Münchens älteste Bürgerin

Über ein Jahrhundert alt – Auguste Ehard feiert ihren 110. Geburtstag

Caritasdirektor Hans Lindenberger, die Urenkelinnen Veronika und Melanie, Auguste Ehard und Oberbürgermeister Dieter Reiter (von links).	F.: Caritasverband

Caritasdirektor Hans Lindenberger, die Urenkelinnen Veronika und Melanie, Auguste Ehard und Oberbürgermeister Dieter Reiter (von links). F.: Caritasverband

München · Münchens älteste Bürgerin, Auguste Ehard, feierte am Dienstag, 12. Januar, im Caritas-Altenheim St. Michael im Stadtteil Perlach ihren 110. Geburtstag.

Zu diesem Ereignis gratulierten die Tochter, Enkeltochter und zwei Urenkelinnen, die ältere der beiden hatte extra für diesen Tag schulfrei bekommen. Altenheimleiter Michael Klotz, die Mitarbeiter und Bewohner gratulierten ebenso wie Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger und Oberbürgermeister Dieter Reiter. Über den Empfang, den das Altenheim ihr zu Ehren ausrichtete, freute sich die Seniorin sehr, auch wenn sie vorher ein bisschen Angst hatte, dass der Trubel zu groß würde. Caritasdirektor Lindenberger überbracht die Glückwünsche des Caritasverbands. »Auf mehr als ein ganzes Jahrhundert zurückblicken zu können, ist ein großer Schatz«, sagte er. »Sie haben nicht nur die schlimmsten Zeiten unseres Landes erlebt, sondern Sie sind auch Zeugin von über 70 Jahren in Frieden und Freiheit.« Er wünsche ihr vor allem, dass sie dieses Leben, das sie so kraftvoll gestalten konnte, auch weiterhin lieben könne. Oberbürgermeister Reiter beglückwünschte die Jubilarin im Namen der Landeshauptstadt.

Auguste Ehard war nicht begeistert, als sie mit 99 Jahren einsehen musste, dass das Altenheim für sie der bessere Ort zum Wohnen war, erzählt ihre Tochter Franziska Blümel. Ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben war ihr immer wichtig. Für sie kam auch nur das Caritas-Altenheim St. Michael in Frage, denn dort in der Nähe wohnt ihre Tochter. Bis vor ein paar Jahren besuchte sie diese noch jeden Nachmittag. Mittlerweile ist Auguste Ehard mit ihrem Rollator nur noch im Wohnbereich des Altenheims unterwegs. Die Augen und das Gehör ließen in den letzten Jahren nach, so dass sie ihre Beteiligung an den Bastel- und Malangeboten und am Gedächtnistraining des Altenheims einschränken musste, aber immer noch regelmäßig daran teilnimmt. Bis vor zwei Jahren hat sie auch täglich die Süddeutsche Zeitung gelesen, das lassen die Augen jetzt nicht mehr zu. Ein von ihr gestalteter Christbaum auf einer Textiltasche schmückte in diesem Jahr die Weihnachtskarten des Altenheims.

Auguste Ehard wurde 1906 in Trostberg geboren und hat ihre Kindheit und Jugend dort verbracht. Als Schulkind erlebte sie den Besuch von Kaiser Wilhelm II. mit, der Trostberg zur Stadterhebung besuchte. Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau kam sie mit 19 Jahren nach München und arbeitete bei der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. In München lernte sie auch ihren Mann kennen und heiratete 1939. Wenn man sie fragt, wie sie sich so lange fit gehalten hat, antwortet Auguste Ehard: mit Bewegung und Sport. Zuerst war es der Rudersport, wo sie auch Wettkämpfe bestritt. Die Berge und das Skifahren hatten es ihr besonders angetan. Skifahren habe sie noch im langen Rock gelernt. Sie habe viele Sportarten ausprobiert und auch gerne Tennis gespielt. Mit 70 Jahren habe sie das alpine Skifahren aufgegeben und mit dem Langlaufen begonnen. Das habe aber bei weitem nicht so viel Spaß gemacht. Noch mit 95 sei sie regelmäßig mit einer Frauengruppe zum Wandern gegangen. Rückblickend bezeichnet Auguste Ehard die Geburt ihrer Tochter Franziska und die Rückkehr ihres Ehemanns Franz nach acht Jahren Krieg und Gefangenschaft als die wundervollsten Momente ihres Lebens. Heute sind ihre beiden Urenkelinnen, neun und drei Jahre alt, ihre größte Freude. Über ihre Besuche freut sie sich immer ganz besonders, berichtet die Tochter.

Artikel vom 20.01.2016
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