Feste Anlaufstelle

Innenstadt · Streetwork-Projekt »ConAction« freut sich über neuen Standort

Die neuen Räume sind ein Grund zur Freude für Stefan Fischer (Stadtjugendamt), Birgit Treml, Frederik Kronthaler und Alexander Eberth (v. li.). Foto: js

Die neuen Räume sind ein Grund zur Freude für Stefan Fischer (Stadtjugendamt), Birgit Treml, Frederik Kronthaler und Alexander Eberth (v. li.). Foto: js

Zentrum · Das Streetwork-Projekt ConAction der Suchthilfeorganisation »Condrobs e.V.« hat kürzlich seine neuen Räume in der Stollbergstraße eröffnet. Jugendliche, die auf der Straße leben, können dort ihre Wäsche waschen, kochen, das Internet nutzen und werden professionell beraten.

Häufig anzutreffen seien Minderjährige ohne festen Wohnsitz in der Innenstadt, sagt Birgit Treml, stellvertretende Geschäftsführerin für den Bereich »Jugendliche« bei Condrobs e.V. Gegründet wurde der Verein 1971 in Schwabing. Suchtkranke Jugendliche haben viele Probleme. Eines davon ist besonders gravierend: Sie haben zum Teil keine Wohnung. »Sie leben bei wechselnden Bekannten, in Pensionen für Obdachlose oder schlafen in leer stehenden Häusern«, berichtet Treml. Im Jugendjargon werde dies als »herumwohnen« bezeichnet: »Sie hangeln sich haltlos durch das Leben«. Die Streetworker von Condrobs betreuen etwa 450 Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren. Bislang fand dies abgesehen von den Gesprächen auf der Straße in einem rund 30 Quadratmeter großen Büro in der Müllerstraße statt.

Das Nebeneinander von Verwaltungsarbeit und Beratungstätigkeit sei in den begrenzten Räumlichkeiten allerdings nicht zufriedenstellend realisierbar gewesen, sagt Treml: »Umso mehr freuen wir uns über die 150 Quadratmeter, die wir jetzt zur Verfügung haben.« Für mindestens zwei Jahre wird die Stadt dem Verein die Räume in der Stollbergstraße 1, die in den vergangenen fünf Jahren leer standen, überlassen. Die Innenstadt sei dafür der optimale Standort, so Treml. Viele der Treffpunkte von jungen Menschen mit Suchtproblemen befänden sich nämlich im Stadtzentrum. Von Vorteil sei außerdem die Nähe zur Partymeile rund um die Sonnenstraße, auf der die Streetworker freitags, samstags und den Abenden vor Feiertagen zwischen 23 Uhr und 4 Uhr unterwegs sind. »Wir sprechen die Jugendlichen dort an und sagen ihnen, wie man risikoarm durch die Nacht kommt«, erzählt Treml. Leicht sei diese Arbeit allerdings nicht: »Bei den Partygästen, die ihren Spaß haben wollen, ist das nicht immer erwünscht.« Seit vergangenem Jahr kümmern sich die Streetworker außerdem um jugendliche Flüchtlinge.

Auch diese Zielgruppe sei vorwiegend in der Innenstadt anzutreffen, sagt Treml. In Schwabing, wo der Verein von Eltern drogenabhängiger Kinder gegründet wurde, seien die Streetworker allerdings seit Ende der 1990er-Jahre nicht mehr aktiv: »Dort sind uns derzeit keine Brennpunkte bekannt.« Noch im Viertel ansässig ist jedoch die Drogenberatungsstelle von Condrobs in der Konradstraße 2. Mit dem Umzug der Streetworker in die Stollbergstraße habe der Verein ein wichtiges Ziel erreicht, sagt Treml. Nicht gelungen ist der Organisation bislang dagegen die Einrichtung einer Notschlafstelle für Jugendliche.

Schon seit 1994 setze er sich dafür ein, eine unbürokratische, spontan zugängliche Übernachtungsmöglichkeit für junge Menschen zu schaffen, sagt Frederik Kronthaler, Geschäftsführer für den Bereich Jugendliche bei Condrobs: »Es kann nicht sein, dass ein minderjähriges Mädchen bei einem obskuren, 45-jährigen Bekannten schlafen muss, nur weil es von den Eltern nicht aufgenommen wird oder von Jugendhilfeeinrichtungen abgewiesen wird, weil es zu betrunken ist«, mahnt er. Bei der Stadt stoße er mit dieser Forderung jedoch immer wieder auf taube Ohren: »Das ist ein Kampf gegen Windmühlen.« Sorge bereitet Treml außerdem, dass die Nutzung der Immobilie in der Stollbergstraße nur befristet vereinbart ist: »Wir wollen nicht selbst zu Nomaden werden wie unsere Jugendlichen und hier nur herumwohnen.« Wichtig sei nun, die Einrichtung dauerhaft zu etablieren.

Julia Stark

Artikel vom 19.05.2015
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