Mehr Transparenz

Flüchtlingsunterkunft in der Berg-am-Laim-Straße sorgt für Diskussionen

Das ehemalige Bürogebäude in der Berg-am-Laim-Straße wird zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut.	Foto: js

Das ehemalige Bürogebäude in der Berg-am-Laim-Straße wird zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Foto: js

Berg am Laim · Die Baumaßnahmen für die neue Flüchtlingsunterkunft in der Berg-am-Laim-Straße haben bereits begonnen. Doch die Anwohner wissen bislang nur wenig über das Projekt.

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Einziehen sollen dort unter anderem schutzbedürftige Mütter und Familien sowie heranwachsende und behinderte Flüchtlinge. Der Bezirksausschuss Berg-am-Laim (BA 14) befürwortet die geplante Einrichtung, kritisiert allerdings die Kommunikationspolitik der Stadt. Denn die Gerüchteküche in der Nachbarschaft brodelt.

In Berg am Laim entsteht derzeit zwischen der Sozialstation und dem Ibis Hotel eine weitere Flüchtlingsunterkunft. Allerdings unterscheidet sich die neue Einrichtung deutlich von den Asylbewerberunterkünften in der St.-Veit-Straße und der Neumarkter Straße. Die Flüchtlinge, die in das Haus in der Berg-am-Laim-Straße einziehen werden, haben bereits ein Bleiberecht, brauchen jedoch besonderen Schutz. Untergebracht werden sollen dort nach Angaben des Sozialreferats zum Beispiel alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern oder junge Flüchtlinge, die zwar volljährig sind, aber noch zur Schule gehen oder eine Ausbildung absolvieren. Außerdem wird es in der Unterkunft behindertengerechte Wohnungen geben. Die jeweiligen Bewohner werden für mehrere Jahre in dem Haus leben.

Eine solche Einrichtung sei dringend vonnöten, erklärt Frank Boos, Sprecher des Sozialreferats.

Dennoch fürchten einige Berg am Laimer die Ankunft ihrer neuen Nachbarn. »Wenn die Anwohner hier wüssten, wer in die Flüchtlingsunterkunft einziehen soll, würde das die Gemüter beruhigen«, sagt Berd Chittka, Sprecher der Mietergemeinschaft der angrenzenden Gebäude in der Berg-am-Laim-Straße.

Jedoch fühlten sich die Bürger von der Stadtverwaltung und vom BA vernachlässigt. Bislang gebe es zu der geplanten Unterkunft nämlich noch keine offiziellen Informationen.

Die Folge seien Gerüchte und wachsender Unmut. Grundsätzlich seien die Nachbarn nicht gegen die Unterkunft: »Aber die Leute wollen in einer öffentlichen Diskussion mitreden, hier ist dringender Handlungsbedarf.«

Sorge bereite den Anwohnern vor allem die hohe Dichte der Einrichtung zu den umliegenden Wohngebäuden, erklärt Chittka. Die Abstände seien teilweise nur 20 Meter. Da die Unterkunft auch Freiflächen mit einem Spielplatz und Sitzgelegenheiten bekommen soll, fordert die CSU-Fraktion im BA nun ein Schallgutachten. »Wir wollen das Projekt nicht stoppen«, betonte Fraktionssprecher Fabian Ewald auf der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments. Ziel sei lediglich, Konflikte im Vorfeld zu vermeiden.

Auch BA-Chef Robert Kulzer (SPD) bezeichnete ein solches Gutachten als »keine schlechte Idee«. Die Untersuchung könne Probleme zeigen und dazu beitragen, Lösungen zu finden: »Wenn sich der Schall fängt, wäre eine Fassadengestaltung für weniger Lärm sinnvoll.« Kritisch gegenüber dem Gutachten äußerte sich jedoch Brigitte Schulz (Grüne). Die Eröffnung der Einrichtung dürfe dadurch nicht verzögert werden, mahnte sie. Zudem sei davon auszugehen, dass der Lärm, den der Verkehr auf der Berg-am-Laim-Straße verursache, deutlich lauter sei als einige Flüchtlinge, die sich im Freien aufhalten.

Die Stadtverwaltung plant indes einen Grünstreifen mit hohen Büschen als Lärm- und Sichtschutz in Richtung stadtauswärts. Derzeit arbeite die Stadt außerdem an einem Flyer, der die Nachbarn über Details zur Flüchtlingsunterkunft aufklären werde, sagt Boos. Auch die öffentliche Informationsveranstaltung, die der BA schon seit Monaten fordert, werde es geben, versichert er. Ein Termin steht bislang aber noch nicht fest.

Die Baumaßnahmen sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein, für Anfang 2017 ist der Einzug der ersten Flüchtlinge geplant. Über die mangelnde Kommunikation der Verwaltung mit den Bürgern ärgere er sich maßlos, sagt Kulzer. »Wenn wir keinen zeitnahem Termin für eine Informationsveranstaltung bekommen, werden wir vom BA selbst eine organisieren.« Julia Stark

Artikel vom 09.02.2016
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