausweg scheint den Anhängern die Heimkehr nach Giesing.

Einigen Medienvertretern, die in der Allianz Arena im großzügig ausgestatteten Presseclub arbeiten und dessen Bequemlichkeit nur ungern gegen ein zugiges Plätzchen auf der Haupttribüne des alten Grünwalder Stadions tauschen möchten, sind solche Forderungen ein Dorn im Auge. Die Beschreibung der Proteste in der Kurve als naiv, ewiggestrig oder unzeitgemäß, deren Botschaften vom Wesentlichen ablenken würden, ließ nicht lange auf sich warten. Die Stimmung während des Spiels leide darunter, wurde in Artikeln moniert. Gefragt sei in der aktuellen Situation stattdessen »bedingungsloser Zusammenhalt« und »positive Energie«.

Die aktive Fanszene bei den Löwen hat darauf mit einer Stellungsnahme reagiert, in der sie betont, die Forderung nach einer Rückkehr ins Grünwalder Stadion sei kein Verlangen nach dem sportlichen Abstieg oder ein nostalgisches Hirngespinst, sondern getragen vom Wunsch nach einer besseren Zukunft für den Klub. Die Kritiker der Forderungen hätten sich gar nicht erst der Mühe einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Positionen unterzogen, heißt es – vielmehr würde sich deren Beanstandung daran auf einem »inhaltslosen Niveau bewegen.« Auch verwahre man sich dagegen, von Medienvertretern als »Stimmungsdienstleister, der 90 Minuten auf Knopfdruck zu funktionieren« habe, in Anspruch genommen zu werden.

»Kein Mensch fordert eine Rückkehr bei der aktuell künstlich kleingehaltenen Kapazität von 12.500 Zuschauern« nach Giesing, schreiben die Autoren. Anzustreben sei stattdessen »eine kurzfristige Kapazitätserweiterung auf 20.000 bis 25.000 Zuschauer durch eine Sanierung der Westkurve und die Nutzung der Ostkurve als Gästebereich.« Danach solle eine »Erhöhung des Komforts und die Verbesserung der Infrastruktur im kompletten Stadion« erfolgen. Angesichts des Zuschauerdurchschnitts über viele Jahre sei der weitere Verbleib in der überdimensionierten Arena weder angemessen noch wirtschaftlich realistisch. Man werde diesen Missstand auch weiterhin thematisieren und auf eine »echte Heimspielstätte« drängen.

(as)

Artikel vom 11.02.2016
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