Masel tov!

29. Jüdische Kulturtage München vom 15. bis 23. November

Ilse Ruth Snopkowski hat 1987 die Jüdischen Kulturtage München ins Leben gerufen. Auch bei der 29. Auflage hat sie mit viel Elan an der Programmgestaltung gearbeitet.  Foto: cr

Ilse Ruth Snopkowski hat 1987 die Jüdischen Kulturtage München ins Leben gerufen. Auch bei der 29. Auflage hat sie mit viel Elan an der Programmgestaltung gearbeitet. Foto: cr

München · Was ist jüdische Kultur? »Die jüdische Kultur gibt es so nicht. Es gibt viele jüdische Kulturen.« Das sagt eine, die es wissen muss. Seit über 28 Jahren organisiert Ilse Ruth Snopkowski in der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e.V. die jüdischen Kulturtage in München.

Weiterer Artikel zum Thema
Zum Thema der Woche: Spannung und Entspannung
Artikel vom 13.11.2015: So seh ich das von Samstagsblatt München-Redakteur Carsten Clever-Rott:

Vom 15. bis 23. November finden im Rahmen der 29. Jüdischen Kulturtage München insgesamt neun Veranstaltungen statt, die diese Vielfalt zeigen sollen. Der Schwerpunkt liegt auf der Musik, aber auch der Dokumentafilm »Nach Norden« und die Podiumsdiskussion »Die dritte Generation nach der Shoah« werden erwartungsgemäßwieder zahlreiche Interessierte in den Gasteig locken.

Elemente der jüdischen Kulturen sind hierzulande durchaus nicht unbekannt. Klezmer, die traditionelle Volksmusik, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Daran hat Ilse Ruth Snopkowski ihren Anteil. Mit den Jüdischen Kulturtagen hat sie Ende der 80er-Jahre Pionierarbeit geleistet und auch Klezmer-Künstlern in München eine Bühne gegeben. Bis dahin hat jüdisches Leben in München in der Öffentlichkeit kaum stattgefunden, erläutert Ilse Ruth Snopkowski, Witwe des 2001 verstorbenen früheren Präsidenten des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Bayern, Simon Snopkowski. »Wir fahren zweigleisig«, meint sie und spricht damit das jüdisch geprägte Privatleben an, das in keinem Widerspruch zum öffentlichen Leben nach dem Kulturverständnis hierzulande steht. »Und das finde ich gut«, ergänzt Snopkowski.

Dennoch geht sie mit den Jüdischen Kulturtagen raus aus dem Kreis ihrer Glaubens- und Volksgemeinschaft. Die Kulturtage sollen neugierig machen, ein Fenster öffnen zu einer kulturellen Leistung, die oft im Verborgenen zu wirken scheint. »Ich bin nicht für eine selbstgewählte Ghettoisierung«, stellt die ehrenamtliche Kulturveranstalterin fest.

Die Werke jüdischer Künstler und Kulturschaffenden sollen allen zugänglich sein, der sich damit beschäftigen möchte. Dazu gehört immer auch die belastete Vergangenheit zwischen Deutschen und Juden. Inzwischen ist die dritte Generation der Holocaust-Überlebenden erwachsen. Sie wissen von den Gräueltaten der Nazis nur noch von Erzählungen, die schon eine Generation weitergetragen wurden. »Wir machen auch Erinnerungskultur«, erklärt Snopkowski und verweist auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Es geht um Aussöhnung, die anhaltend stattfindet.

Etwaige Vorbehalte hat bereits die letzte Generation abgelegt. Die Jüdischen Kulturtage in München waren seit ihrer ersten Veranstaltung 1987 immer überwiegend von nichtjüdischem Publikum besucht. Das Interesse ist groß, das zeigt auch der Kartenvorverkauf für die aktuelle Veranstaltungsreihe. Der so beliebte Klezmer allerdings wird nur eine kleine Rolle spielen. »Wir wollen kein Klezmerfestival sein«, meint Snopkowski. Viel mehr wolle man junge Künstler vorstellen und ihnen eine Bühne geben, die die ganze Vielfalt jüdischen Kulturschaffens zeigen. Wenn am 23. November in der Reithalle das Abschlusskonzert verklungen ist, sind die Jüdischen Kulturtage 2014 Geschichte.

Am 24. November geht es dann schon weiter mit der Planung für 2016, für die 30. Auflage. »Das ist mein großes Ziel«, betont Snopkowski, die für ihr seit über dreißig Jahren andauerndes ehrenamtliches Engagement bereits mit Auszeichungen wie dem Bundesverdienstkreuz, dem Bayerischen Verdienstorden und »München leuchtet« bedacht wurde. Das Lampenfieber ist noch da, wenngleich auch längst nicht mehr so intensiv wie 1987, als die Veranstaltungsreihe auch ein Experiment mit ungewissem Ausgang war. Inzwischen haben sich die Jüdischen Kulturtage etabliert. Das zeigt sich auch daran, dass David Krakauer am 15. November um 19 Uhr das Eröffnungskonzert geben wird. Statt Klezmer, für den er international bekannt ist, präsentiert er eine Multimedia-Show mit neu arrangierter Filmmusik. Ist halt kein Klezmerfestival. Von Carsten Clever-Rott

Die Veranstaltungen:

Gasteig
So., 15.11., 19.00 Uhr: David Krakauer: »The Big Picture«
Mo., 16.11., 19.00 Uhr: Dokumentarfilm und Filmgespräch »Nach Norden«
Di., 17.11., 20.00 Uhr: Konzert mit Melech Mechaya
Mi., 18.11., 19.00 Uhr: Szenische Lesung und Konzert mit
Peter Machac, Monika Strauch und Yael Deckelbaum:
Erinnerungen an Friedrich Torberg«
Do., 19.11., 19.30 Uhr: Konzert mit dem Janác´`ek Trio, Prag
Sa., 21.11., 20.00 Uhr: Konzert mit Yemen Blues
So., 22.11., 16.00 Uhr: Podiumsdiskussion: »Die dritte
­ Generation nach der Shoah«

JÜDISCHES MUSEUM MÜNCHEN
So., 22.11., 18.30 Uhr: Finissage: »Jukebox. Jewkbox!
Ein ­jüdisches Jahrhundert auf Schellack und Vinyl«

REITHALLE
Mo., 23.11., 20.00 Uhr: Konzert mit dem Orchester Jakobsplatz München: »Shanghai – mehr als ein Konzert«

Artikel vom 13.11.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...