Made in Langenpreising

Langenpreising · Innovative Jungunternehmer züchten Garnelen in Bayern

Es ist angerichtet: Garnelen aus Langenpreisinger Zucht, einzigartig in Deutschland. 	Foto: kw

Es ist angerichtet: Garnelen aus Langenpreisinger Zucht, einzigartig in Deutschland. Foto: kw

Langenpreising · Was in Langenpreising im Gewerbegebiet steht, ist europaweit einmalig und es hebt den Tierbestand in der nach wie vor durchaus landwirtschaftlich geprägten Gemeinde derart drastisch an, dass einem schwindelig werden kann:…

In acht Becken mit je 80 Kubikmetern Wasser, die auf zwei Etagen verteilt sind, tummeln sich weit über eine Million Garnelen. Sie werden hier gezüchtet und könnten eine ernsthafte Konkurrenz für die Importe aus Asien werden, wo die Produktionsbedingungen schon mehrfach Thema von Fernsehberichten waren und durchaus geeignet sind, den Appetit auf diese Leckereien zu verderben. Fabian Riedel hat zusammen mit Maximilian Assmann das Unternehmen gegründet und dabei eine Produktionstechnologie entwickelt, die derart modern ist, dass es Fördermittel sowohl der EU als auch des Freistaates Bayern gab. So konnten die beiden jungen Unternehmer anfangen. Nach einigen Tests mit Krebsen in einer Wohnung, wo sie ihre Becken aufgestellt haben, entwickelten sie das Verfahren, das durchaus als revolutionär angesehen werden kann.

Die Garnelen entwickeln sich in Asien in offenen Becken bei rund 28 Grad Wassertemperatur unter tropischen Bedingungen. Diese müssen in ­Langenpreising in einer riesigen Halle erst einmal geschaffen werden. Grundlage ist Salzwasser. Das bedeutet, dass es nicht ständig ausgetaucht werden darf, denn das würde keine Kläranlage schaffen. Also muss es ein Kreislaufsystem sein und die Reinigung müssen die jungen Macher selbst bewerkstelligen.

Genau hier liegt der Clou: Vier komplette Kläranlagen sind in der Halle untergebracht, in der eine Lufttemperatur von 30 Grad Celsius herrscht. Das schließt den Kreislauf und macht diese Produktionsanlage zur modernsten Europas, zur größten sowieso. Garnelen aus Übersee sind durchweg mit Antibiotika behandelt, sonst könnten sie in der dubiosen Brühe, in der sie investigativen Berichten zufolge zuweilen herumpaddeln, gar nicht überleben.

In Langenpreising sind Antibiotika tabu. Grund sind auch dafür die Kläranlagen, denn deren biologischen Klärstufen würden beim Einsatz von Antibiotika sofort zusammenbrechen. Warum diese Mittel auch nicht notwendig sind, begründet Fabian Riedel so: »Es ist ein geschlossenes System. Krankheitserreger können gar nicht von außen eindringen.«

Die Larven der Garnelen kommen von einem seit Jahren als seuchenfrei zertifizierten Fachbetrieb in den USA. Wenn sie erstmal in Langenpreising in der Halle sind, kommt nichts mehr an sie heran. Kein Vogel kann etwas im Wasser hinterlassen und Fische von außen kommen naturgemäß auch nicht hinein. Die Besatzdichte nennt Riedel »moderat«, auf jeden Fall deutlich niedriger als in den Zuchtfarmen in Asien. Auch das trägt zur Gesundheit der Tiere bei, die zudem Bio-Futter bekommen.

Eine Zertifizierung für Bio-Standards ist im Gange, und so ist Riedel davon überzeugt, dass er mit der kompromisslos frischen Ware die Kundschaft überzeugen kann, die er in der gehobenen Gastronomie, aber auch in den Feinkostgeschäften vermutet. Viele Anfragen aus dem ganzen Münchener Raum bestätigen ihn in dieser Einschätzung. Aber er will schon in naher Zukunft auch einen Werksverkauf einrichten. kw

Artikel vom 15.01.2016
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